Dienstpflicht vs. freiwilliges Deutschlandpraktikum
Frau Kramp-Karrenbauer hat sich für einen einjährigen Dienst für Jugendliche nach ihrer Schulzeit in einem gesellschaftlich relevanten, gemeinnützigen Bereich ausgesprochen. Die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht wäre theoretisch möglich. Hierfür müsste das Grundgesetz geändert werden. Dazu wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit von nöten, die fraglich scheint. Kramp-Karrenbauer hatte bereits im vergangenen Jahr einen solchen Dienst ins Gespräch gebracht, der neben der Bundeswehr auch in der Pflege oder bei der Feuerwehr abgeleistet werden könnte.
Dem entgegen steht die Meinung vieler anderer Politiker. Diese setzen weiterhin auf ein freiwilliges und attraktives Deutschlandpraktikum. Man will keinen Zwangsdienst sondern Begeisterung für gemeinnütziges Engagement. Was haltet ihr von der "Wiedereinführung" einer Dienstpflicht? Falls ihr dies für gut befindet, sollte diese "Pflicht" dann geschlechterunabhängig gelten?
Frau Kramp Karrenbauer sollte sich einmal überlegen, ob sie als Verteidigungsministerin nicht lieber die Wehrpflicht wieder einführen sollte. Das passte eher zu ihrem Ressort. Da die Argumente ausgetauscht wurden, und es bei der Aussetzung - wohlgemerkt nicht Abschaffung - der allgemeinen Wehrpflicht vorerst bleibt, meint Frau Annegret Kramp-Karrenbauer etwas anderes wäre besser geeignet den über die Stränge schlagenden Jugendlichen Mores beizubringen, so sinngemäß nach ihrem letzten Interview. Dabei gibt es schon das hochgejubelte "Freiwillige Soziales Jahr", sie rennt dabei offene Türen ein. Wozu wieder jeden Tag eine "Neue Sau durchs Dorf treiben"?
Das Ganze kann durchaus wieder als Aktionismus gewertet werden, der über die eigentlichen, wichtigeren Probleme der Gesellschaft hinwegtäuschen soll. Es sollen wieder billige Arbeitskräfte als Pflegepersonal verschlissen werden, die sogenannten Zivildienstleistenden. Das schwebt Frau AKK wohl vor. Leider geht das nicht, ohne die Wehrpflicht wieder einzuführen, die ja dann den "Ersatzdienst" legitimiert. Jetzt wird händeringend nach einen neuen Namen nach dem Kind gesucht. Ich glaube ganz persönlich, dass die jungen Leute clever genug sind, nicht auf diesen faulen Zauber hereinzufallen.
Und Freiwilligkeit hin oder her. Wir wissen doch ganz genau, dass zu Wehrpflichtzeiten alles nur Erdenkliche unternommen wurde, um sich vor dem Dienst an der Waffe zu drücken, wo immer es möglich war. Und die Ungerechtigkeiten. Nicht alle als Tauglich befundenen Gemusterten eines Jahrganges wurden auch tatsächlich gezogen.
Zunächst zu der Geschlechterfrage - selbstverständlich sollte das dann alle betreffen. Alles andere wäre mit dem Grundgesetz doch wahrscheinlich auch gar nicht zu vereinbaren, sprich, es wäre ansonsten eine Benachteiligung aufgrund des Geschlechts.
Ich glaube nicht, dass die Beteiligten mit einer Zwangsverpflichtung von jungen Menschen glücklich werden würden und ich meine damit wirklich alle Beteiligten. Der Jugendliche hat keinen Bock auf Altenheim statt Studium und ist entsprechend wenig motiviert bei der Arbeit. Die Kollegen im Altenheim haben keinen Bock auf einen zwangsverpflichteten Jugendlichen, der einfach nur seine Zeit absitzen will und eher eine Last ist und für die Bewohner sind unmotivierte Pflegekräfte sicher auch keine Freude.
Davon abgesehen verstehe ich auch nicht wirklich, was die Frau sich davon verspricht. Ich hatte schon mit FSJlern im Krankenhaus zu tun, die wirklich wenig machen durften und alles absprechen mussten. Den Pflegenotstand behebt man aber nicht mit Leuten, die Patienten zum Röntgen begleiten dürfen und ansonsten damit beschäftigt sind zu fragen, wer noch Kaffee will oder bei irgendwas nicht medizinischem Hilfe braucht.
Wenn man mehr junge Leute dazu bringen will sich irgendwie für die Gemeinschaft zu engagieren sollte man sich eher überlegen, wie man diesen Dienst attraktiver gestalten kann. Ich meine damit gar nicht unbedingt mehr Gehalt sondern die Möglichkeit dieses Jahr irgendwie auf Studium oder Ausbildung anrechnen zu lassen. So, dass es eben kein "verlorenes Jahr" ist.
Was mich am meisten am zugrundegelegten Interview von Frau AKK regelrecht erzürnt hat, ist die Art und Weise, mit der pauschal über die jüngere Generation geurteilt wird. Als ob alles postpubertäre Flegel wären, die nur durch entsprechende Züchtigungsmaßnahmen auf den rechten Pfad gebracht werden könnten. Solch eine Denkungsart gehört vielleicht in die Kaiserzeit oder passt eher zu Adolf Hitlers Hitlerjungen und BDM-Mädeln.
Da merkt man einmal wieder mehr, was sich im Hinterkopf von Frau AKK an kruden und absolut inkompetenten Ideenwelten abspielen dürfte. Vielleicht macht sie noch den Vorschlag, patriotische Dienste mit Fähnchenschwenken und Subbotnik einzuführen. So etwas könnte man eher der ihre DDR-Vergangenheit keineswegs verleugnende Bundeskanzlerin A. Merkel zutrauen, von der man aber im Gegensatz zu Frau AKK kaum ein unreflektiertes Wort bei öffentlichen Auftritten vernommen hat.
Hier merkt man ganz deutlich, wer an Dialektik geschult ist und wer nicht. Vielleicht sollte Frau AKK erst einmal eine entsprechende "Kaderschule" besuchen, bevor sie solchen, 'tschuldigung, Unsinn am laufenden Band produziert, mit der sie sich ihre eigene Autorität selber immer mehr von Fall zu Fall untergräbt.
Gorgen_ hat geschrieben:Was mich am meisten am zugrundegelegten Interview von Frau AKK regelrecht erzürnt hat, ist die Art und Weise, mit der pauschal über die jüngere Generation geurteilt wird. Als ob alles postpubertäre Flegel wären, die nur durch entsprechende Züchtigungsmaßnahmen auf den rechten Pfad gebracht werden könnten.
Das stört mich auch, aber nicht nur bei ihr sondern auch bei einigen anderen Politikern. Klar, es ist kein neues Phänomen, dass "die Jugend von heute" mit irgendwelchen pauschalisierten Vorurteilen konfrontiert wird, aber es ist doch ein großer Unterschied ob der Opa bei der Familienfeier nach dem zweiten Glas Wein solche unreflektierten Aussagen trifft oder ob so etwas von einer Politikerin kommt, die in einer bedeutenden Position ist.
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