Hat jede Metropole ihr eigenes kollektives Unbewusstes?

vom 29.11.2019, 20:41 Uhr

Vor einiger Zeit bin ich einem Artikel über einen Satz gestoßen, an dem ich hängenblieb und dessen Inhalt sich mir nicht so wirklich in Gänze erschließen wollte. So war der Autor der Ansicht, jede Metropole würde ihr eigenes kollektives Unbewusstes aufweisen, welches auf seine Bewohner abfärbt, ob man das nun wolle oder nicht. Die Stimmung und Atmosphäre der Stadt färbten ab und veränderten die Menschen in eine bestimmte Richtung.

Leider habe ich noch nie in verschiedenen Metropolen der Welt gewohnt, oder auch eher nicht leider, so recht fehlt mir dazu die Ambition, von daher kann ich nicht aus Erfahrung sprechen. Die Leute, die ich kenne und die in verschiedenen Metropolen in Deutschland gelebt haben, fanden es schon jedes Mal anders, hatten aber subjektiv nicht den Eindruck, dass es einen wirklichen Unterschied gemacht hat.

Vielleicht funktioniert dieses Erleben ja nur bei unterschiedlichen Ländern oder gar Kontinenten? Wie ist die Aussage zu deuten? Inwiefern hat wirklich jede Metropole so etwas wie ein eigenes kollektives Unbewusstes?

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Finde das einen schönen Ansatz und stimmig. Ich empfinde es auch so, dass wir global betrachtet ein kollektives Unterbewusstsein haben. Jung hatte diesen Ansatz auch in seinem Ansatz. Warum soll eine Metropole wo viele Menschen täglich vieles erleben und auch eine lange Geschichte hat, dies nicht irgendwie speichern? Kann mir auch gut vorstellen, dass dies abfärbt. Paris hat einen anderen Flair, als London oder Brüssel, Rom ist wieder ganz anders. Es liegt auch ein wenig an der Kultur.

Was nun wirklich der Auslöser für diese Unterschiede sind, ist sicher noch nicht geklärt. Einige Kultur- und Sozialpsychologen beschäftigen sich damit. Mein Professor für Kulturpsychologie hat etwas ähnliches in der Vorlesung erwähnt. Er meinte dies jedoch auch, dass ganze Völker kollektiv traumatisiert werden können und sich dies auf die nächste Generation überträgt. Es ist eine Form von transgenerationaler Übertragung des Traumas. Dazu muss ich aber erwähnen, dass er von seinem psychologischen Ansatz der Psychoanalyse anhängig war. Diese haben einen starken Bezug zum Unterbewusstsein.

Ich erkläre dies einfach so, wir Menschen sind von Natur aus Herdentiere, wir passen uns bis zu einem gewissen Grad an unser Umfeld ab. Speziell wenn eine große Masse von Menschen ein Individuum beeinflussen, tendieren wir dazu uns ähnlich geben und zu fühlen. Die Masse kann sich sozusagen verselbstständigen und eigene Charaktereigenschaften haben. Wenn man die Massenpsychologie dementsprechend weiter denkt ist hier ein individuelles Unterbewusstsein in Millionenstädten sicherlich nicht abwegig.

» TinaPe » Beiträge: 452 » Talkpoints: 13,66 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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