Hat der Vorname tatsächlich Einfluss auf das Gehalt?
Immer wieder mal liest man von einem Zusammenhang des Vornamens mit der Gehaltsstufe. Eine aktuelle Studie aus England zeigt auch wieder, dass es wohl einen Zusammenhang gibt zwischen Vornamen und Gehalt.
Grundsätzlich sei bei der Auswertung von 5.000 Lebensläufen aufgefallen, dass je kürzer der Vorname sei, desto höher das sei das Gehalt - so die Studie. Die Anzahl der Silben des Vornamens hat einen direkten Einfluss auf das Gehalt. Personen mit zweisilbigen Vornamen verdienen 8%, Personen mit dreisilbigen Vornamen sogar 18% weniger als Leute, deren Vorname aus nur einer Silbe besteht.
Im Top 10 -Ranking stehen allerdings Dirk, Rainer und Jürgen bei den Männern und Sabine, Susanne und Claudia bei den Frauen auf Platz 1-3.
Ich bin von solchen Studien ja wenig bis gar nicht überzeugt und glaube da eher an einen Zufall bzw. denke ich, dass man da noch mehrere Bewertungskriterien berücksichtigen müsste. Bei oben genannten Namen handelt es sich ja doch eher um gängige und häufig verwendete Vornamen. Dass bei diesen Namen dann automatisch das Durchschnittsgehalt höher ist als bei seltenen und ausgefalleneren Vornamen erschließt sich meiner Meinung nach von selbst.
Was haltet ihr von der Studie? Hat der Vorname eurer Meinung nach tatsächlich Einfluss auf die Gehaltshöhe? Haben es Personen mit Namen wie Kevin, Jacqueline und Chantal tatsächlich schwerer an gut bezahlte Jobs zu kommen?
Ich halte von dieser Studie nicht sehr viel. Selber arbeite ich nur in einer sehr kleinen Firma, aber in dem Unternehmen in dem mein Mann arbeitet, kann er keine Unterschiede im Gehalt feststellen, die auf den Vornamen zurückzuführen sind. Bei gleicher Qualifikation verdient ein Kevin dort genauso viel wie ein Jürgen.
Klingt mal wieder nach einer von diesen Studien, bei denen Wissenschaftler eine Korrelation festgestellt haben und Journalisten daraus eine Kausalität ableiten und einen Artikel basteln, bei dem sich die Wissenschaftler wahrscheinlich an den Kopf fassen und sich fragen, wie man dann darauf kommt.
Wenn man feststellt, dass Kevins weniger verdienen als Jürgens, muss man sich doch erst mal anschauen, was für Faktoren für den Verdienst überhaupt eine Rolle spielen. Und bei Kevin und Jürgen liegt die Frage, wie alt die Männer mit diesen Namen im Durchschnitt eigentlich sind, doch sehr nahe. Die Jürgens verdienen vielleicht einfach deshalb mehr, weil sie mehr Berufserfahrung haben, eine längere Betriebszugehörigkeit, einen alten Arbeitsvertrag mit besseren Konditionen und so weiter.
Genauso müsste man das Alter bei der Länge der Vornamen auch mit berücksichtigen. Es kann nämlich gut sein, dass es auch hier Modeerscheinungen gibt oder gab. Ich erinnere mich an eine Wahl - findet bei uns im Kindergarten statt - da musste ich warten und hatte Zeit die Namensschilder an der Garderobe anzuschauen. Da hatte mindestens jedes zweite Kind irgendeinen bescheuerten Doppelnamen.
Was mich bei der Studie mit der Länge der Vornamen aber mal interessieren würde ist, was für eine Rolle der Nachname spielt. Ich habe nämlich drei Leute im Freundeskreis mit einem Vornamen, der jeweils nur aus drei Buchstaben besteht. Alle drei haben bzw. hatten einen sehr langen Nachnamen, was auch der Grund dafür war, dass sich die Eltern für kurze Vornamen entschieden haben.
Ich denke, dass hier wie so oft Ursache und Wirkung verwechselt werden. Es wurde ja schon erwähnt: Wenn jemand Bernhard oder Elisabeth heißt, ist die Person wahrscheinlich keine 20 mehr, sondern seit längerem im Berufsleben verankert und entsprechend höher auf der Gehaltsliste. In den 1980ern hieß noch kein Schwein Lea, Mia, Leon oder Fynn, da wimmelte es statt dessen von Sandras, Julias, Daniels und Christians. Und die Leute sind jetzt in ihren Dreißigern und schaffen naturgemäß mehr Kohle ran als die Tims, Finns, Jans und Lenas, die um 2000 herum auf die Welt gekommen sind. Rein statistisch gesprochen, und hier geht es schließlich genau um statistische Wahrscheinlichkeiten.
Tatsache ist zudem, dass die soziale Herkunft leider eine große Rolle für den beruflichen und gesellschaftlichen Status spielt und natürlich gibt es Trends in der Vornamenwahl je nach der sozialen Schicht der Eltern. An dem Klischee von Kevin, Justin und Schakline ist schon ein bisschen was dran. Aber das heißt ja nicht, dass jemand einen schlechteren Job bekommt, weil er Kevin heißt, sondern es kommen unterschiedliche Faktoren zusammen.
Die Anzahl der Silben hat tatsächlich Einfluss auf das Gehalt, aber das ist kulturell bedingt eben in den USA so. Hierzulande herrscht eine andere Kultur. Da hat die Länge des Vornamens nichts mit dem möglichen Erfolg zu tun. Wir haben noch die Nachwehen des strengen Klassensystems. Das hat es für Weiße in den USA aber nur angedeutet gegeben.
Während man hier auf den vollen Namen Wert legte und Abkürzungen nur Freunden und Familie vorbehalten bleiben, sind in den Staaten Abkürzungen normal. Bill, Ted, Don, Tom, Ron und so weiter sind Teil des Alltags und stehen auf der Visitenkarte. Dabei haben diese Menschen eigentlich viel längere Vornamen. Bill Clinton heißt eigentlich William Jefferson Clinton. Jeff Bezos heißt Jeffrey Preston Bezos und so weiter. Oder man kürzt einfach auf die Anfangsbuchstaben der Vornamen.
Das wirkt unkompliziert und uneitel und signalisiert die Zugehörigkeit zur weißen Mittel- oder Oberschicht. Und man wählt unbewusst immer das, was man kennt und was unkompliziert wirkt. Jeder kennt nette amerikanische Jungs mit so einem Alltagskurznamen. Daher macht es die Masse und die Gewohnheit. Wenn da plötzlich Apu Nahasapeemapetilon, dann ist das fremd, kompliziert und der gehört nicht zum Klub. Also hat er es schwerer.
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