Lügen von Bekannten und Freunden inwiefern tolerieren?

vom 01.07.2017, 16:21 Uhr

Ich habe einige neue Spieler in einem Onlinespiel kennengelernt, wobei ich den Verdacht habe, dass sich ein Mann als Frau ausgibt. Ich habe diese Person - auch in Anwesenheit von anderen Teamkameraden - mit meinen Gedanken konfrontiert. Später meinte ein anderer Spieler zu mir, dass es doch eigentlich egal wäre ob diese Person lügt oder nicht, denn es ist nur wichtig zusammen Spaß zu haben. Ob eine Person die Unwahrheit spricht oder nicht, das ändert am Spielerlebnis nichts.

Ich stimme ihm überhaupt nicht zu und mich stört es, wenn andere Menschen mit Kleinigkeiten nicht ehrlich sein können. Notlügen, weiße Lügen oder kleinere Lügen aus Scham kann ich nachvollziehen, aber unnötige Lügen mag ich einfach nicht. Wie seht ihr das?

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bei einem Onlinespiel ist es doch wirklich egal, ob da nun gelogen wurde oder eben nicht, das sind ja nur Spielkameraden und keine Freunde oder wirkliche Bekannte. Bei Freunden und Bekannten finde ich Ehrlichkeit wichtig, da sollte man nicht wegen jedem Mist lügen, dennoch habe ich da auch schon erlebt, dass manche einfach dazu neigen nicht wegen großen Sachen zu lügen, aber wegen Kleinigkeiten, die sie besser dastehen lassen. Das müsste nicht sein, aber deswegen die Freundschaft kündigen finde ich auch albern.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde jetzt auch, dass man Leute, die man bei einem Onlinespiel kennen lernt, nicht wirklich als Freunde und Bekannte einstufen soll. Wenn dich das so stört, dass sich der Spieler als Spielerin ausgibt oder umgekehrt, dann würde ich eben der Person schreiben, dass du nicht bereit bist, mit jemandem zu spielen, der nicht ehrlich zu dir ist.

Ich finde es jetzt nicht weiter schlimm, wenn die Person ihre wahre Identität nicht äußern würde. Es geht mir oft genau so, dass ich im Internet, oder eben online nicht wirklich alle Dinge von mir preis geben möchte. Und was macht es für einen Unterschied, ob ich jetzt mit einem Mann oder mit einer Frau spiele?

Ich meine, wenn es sich um Freunde von mir handelt, dann ist es mir schon wichtig, dass diese ehrlich zu mir sind. Aber das sind sie dann auch, sonst wären es ja keine Freunde. Und außerdem weiß ich im Normalfall dann auch, was diese für ein Geschlecht haben.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Im Internet weiß keiner, ob du ein Hund bist. Ich selber spiele keine Onlinespiele, aber vom über die Schulter schauen, weiß ich, dass sich viele Leute zu diesem Zweck ganz eigene Charaktere zulegen und bei Fragen wie Alter, Geschlecht, Herkunft und so weiter nicht unbedingt immer bei der Wahrheit bleiben. Ich würde Online-Mitspieler auch nicht zwangsläufig als Freunde oder Bekannte ansehen. Dazu gehört bei mir schon ein bisschen mehr persönlicher Kontakt.

Gerade Frauen in Multiplayer-Spielen kann ich es beispielsweise auch nicht verdenken, weil nicht jeder Spieler damit klarkommt, dass ihn die Realschülerin Emma B. gerade aus dem Wasser gefegt oder mit der Armbrust an den Baum genagelt und ausgeraubt hat. Ansonsten finde ich es bei Online-Spielen sogar eher normal, wenn man die Anonymität des Internet nutzt und auf diese Art verhindert, dass irgendein Verrückter einem vor der Haustür auflauert, weil man zu großzügig mit seinen persönlichen Informationen umgegangen ist.

Für mich macht es also durchaus einen Unterschied, ob mir jemand direkt ins Gesicht lügt, oder ob ich herausfinde, dass Benni123 zehn Jahre älter ist, als er behauptet, und nicht in Berlin wohnt, sondern in Bielefeld. Bei Bekannten und Arbeitskollegen kenne ich auch Leute, die es mit der Wahrheit nicht immer so genau nehmen und gerne mal 10 000 Euro drauflegen oder zwei Kleidergrößen abziehen. Da ist es mir auch egal. Und Freunde lügen mich nicht an, wenn sie meine Freunde bleiben wollen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Also ich unterscheide im Grunde gar nicht, wer mir die Wahrheit sagen "muss" und wer nicht. Freunde, Bekannte, Kollegen und Verwandte haben mir aus reinem Anstand und Respekt nicht ins Gesicht zu lügen. Das sollte natürlich absolut klar sein, wie ich finde, aber selbst da unterscheiden noch viele.

Im World Wide Web ist es mir generell egal. Das kann ich weder nachweisen noch beweisen. Im Internet lügen sowieso die meisten und das stört mich auch nicht. Solange ich eben nicht mit den Personen befreundet bin, was mir via Internet sowieso schwer fallen würde. Ich bevorzuge reale Freundschaften sowie Bekanntschaften und lasse im Web ohnehin niemanden wirklich an mich heran.

Im Web kann jeder sagen, was er will und da passiert ja auch nichts. Es wäre nur doof, wenn man sich am Ende dazu entschließt, sich besser kennenzulernen und dann eine Freundschaft führen möchte. Das wäre schon hinderlich, wenn man vorher gelogen hat, aber ansonsten kann man im Web machen, was man möchte. Da weiß eh keiner die Wahrheit oder ob es doch die Wahrheit ist?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich fände es nun auch überhaupt nicht schlimm, von so einer Onlinespielbekanntschaft angelogen zu werden. Zum einen wird sie schon ihre Gründe haben, online ihr Geschlecht zu ändern. Vielleicht ist die Person wegen ihrem Geschlecht schon diskriminiert worden und dann ist das ein einfacher Weg, dies in Zukunft zu verhindern. Oder es ist der erste Schritt eines Coming-Outs als Transgender. Oder es macht ihr einfach nur Spaß.

Für mich als Gegenspieler macht es doch keinen Unterschied. Wie andere hier schon sagten, ein Onlinemitspieler ist kein Freund und auch kein Bekannter. Da ist die Wahrheit nicht zwingend nötig. Ich würde da auch viel verschweigen oder die Unwahrheit sagen, was Persönliches angeht, weil das zu so einer Bekanntschaft einfach nicht dazugehört, viel Persönliches auszutauschen. Manche ziehen ihre Grenzen da bei Eheproblemen, beim Geburtsdatum oder dem Wohnort, andere eben schon beim Geschlecht.

Im Umkehrschluss könnte man es allerdings auch als extrem dreist ansehen, dass du jemanden des Lügens bezichtigst, den du überhaupt nicht kennst. Was, wenn du Unrecht hast? Aufgrund eines Gefühls, eines Verdachts. Worauf basiert der denn? Garantiert nicht auf Beweisen, weil du die Person noch nie gesehen hast. Ich finde es extrem unhöflich, dann einfach zu behaupten, dass derjenige lügt. Selbst wenn du Recht hast, hast du die Person damit bloßgestellt vor den anderen Mitspielern.

Wie gesagt, könnte sie sehr gute Gründe dafür haben. Sie genießt es, in dieser Welt ein anderes Geschlecht zu haben. Du aber hast ihr das verdorben, in dem du es mit allen diskutieren wolltest. Und warum genau? Welchen Unterschied macht es, ob du mit Frauen oder Männern spielst? Die pure Offenheit kann man da eh nicht erwarten, wenn man sich doch gar nicht kennt.

Ich erwarte nicht mal von guten Freunden, dass sie immer ehrlich zu mir sind. Wenn ich dadurch keinen Schaden erleide, können sie mir sagen, was sie wollen. Beispielsweise können sie mir ruhig verschweigen, dass sie Eheprobleme haben, wenn sie die für einen Nachmittag mit mir vergessen wollen. Schon ein "ich möchte nicht darüber reden" kann die Stimmung verändern. Ich habe aber keinen Schaden dadurch, dass ich nichts von den Eheproblemen weiß.

Und ich würde es auch einem guten Freund verzeihen, wenn er mir über seine sexuelle Identität nicht von Anfang an die Wahrheit sagt. Wenn er soweit ist, sagt er es mir und dann stelle ich mich darauf ein. Das ändert ja nichts an seinem Charakter.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum du wegen so einer Bagatelle direkt ein Fass aufmachst. Ich frage mich sogar, woher du denn wissen willst, was das "richtige" Geschlecht angeht, gerade wenn es um Online-Bekanntschaften geht. In dem Fall schließe ich aus, dass du irgendwelche Fotos oder sonstiges gesehen hast. Woran machst du die "Lüge" also fest? Am Schreibtstil?

Abgesehen davon finde ich es legitim, im Internet ein wenig anonym zu sein und das eben auszunutzen. Im Internet geht so schnell alles viral, was man sagt, da ist es doch legitim, dass man sich ein wenig durch die Verdrehung von Wahrheit schützen möchte. Oder aber, die Person fühlt sich tatsächlich so als wäre sie im falschen Körper und wäre lieber das andere Geschlecht. Da ist es doch legitim, wenn man sich im Internet dann so verhält und gibt, wie man gerne wäre. Als Übung quasi für die Realität und die echten Bekanntschaften.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ob mich so eine Lüge stören würde, wäre abhängig davon, wie viel Kontakt ich in dieser Spiel-Situation dauerhaft mit der Person habe. So gebe ich mich beim Quizzduell dem Nick nach auch als Mann aus, weil ich einfach keine Lust auf das unsägliche Baggern dort habe. Da ich früher mal als Frau unterwegs war, weiß ich, wovon ich rede. Ist das jetzt wirklich eine große Lüge? Ich spiele dort mit jedem Gegenspieler nur einmal, will auch keine Kontakte und nicht chatten, unter diesem Gesichtspunkt ist das Lügen für mich völlig okay.

Die Grenze würde ich ziehen, wenn ich öfter mit jemandem spielen würde und sich vielleicht sogar ein persönlicher Kontakt ergibt, dann käme ich mir schon nicht mehr so gut vor und würde die Täuschung schnell offen legen. Für die meisten Menschen macht es in der virtuellen Kommunikation natürlich einen gewaltigen Unterschied, ob sie glauben, mit einem Mann oder einer Frau zu schreiben. Gerade bei größeren Online-Games spielt man ja soweit ich weiß auch in Clans mit den immer gleichen Leuten zusammen. Dort können dann schon sicher auch mal private Gespräche und sogar Freundschaften und Bekanntschaften entstehen, wo man wissen möchte, mit wem man es zu tun hat.

Und wenn sich der Kontakt weiter intensiviert, würde so eine Lüge, wenn es denn überhaupt eine gibt, was ja hier auch noch nicht klar ist, auffliegen bzw. klären. Wer weiß, was die Person für Gründe hat. Aber sie gemeinschaftlich im Teamspeak oder einem Chat zur Rede zu stellen und öffentlich zu ermitteln, ist jetzt nicht ganz so elegant. Vielleicht wäre es besser gewesen, einfach vorher privat zu fragen und seinen Verdacht auch zu begründen. Unterm Strich würde ich mich wahrscheinlich aber auch etwas irritiert sehen, wenn sich da ein gewisser Verdacht in der Sache erhärten würde. Die Idee, es mit einem Transgender zu tun zu haben kam mir beim Lesen ebenfalls, man weiß es eben nicht, was dahintersteckt.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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