Im Urlaub gewesen sein, ohne sich erholt zu haben?

Nicht jeder Urlaub, den ich mache, steht im Zeichen der Erholung. Wenn ich Städtetrips mache, dann bin ich in der Regel sehr viel unterwegs, um möglichst viel zu sehen und zu erleben. Das kann dann natürlich etwas anstrengender sein. Trotzdem ist das für mich aber auch Erholung, weil ich einfach vom Alltagsstress abschalten kann, auf andere Gedanken komme und nicht zur Arbeit gehen oder an den Haushalt denken muss.

Genauso sieht es aus, wenn ich in ferne Länder reise. Ich unternehme dann generell viel, achte aber schon immer darauf, dass ich mich an keinen stressigen Zeitplan halten muss und mich damit selbst unter Druck setze. Von daher komme ich dann trotzdem immer erholt nach Hause.

Einige meiner Freunde hatten allerdings schon den einen oder anderen Partyurlaub gemach, in dem einfach extrem viel getrunken und gefeiert wurde. Obwohl sie Spaß daran hatten, meinten sie danach immer, wieder urlaubsreif zu sein, weil sie sich im Urlaub gar nicht erholt hätten. Wart ihr schon einmal im Urlaub, ohne euch erholt zu haben? Ist Erholung im Urlaub für ich überhaupt wünschenswert?

Wenn ich einen Urlaub mache bei dem ich aus meiner gewohnten Umgebung "entfliehe", dann erwarte ich schon einen gewissen Grad an Erholung und Entspannung während der Urlaubszeit. Wobei für mich Erholung auch nicht bedeutet dass ich nur gemütlich auf dem Handtuch im Strand liegen muss und mich in der Sonne bräunen.

Erholung kann für mich durchaus auch bedeuten gemütlich durch eine - mir fremde - Stadt zu spazieren und mir die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Mir Party- und alkoholmäßig die Kante zu geben war noch nie so mein Ding, deswegen kann ich nicht beurteilen inwiefern man solche Aktionen als Erholungsurlaub sehen kann.

Einmal hatte ich einen Kurzurlaub gebucht aus dem ich tatsächlich mehr gestresst als erholt zurück gekommen bin. Das lag allerdings nicht am Urlaub selbst sondern an den Umständen. Die An- und Abreise liefen schon mehr als schief und die Unterkunft entsprach auch in mehrer Hinsicht nicht den Vorstellungen.

Ich persönlich erhole mich im Urlaub am besten dann, wenn ich geistig eine große Distanz zu meinem beruflichen und sonstigen Alltag erreiche. Dabei hilft mir weniger ein Strand- oder Partyurlaub, sondern eine Reise, bei der ich viele neue und ungewöhnliche Eindrücke bekomme. Besonders geeignet sind interessante Rund- und Städtereisen. Wenn so eine Reise insgesamt interessant und abwechslungsreich war, dann fühle ich mich hinterher auch gut erholt, obwohl ich streng genommen meistens aktiv gewesen bin.

Seltsamerweise strengen mich reine Erholungsurlaube ohne abwechslungsreiche und interessante Anregungen viel mehr an. Würde ich also zwei Wochen lang nur am Hotelpool oder am Strand liegen, wäre ich wohl hinterher wirklich fertig mit den Nerven. So merkwürdig es klingen mag, aber das reine Nichtstun stresst mich viel mehr als interessante Aktivitäten.

Einfach nur irgendwo umherliegen und ausruhen kann doch auch sehr langweilig und wenig erholsam werden, wenn man einfach nicht der Typ dafür ist. Ich kann durchaus auch nach einem Städtetrip sagen, dass ich mich dabei erholen konnte. Immerhin hat man einen ganz anderen Alltag, sieht andere Dinge und kann sich den Tag selber gestalten. Wenn man dann auch noch einen stressigen Urlaub hatte, dann ist man wohl allein selber Schuld.

Wenn ich Urlaub habe, dann versuche ich für mich das Optimum herauszuholen und brauche es auch nicht immer nur alles ruhig anzugehen. Sicherlich Strand macht super Spaß, aber ich will dennoch auch etwas entdecken ohne das es sofort in Stress ausartet.

Urlaub, den ich an einem anderen Ort weiter weg von Zuhause verbringe, ist für mich immer mit Erholung verbunden. Selbst, wenn meine Reise durchgetaktet und straff organisiert ist, ich von morgens bis abends auf den Beinen bin und nicht länger schlafe, als unter der Arbeitswoche auch, genieße ich einfach den Abstand, die Distanz zum Job und zu den häuslichen Verpflichtungen und das gänzlich andere Tagesprogramm. Selbst ein Wochenende bei Freunden, das ich fast zu 50% auf der Autobahn mit An- und Abreise verbringe, tut mir schon gut.

Bin ich allerdings im Urlaub komplett zuhause und lediglich nicht auf der Arbeit, dann kommt es vor, dass ich mich nicht richtig erhole. Ich neige dann dazu, viele Termine, liegengebliebene Vorhaben oder organisatorische Dinge in Angriff zu nehmen, die mich im Arbeitsalltag zu sehr stressen oder die ich da gar nicht realisieren kann, und häufig mute ich mir dann einfach zu viel zu und habe am Ende fast volle „Ersatzarbeitstage“.

Auch fällt mir nach zwei, drei Tagen „rumsitzen“ in der Bude die Decke auf den Kopf und ich habe dann die Nase von eigentlich geliebten Hobbies und Freizeitaktivitäten gründlich voll, weil ich eine Überdosis davon bekomme und mir die ganze Zeit überlege, was ich denn sinnvolleres tun könnte. Entweder, ich stürze mich dann in irgendwelche Arbeit, oder ich packe meine Tage voll mit Ausflügen, die mich auf Trab halten. Am Ende ist das zwar meistens auch ganz produktiv, aber eben wenig erholsam.

Früher hatte ich auch gelegentlich versucht, mal einen Urlaub zuhause zu verbringen, aber mir ist es auch so ergangen, dass ich diese Urlaube als wenig entspannend empfunden hatte. Denn es kam fast immer dazu, dass ich meine Tage mit Erledigungen vollgepackt hatte, und am Ende war die Zeit fast so stressig wie Arbeitstage. Erst die räumliche Distanz zu meiner Heimat ermöglicht es mir, den nötigen Abstand zum Alltag zu gewinnen. Und Besichtigungen, Wanderungen etc. ermöglichen es mir, mich auf andere Dinge zu fokussieren und meine Gedanken vom Alltag zu lösen.