Was würdet ihr verstorbene Großeltern fragen?

vom 21.11.2019, 14:00 Uhr

Ich denke mir ab und an, dass mein Opa viel zu früh von uns gegangen ist. Kurz bevor er unerwartet starb, wollte ich noch ein Album mit ihm machen, mit Fotografien von ihm, von früher. Eine Art Aufzeichnung der Zeitgeschichte eben. Dort sagte er schon, dass er nicht mehr lange Zeit habe, ich tat es als blödes Geschwätz ab.

Und nun ertappe ich mich oft bei dem Gedanken, wie dieses Lied von STS "Großvater" auch sagt: "Großvater, kannst du ned awa kummn auf an schnölln Kaffee?" Ich würde meinen Opa gerne noch so viele Dinge fragen, die mich erst jetzt richtig beschäftigen, da ich selber erwachsen bin.

Geht es euch auch so? Habt ihr auch Fragen, die euch brennend interessieren, ihr aber nicht mehr stellen könnt, weil die Großeltern bereits verstorben sind. Was würdet ihr gerne wissen wollen? Gäbe es eventuell die Möglichkeit diese Informationen bei anderen Menschen oder Quellen nachzufragen?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich würde gar nichts gerne wissen wollen. Ich denke nämlich was er mir erzählen wollte hat er mir erzählt, gerade als ich klein war haben wir wirklich viel geredet und wenn ich nun noch einen Wunsch hätte würde ich ihn einfach gerne in den Arm nehmen und Danke sagen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn lieb habe, aber ich habe mich nie bedankt für die tolle gemeinsame Zeit und dieses ein Mal noch seinen Duft riechen, ein Mal Danke sagen, wäre wirklich schön.

Ich weiß mein Opa hatte keine leichte Kindheit, seine Mutter hat den Kindern versucht alles Recht zu machen und hat sich sehr für sie eingesetzt und dennoch war das keine leichte Zeit. Ihm fiel es immer etwas schwer so etwas zu erzählen, aber er hat mir das alles schon erzählt und das was ich wissen wollte habe ich erfragt. Tatsächlich gibt es keine offenen Fragen, auch aus erwachsener Sicht nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die Fragen, die ich gerne stellen würde, könnte ich meine Großeltern selbst dann schlecht fragen, wenn sie noch leben würden. Die hatten nämlich bestimmt ihren Grund, über die Gräuel von Flucht und Vertreibung, Kriegsgefangenschaft und KZ nicht mehr sprechen zu wollen. Therapie hätten sie allesamt gebraucht, weil die Zeitläufte sie psychisch und physisch ruiniert haben wie den Großteil der Generation, die Krieg und Terror irgendwie überstanden und sich ein neues Leben aufgebaut hat. Statt dessen knabbern ihre Kinder und Enkel noch an den Traumata und psychischen Schäden, die ihnen eine normale emotionale Entwicklung unmöglich gemacht haben. Großer Spaß.

Rein theoretisch gesprochen würde es mich schon interessieren, wie der Russlandfeldzug und die Kriegsgefangenschaft wirklich waren oder was das für ein Gefühl war, mit Mitte 20 und einem Fünfjährigen auf dem Arm auf dem Dorfplatz irgendwelchen Bauern zugeteilt zu werden. Aber wie gesagt, zu Lebzeiten war ich entweder noch zu klein oder hätte mich aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen nicht getraut, aus historischem Interesse in alten Wunden zu stochern.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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