Was hättet ihr tun sollen, als ihr jünger wart?

Manchmal bereut man es ja später, früher irgendwelche Dinge nicht getan zu haben. Manchmal ist man tatsächlich zu alt für irgendetwas, was einem immer im Kopf herumgespukt ist, weil man einfach eine bestimmte Altersgrenze überschritten hat. Bei vielen Ausbildungen ist es ja beispielsweise so, dass man sich da nur bis zu einem bestimmten Alter bewerben kann.

Manchmal fühlt man sich dann später aber auch zu alt für etwas, was man eigentlich schon immer gerne hatte tun wollen, wie etwa, sich die Haare bunt zu färben. Was hättet ihr tun sollen, als ihr jünger wart und was bereut ihr nun, nicht getan zu haben?

Ich empfinde mich (mit meinen 34 Jahren) eigentlich noch nicht als alt und habe deswegen auch noch nicht allzu viele Themen die in meinem Alter nicht mehr möglich sind.

Manchmal habe ich allerdings schon darüber nachgedacht ob mir eventuell ein paar jugendliche Erfahrungswerte fehlen. In meinen Augen war ich (im Nachhinein gesehen) etwas zu "brav" in meiner Jugendzeit. Ich habe mir nie die "Kante" gegeben, habe keine Zigaretten, Joints etc. ausprobiert und war immer pünktlich zu Hause. Auch in den Diskotheken war ich sehr selten bis gar nicht. Mit 18 habe ich meinen Partner kennengelernt und mit 21 bin ich Mutter geworden. Da wir zu wenige Betreuungsmöglichkeiten hatten war für uns ab diesem Zeitpunkt die "wilde Zeit" komplett vorbei.

Übrigens bin ich nicht der Meinung, dass man so Dinge wie "Haare färben" am Alter festmachen muss. Ich habe z.B. eine 48 jährige Kollegin bei der Kriminalpolizei (als kaufmännische Sachbearbeiterin) die lila-farbene Haare hat. Ihr steht das richtig gut und hat auch zu keinen Problemen beim Arbeitgeber geführt.

So alt bin ich nun auch nicht, kann somit also auch noch alles machen. Wobei mich eine Sache im Nachhinein schon ärgert. Als ich mit meinem Realschulabschluss fertig war hätte ich gerne ein Jahr im Ausland verbracht, was ich aber aufgrund einer Beziehung nicht getan habe. Letztendlich war das eine blöde Entscheidung, da das auch keine gute Beziehung war und sicherlich wäre das etwas gewesen, was mich weitergebracht hätte und eine tolle Erfahrung gewesen wäre.

Sicherlich hätte ich das auch noch nach dem Abitur nachholen können, aber da fand ich es dann auch nicht mehr passend und nun reise ich eben so und schaue mir an, was ich will. Eine Weltreise würde beispielsweise noch auf meiner Wunschliste stehen und das möchte ich dann nicht verpassen und dem Ganzen hinterhertrauern.

So denke ich nicht. Ich habe in meinem Leben im Großen und Ganzen die Entscheidungen getroffen, die mir zu dem jeweiligen Zeitpunkt unter den gegebenen Umständen als die besten erschienen sind, und damit muss auch mal gut sein mit dem "Was wäre gewesen, wenn...?" Das erfährt sowieso niemals jemand.

Und was den banalen Kleinkram wie "bunte Haare" angeht, glaube ich nicht daran, dass manche Dinge nur etwas für "Jüngere" sind. Wenn ich wirklich Lust darauf habe, mache ich es, und meiner Erfahrung nach ist es sowieso nur eine Phase, in der man sich zu alt für Spaß und Blödsinn vorkommt und permanent Angst hat, negativ aufzufallen. Aber das legt sich in vielen Fällen wieder.

Beispielsweise verkleide ich mich gerne an Fasching, und zwar alles andere als dezent und altersgemäß. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass neben den Kindern gerade die Leute im Rentenalter eine Menge Spaß daran haben, sich auch mal etwas unkonventionell aufzuführen. Die Leute, die saure Fressen gezogen haben oder angewidert die Augen gerollt, waren meistens die "progressiven" Vollkorn-Muttis zwischen Ende Zwanzig und Mitte vierzig.

Von daher sehe ich das Ganze relativ entspannt und mache mir keine Sorgen, dass mir der Spaß ausgeht, wenn es um jugendliche Albernheiten geht. Und dass ich in meiner Jugend weder geraucht noch gesoffen habe noch sonstwie wirklich über die Stränge geschlagen - wie gesagt, wenn ich wollen würde, könnte ich auch das jederzeit nachholen. Aber mittlerweile bin ich froh um meinen jugendlichen Teint und brauche auch meinen Schlaf. Das ist schon in Ordnung so.

Sicher gibt es Dinge, für die ich inzwischen viel zu alt bin, obwohl ich objektiv betrachtet nicht alt bin, aber das sind Dinge, die mich weder früher noch heute wirklich interessiert haben. Ich meine damit solche Dinge wie Profisportlerin werden oder professionell mein Instrument spielen. Eben die beruflichen Laufbahnen, für die man sich schon in der Kindheit entscheiden muss.

Und was die bunten Haare betrifft - natürlich gibt es Berufe, da musst du die Experimente mit deinem Äußeren im Studium durchziehen weil Polizistin oder Staatsanwältin mit rosa Iro einfach nicht geht. Aber was spricht gegen bunte Haare als Rentner? Funktioniert auf Weiß eh besser als wenn man vorher oft mehrmals bleichen muss. Ich habe das schon öfter gesehen und fand es immer sehr passend.

Ich musste ein wenig über diese Frage grübeln, weil mir nichts einfiel, was "Jugendsünden" angeht. Da habe ich zum Glück schon immer das Motto "man lebt nur einmal" beherzigt.

Bunte Haare hatte ich im Studium tatsächlich auch. Später hätte mich damit nämlich niemand eingestellt, wie mir Kolleginnen aus unserer Personalabteilung auch bestätigt haben. Auch andere Dinge wie durchgemachte Nächte, diverse Drogenerfahrungen und Backpacking auf mehreren Kontinenten kann ich unter den Dingen verzeichnen, die man nur als junger Mensch macht.

Was ich mir aber wirklich wünsche ist, in jüngeren Jahren ein Instrument gelernt zu haben. Ich habe erst Anfang 20 damit angefangen und ärgere mich bei dem Gedanken, wie gut ich jetzt sein könnte.