Müssen Plätzchen wirklich "gesund" sein?
Ich habe gerade mal bei Pinterest nach neuen Ideen für Weihnachtsplätzchen gestöbert. Die Klassiker gehören für mich auf jeden Fall jedes Jahr dazu, aber ich experimentiere auch gerne mit neuen Rezepten.
Dieses Jahr fällt es mir extrem auf, dass man fast keine "normalen" Rezepte mehr findet. Alles ist irgendwie "frei von" oder zumindest mit sehr wenig von irgendeiner Zutat und wenn nicht, dann müssen aber mindestens irgendwelche vermeintlichen "super foods" enthalten sein. Wobei fettfrei aber nicht mehr so angesagt zu sein scheint.
Die Ingwer-Orangen Kekse mit dunkler Schokolade klingen ja schon lecker und sicher macht es auch Sinn wenn man Neuveganern mal erklärt, dass ein Mürbeteig auch ohne Ei zusammen hält wenn man die Plätzchen erst bewegt wenn sie komplett ausgekühlt sind, aber bei "zuckerfreien" Lebkuchen mit jeder Menge Trockenfrüchten muss ich schon lachen und warum es "gesünder" sein soll wenn man die Plätzchen mit Dinkelmehl backt erschließt sich mir auch nicht so wirklich.
Achtet ihr beim Plätzchen backen darauf, dass bestimmte Zutaten enthalten oder nicht enthalten sind, obwohl ihr keine Unverträglichkeiten habt? Oder seid ihr der Meinung, dass Plätzchen nun mal kein Gesundheitsessen sind und vor allem gut schmecken sollten? Der normale Mensch macht ja keine Plätzchendiät im Dezember sondern ernährt sich ansonsten weiterhin ganz normal und ausgewogen.
Nein, Plätzchen müssen meiner Meinung nach nicht gesund sein. Der Dezember bzw. das Thema "Weihnachten" ist generell für mich ein Wohlfühl und Genuss-Thema. Da will und kann ich mich auch nicht einschränken. Für mich gehört zu Weihnachten die "fette" Weihnachtsgans genauso dazu wie Alkohol (sprich Glühwein, Eierpunsch & Co.) und eben jede Menge Plätzchen, Marzipan und Schokolade.
Es mag durchaus Plätzchen geben, wie z.B. unsre Haferflockenhäufchen mit Rosinen und Honig, die etwas gesünder sind. Aber die backen wir, weil wir Lust drauf haben und sie uns schmecken und nicht weil wir gezielt nach veganen bzw. gesunden Sorten gesucht haben.
Ich sehe es auch so, dass Plätzchen in erster Linie schmecken und ein vorweihnachtliches Wohlfühl-Feeling verbreiten sollen, und deswegen möchte ich in der Adventszeit auch nicht auf Zucker, Fett, tierische Produkte oder andere angeblich ungesunde Komponenten verzichten, sondern einfach meine Freude am Genuss der Leckereien haben. Immerhin wird nicht jeden Monat so viel gebacken, geschlemmt und entspannt wie im Dezember, und von daher gleicht sich ein Mehrkonsum von Kalorien und gehaltvolleren Speisen über die Folgemonate auch wieder aus. Auch bin ich kein „Prinzipienasket“, der Nahrungsmittel verweigert, weil deren Herstellung zum Teil menschenrechtlich und ökonomisch zweifelhaft ist, sondern kaufe lieber in Maßen oder von Produzenten meines Vertrauens, anstatt komplett zu verzichten.
Mir ist die Weihnachtszeit mit all ihrem Kitsch und Kram aber nun mal seit der Kindheit lieb und teuer, und ich habe keine Lust, mir diese durch negative Gedanken über Konsumgewohnheiten, penibles Kalorienzählen oder radikale Verzichtdiäten madig zu machen. Verkehrt ist es ja nicht, Rezepte für Menschen anzubieten, die den Gesundheitsaspekt höher halten und ihn auch über die Feiertage hinweg wahren wollen, aber mitmachen muss ich dabei nicht.
Ich persönlich finde, dass Plätzchen nicht unbedingt gesund sein müssen. Aber es wundert mich nicht, dass auch bei Plätzchen der Gesundheitswahn um sich greift. Da gibt es "High Protein"-Plätzchen, die angeblich gesünder als normale Plätzchen sind oder Plätzchen, die frei von Zucker oder sonstigen Produkten sind. Wenn man tatsächlich Unverträglichkeiten hat, kann ich es ja noch verstehen, aber teilweise ist es wirklich wie ein Wahn, der um sich greift.
Ich fand es jedoch toll, dass ich auch vegane Rezepte gefunden habe und dadurch gelernt habe, auch mal ohne Ei zu backen. So kann ich zum Beispiel Apfelmus als Ei-Ersatz verwenden oder Ähnliches, wenn ich keine Eier da habe. Das ist für mich noch nachvollziehbar. Aber wenn ich Instagram öffne, dann werden mir nur noch "gesunde Rezepte" angezeigt und irgendwann habe ich mir angewöhnt einfach nur "Scheiß drauf" zu denken und normale Plätzchen zu backen.
Das Leben besteht nicht nur aus Verzicht und "healthy lifestyle" und man ernährt sich ja nicht jeden Monat nur von Zucker oder Fett. Manchmal steht in meinen Augen auch der Genuss im Vordergrund und ich habe das Gefühl, dass die Menschen dies langsam verlernen. Glücklicherweise funktioniert meine Diät ohne Verzicht, so dass ich auch mal genussvoll zugreifen kann, ohne gleich ein schlechtes Gewissen zu bekommen und in der Weihnachtszeit möchte ich auch mal das ein oder andere Plätzchen genießen dürfen.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass es darauf ankommt, wo man recherchiert. Schließlich geht es bei Pinterest und Co. vor allem darum, aktuelle Trends zu bedienen. In einem klassischen Landfrauen-Backbuch oder auf der Homepage des Seniorenvereins Bayerischer Wald wirst du wahrscheinlich keine mit Datteln gesüßten Dinkelvollkornkekse finden, statt dessen Unmengen Biskin, Palmin, Vanillin, Rum-Aroma und Aprikosenmarmelade. Aber Hipster-Vollkorn-Superfood ist eben gerade "in", zumindest im Internet.
Ich selber bin gar kein so großer Freund von Plätzchen, weil sie mir tatsächlich zu fett und zu süß sind. Deswegen reicht es mir sprichwörtlich dicke, ein paar zu probieren und ich setze über Weihnachten tatsächlich kein zusätzliches Fett an. Aber ich bin auch generell kein Freund von Ersatzprodukten und Alternativen. An Datteln und Dinkel ist ja nichts verkehrt, aber ich finde es einfach mühsam und auch recht sinnbefreit.
Zumal da "gesund," wie schon erwähnt nicht gleich "gesund" ist und ich ehrlich gesagt lieber drei Plätzchen mit Butter, Zucker und Marmelade esse als 15 mit Apfelmus, pürierten Datteln und Mehlersatz, die auch nach "Ersatz" schmecken.
Gerbera hat geschrieben:Ich könnte mir auch vorstellen, dass es darauf ankommt, wo man recherchiert. Schließlich geht es bei Pinterest und Co. vor allem darum, aktuelle Trends zu bedienen.
Da man den Zimtstern nicht neu erfinden kann könnte ich mir gut vorstellen, dass sich auch Landfrauen und Seniorenvereine gerne mal an solchen trendigen Rezepten versuchen um ein bisschen Abwechslung auf den Plätzchenteller zu bringen. Aber da ist die Einstellung dann wahrscheinlich eher, dass Plätzchen gerne "gesund" sein dürfen, aber nicht unbedingt "gesund" sein müssen.
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