Wie den eigenen „Marktwert“ testen und festlegen?
Gerade wenn man auf Jobsuche ist, dann habe ich schon oftmals gehört, man solle sich nicht unter Marktwert verkaufen. Gerade in Anbetracht eines akuten Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt, da hört sich ja so ein Begriff Marktwert ja schon mal ganz gut an, aber wie und woran macht man diesen denn fest? Wie würdet ihr denn euren eigenen „Marktwert“ festlegen oder was in so eine Bewertung einfließen lassen?
Der Marktwert ist meiner Meinung nach immer individuell zu betrachten. Für mich fließen in einen Marktwert sowohl berufliche als auch soziale Kompetenz genauso wie die physische und psychische Gesundheit und die grundsätzliche Belastbarkeit. Zudem muss man auch regionale Unterschiede beachten, in einer Kleinstadt ist der Marktwert sicher nicht so hoch wie in einer Metropole. Ein kleiner Familienbetrieb kann zudem nicht mit einem Großunternehmen mithalten.
Grundsätzlich ist es erstmal schon ganz gut zu wissen, was so die übliche Gehaltsspanne in dem Berufsfeld ist. Also wenn ich mich als Kassiererin im Supermarkt bewerbe kann ich meinen Marktwert sicher nicht dem einer Store-Managerin im Einzelhandel gleichsetzen.
Außerdem zählt natürlich der Bildungsabschluss (Haupt-, Realschulabschluss, Fach-/Abitur oder Studium) mit in die Bewertung, genauso wie der Ausbildungsabschluss, Weiterbildungen, Auslandserfahrung und die Anzahl der Berufsjahre. Fremdsprachenkenntnisse, Software-Skills und Zusatzqualifikationen (Ausbilderschein etc.) wirken sich natürlich auch positiv aus.
Leider wird ja auch immer noch ein Unterschied gemacht zwischen Mann und Frau. Das eigene Alter hat sicherlich auch einen Einfluss zum einen in Bezug auf Berufserfahrung aber auch in Bezug auf die Belastbarkeit. Zudem spielt auch das familiäre Umfeld sicher mit rein. Wie flexibel und mobil man ist, welche Zusatzverantwortung (Kinder, pflegebedürftige Eltern ...) man hat. Ob man selber schon gesundheitliche Einschränkungen hat und ggf. auch mal ausfällt.
Außerdem kann man sich natürlich am bisherigen eigenen Gehalt orientieren und dieses mit Bekannten und Freunden vergleichen die ähnliche Jobs und Aufgabengebiete haben.
Als ich mich für einen neuen Job beworben habe, habe ich mich auch beim Arbeitsamt über den durchschnittlichen Lohn in dem Berufsfeld informiert und mich dann eben im unteren Bereich der Gehaltsspanne angesiedelt. In meinem Fall hatte ich Glück, dass das Einstiegsgehalt nach Tarifvertrag festgelegt - somit für alle gleich - war. Ich hätte mich deutlich unter Wert "verkauft".
Ich würde nie auf die Idee kommen, meinen "Marktwert" als Arbeitnehmerin von Faktoren wie Geschlecht, Alter oder Familienstand abhängig zu machen. Das ist doch absurd, bei Gehaltsverhandlungen von Vornherein zu sagen: Soundsoviel Prozent muss ich abziehen, weil ich kein alleinstehender Mann um die Dreißig bin! Da braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn ihr in Dead-End-Jobs vor euch hin vegetiert, wenn ihr eure eigene Abwertung gleich vorwegnehmt!
Ich selber arbeite im Öffentlichen Dienst, weswegen mein "Marktwert" in meiner Branche vornehmlich von dem Verhandlungsgeschick von ver.di abhängt. Aber in der freien Wirtschaft kommt es bekanntlich auf Angebot und Nachfrage an. Wenn mein Job gefragt ist, setze ich natürlich höher an als in einem völlig überlaufenen Feld. Und natürlich sind Vergleichswerte wichtig, aber auch hier würde ich mich nicht an der Untergrenze einer Teilzeit-Mutti ohne Aufstiegschancen orientieren, sonder eher im oberen Mittelfeld verhandeln.
Und natürlich aus allen Diplomen, Zertifikaten, Fort- und Weiterbildungen das Maximum an Profit herausschlagen, um meine Forderungen auch begründen zu können. Aber mit meinem beruflichen Marktwert haben meine potenziell pflegebedürftigen Eltern natürlich ganz und gar nichts zu tun. Ich wäre ja schön blöd, meinem Arbeitgeber persönliche Befindlichkeiten unter die Nase zu reiben, wenn es doch nur darum geht, wie viel dem Unternehmen meine Fähigkeiten wert sind.
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