Wie mit einem herrschsüchtigen Menschen umgehen?

In meinem Familienkreise ist eine Mama, die wirklich in meinen Augen herrschsüchtig ist. Das bedeutet, dass sie immer das letzte Wort haben muss. Sie hat gewisse Vorstellungen davon, was ihre Kinder tun und lassen sollen (wohl bemerkt wohnen zwei volljährige Kinder bei ihr und eine ist ausgezogen). Arbeiten muss sein, Haushalt muss man machen, welche Freunde sie haben sollen usw.

Dasselbe Phänomen ist bei den Partnern der Kinder, die noch in der Ausbildung stecken, zu sehen. Sie erwartet von ihnen, dass sie eine Vorbildfunktion für die Kinder darstellen. Sie erwartet von ihnen, vieles, aber eben erwartet und das mit einem herrschsüchtigen Ton sowie versteckte Drohungen, dass wenn das nicht passiert, es richtig Ärger gibt. Die Mama schreckt auch für Gewalt nicht zurück.

Bei ihrem Partner sieht das ähnlich aus. Ihr Partner ist ein verdammt gut Verdiener und bringt mehr als 3000,- Euro netto nach Hause und sie in etwa die Hälfte. Sie entscheidet, was er sich kaufen darf, was nicht, aber wenn es um sie geht, nimmt sie fleißig das Geld. Sie verbietet vieles, macht aber alles selbst, was sie will. Nur andere dürfen eben nicht.

Nun empfinde ich das persönlich als herrschsüchtig, aber vielleicht irre ich mich ja auch? Was empfindet Ihr denn als kontroll- oder herrschsüchtig? Würde es zu meinem Beispiel der Person passen und wie soll man mit einem solchen Menschen eigentlich umgehen?

Zu solch einer erfolgreichen Machtausübung gehören aber immer zwei Parteien, einer, der beherrscht und eine andere Seite, die das zulässt. Im Fall von Kindern und Jugendlichen ist das tragisch, weil es für sie noch keinen Ausweg gibt, bei allen anderen gilt: Rette sich, wer kann. Die betroffenen Personen müssen lernen, ihre Grenzen strikt aufzuzeigen und solche Einmischungen nicht zu dulden.

Oft ist es aber ja leider auch so, dass solche Kinder sich zwar sehr gerne und nachhaltig über die bevormundende Mutter oder den Vater aufregen, dessen bzw. deren Hilfe, Zuwendung oder Geld aber trotzdem noch gerne in Anspruch nehmen. Solche Konstellationen habe ich schon öfter gesehen. Beides geht aber nicht zusammen, man kann nur frei sein, wenn man sich nicht in eine Abhängigkeit begibt oder darin verweilt.

Ansonsten ist es Sache der Familie oder des Partner, ob und was man sich alles gefallen lässt, von außen ist dort sowieso nichts zu ändern, auch Gespräche mit der herrschsüchtigen Person führen nicht zum Ziel. Da wird sowieso nur etwas kommen, dass man nur das Beste im Sinn hat oder es werden Rechtfertigungen bezüglich spezieller Situationen abgeliefert und die Diskussion ergeht sich vom Hundertsten ins Tausendste.

Für mich gibt es da nicht viel "umzugehen". Erwachsene Menschen zu erziehen oder ändern zu wollen, ist immer vergebliche Liebesmüh. Wir alle haben unsere Macken, hinter scheinbar harmonischen Fassaden kann es hart zur Sache gehen, und jeder normale Mensch hat auch eine sehr unangenehme Seite, mit der er /sie mehr oder weniger gut umgehen kann. Aber ich sehe es nicht als sinnvoll an, mit anderer Leute Macken umzugehen - ich habe mit meinen eigenen schon genug zu tun.

Für mich stellt sich also vor allem die Frage: Pflege ich mit dieser Person, auch wenn sie herrschsüchtig oder sonstwie für mich unangenehm auftritt, weiterhin Kontakt? Wenn ja, wie? Und wenn es gar nicht geht, wo liegen die Alternativen? Bei einem herrschsüchtigen Chef kann ich mir theoretisch einen anderen Job suchen. Oder ich finde einen Mittelweg, mich nicht schikanieren zu lassen, aber auch keine sinnlosen Machtkämpfe zu inszenieren. Aber letzten Endes bestimme ich selber, wie viel Mitspracherecht ich anderen Leuten für mein Leben einräume. Das bedeutet umgekehrt aber natürlich auch, dass ich jede Form von Abhängigkeit vermeide. Und wenn Mama "vor Gewalt nicht zurückschreckt", wäre bei mir der Ofen sowieso aus. Dann sollen andere ihr Pflegeheim aussuchen.