Empfindet ihr euren Arbeitgeber als familienfreundlich?
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat im Auftrag des Bundesfamilienministeriums eine Umfrage durchgeführt. Dabei bewerteten sowohl die Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer die Familienfreundlichkeit ihrer Unternehmen im Jahr 2018 positiver als in einer Befragung drei Jahre vorher. Es sind zwar nur 45,9 Prozent (also weniger als die Hälfte) der Personalchefs und gerade einmal ein gutes Drittel der Beschäftigten der Meinung, dass ihre Firma eine familienfreundliche Unternehmensphilosophie hat. Immerhin gab es jedoch einen Anstieg von 5 bzw. 3 Prozent im Vergleich zu 2015.
Mehr Firmen würden Teilzeitmodelle, Homeoffice oder eine Auszeit anbieten. Mehr Manager sind der Meinung, dass familienfreundliche Maßnahmen für das Unternehmen wichtig sind. Ebenfalls ermutigen mehr Firma die männlichen Angstellten auch in Elternzeit zu gehen. Die Befragung zeigt aber auch, wo es noch Mängel gibt. Fast die Hälfte der Beschäftigten würden diese Angebote gerne nutzen, sie haben allerdings Angst vor Karrierenachteilen oder dem Neid bei den Kollegen.
Außerdem gibt es große Unterschiede in der Einschätzung wie familienfreundlich die Unternehmen wirklich sind. 88 Prozent der Personalchefs denken, dass Beschäftigte mit und ohne Familie gleiche Aufstiegschancen haben. Bei den Mitarbeitern sehen das nur 64 Prozent so. Familienministerin Giffey sieht die Familienfreundlichkeit als klaren Wettbewerbsvorteil für Unternehmen.
Wie ist das bei euch? Empfindet ihr euren Arbeitgeber als familienfreundlich? Könnt ihr z.B. Angebote wie Elternzeit und Homeoffice ohne Probleme nutzen?
Ich selber musste noch nie auf solche Angebote von Seiten meines Arbeitgebers zurückgreifen, aber in meinem Kollegenkreis habe ich seit Aufnahme meiner Tätigkeit viele Schwangerschaften und Elternzeiten mitbekommen und es so wahrgenommen, dass die Leitung da sehr flexibel und großzügig war.
Es gibt einige Bereiche an meiner Arbeit, wo man schwanger nicht arbeiten darf, und bei Bekanntwerden eines solchen Umstands wird dann sofort eine Rotation ermöglicht. Auch Elternzeiten hat bisher jedes frische Elternteil ohne großes Diskussion bekommen. Zudem habe ich eine Kollegin, die aktuell aus ganz anderen Gründen eine einjährige Auszeit nimmt, und auch das schien organisierbar.
Was sicherlich nicht bei uns funktioniert, ist eine Tätigkeit vom Homeoffice aus, denn wir arbeiten im direkten Kundenkontakt und dürfen aus Datenschutzgründen nicht mal Dokumente aus dem Haus entfernen. Teilzeitmodelle von 25% bis 85% sind aber relativ häufig.
Ich empfinde es nicht unbedingt als "familienfreundlich", wenn ein Unternehmen sich an die gesetzlichen Vorgaben hält, die dazu dienen, Beruf und Familie vereinbaren zu können. Es ist ja kein freiwilliges Entgegenkommen, sondern die Alternative wäre eine Klagewelle und negative Publicity, wenn herauskommt, dass sich Firma XY nicht an die gesetzlichen Vorgaben etwa zur Elternzeit hält.
Ihr tut ja so, als wäre es ein freiwilliges Zuckerl für die braven ArbeitnehmerInnen, nicht bis zum Einsetzen der Wehen am Band stehen zu müssen und/oder gefeuert zu werden, wenn man schwanger wird. Euer Chef steckt euch diese Boni nicht zu, weil er so "flexibel und großzügig" ist, sondern weil ihm nichts anderes übrig bleibt. Und Entgegenkommen über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß hinaus hat auch weniger damit zu tun, dass ein Unternehmen die Fruchtbarkeit der Belegschaft fördern möchte, sondern wie ersetzbar die MitarbeiterInnen sind. Bei einer gut qualifizierten Mitarbeiterin im mittleren Management beispielsweise ist die Chefetage sicher großzügiger und kulanter als bei Frau Bayram in der Kantine. Sorry.
Wirkliche "Familienfreundlichkeit" geht für mich über das hinaus, was ein Arbeitgeber machen muss, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. Und da gibt es sicher große Unterschiede, je nach Status des betroffenen Mitarbeiters und dem Image des Unternehmens. Bisher habe ich nur Arbeitsplätze kennengelernt, die besagtes Minimum, sprich Elternzeit, Kind-krank-Tage und dergleichen anbieten. Homeoffice gibt es logischerweise nur, wenn der Job auch von zu Hause aus erledigt werden kann. Sonst kannst du einen ganzen Wurf daheim haben - so "familienfreundlich" kann ein Unternehmen gar nicht sein.
Mein letzter Arbeitgeber war definitiv familienfreundlich. Gut, Elternzeit war für mich persönlich nicht drin. Aber das war eine individuelle Vereinbarung, weil der Arbeitgeber mich sichtlich schwanger aktiv abgeworben hat. Das lohnt sich sonst halt nicht. Alle anderen konnten selbstverständlich Elternzeit nehmen.
Ansonsten war der Service aber sehr gut. Mit wurde eine komplette Babyecke in meinem Büro eingerichtet, dazu gab es eine hauseigene Betreuung bis zum dritten Lebensjahr. Kind besuchen, selbst betreuen oder mit in Meetings nehmen, war nie ein Thema. Dazu gab es immer den gewünschten Kindersitz für den Dienstwagen.
Ab dem dritten Lebensjahr gab es steuer- und sozialabgabenfrei die Kosten für den Kindergarten. Bezahlte freie Tage wegen krankem Kind oder für Veranstaltungen von Kindergarten oder Schule waren kein Problem. Auch für die Kinderbetreuung nach der Schule gab es Geld. Das war schon sehr komfortabel.
Ich habe keine Kinder und will auch keine haben, deshalb muss ich mir darüber keine Gedanken machen, aber ich habe Eltern im Team und die kommen mit den Arbeitszeiten gut klar. Ein Teil der Arbeit wird zu Hause erledigt, da können sich die Kollegen problemlos die Zeit frei nehmen im Kinder zur Kita oder Schule zu bringen oder sie abzuholen.
Und für Teamsitzungen können wir die Zeit meistens selber bestimmen, also wird Rücksicht genommen wenn jemand aus familiären Gründen zu bestimmten Terminen keine Zeit hätte. Wobei sich das aber auch miteinander vereinbaren lässt. Wir hatten schon öfter Kinder und auch Hunde im Teambüro, das hat nie zu größeren Ablenkungen geführt.
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