Friseurtermin ohne Smalltalk - Wäre das was für euch?

Früher war ein Friseurbesuch oft ein Garant dafür, dass man nach dem Besuch den neuesten Ratsch & Tratsch der Stadt kannte. Während der Friseur die Haare schnitt wurde so manches Geheimnis ausgeplaudert. Gute Unterhaltung war jedenfalls gang und gäbe.

Heutzutage empfinden viele Menschen - besonders die Alltagsgestressten - einen Friseurbesuch als Auszeit bzw. sogar Wellness an. Sie sehnen sich vor allem nach ein bisschen Ruhe und Entspannung. Die Zeit auf dem Friseurstuhl kann eine solche Ruheoase sein, wenn der Friseur nicht redet, sondern ausschließlich seiner Arbeit nachgeht.

Dieses Bedürfnis nach Auszeit und Ruhe bietet nun ein Friseur aus London an. Der Wunsch nach einem sogenannten "silent cut" wird hier erfüllt. Es gilt hier die Regel, dass zwar über Schnitt, Farben und Arbeitsschritte gesprochen werden darf, aber Small-Talk unterlassen wird. Auch in anderen britischen Städten gibt es ein ähnliches Konzept mit einem sogenannten "Stillen Stuhl".

Wäre das auch etwas für euch oder empfindet ihr einen Friseurbesuch eher als "befremdlich" wenn der Friseur/Friseuse sich nur noch auf ihre Tätigkeit konzentriert? Würdet ihr euch ein ähnliches Konzept in Deutschland wünschen?

Ich muss zugeben, dass ich nicht gerne zum Friseur gehe und der hauptsächliche Grund dafür ist tatsächlich der Smalltalk, den ich so gar nicht mag. Deswegen würde ich es ehrlich gesagt auch sehr begrüßen, wenn es auch in Deutschland so etwas gäbe, dass man vorher weiß, dass es keinen Smalltalk gibt und nur über den Schnitt und solche Dinge geredet wird.

Ich bin auch kein Freund vom Small Talk beim Friseur, auch wenn ich verstehen kann, dass sich andere Leute gerade bei langwierigen Behandlungen anfangen zu langweilen. Und für gewöhnlich ergreifen auch Leute den Friseurberuf, die Spaß am direkten Kontakt mit der Kundschaft haben und nicht nur stumm vor sich hin schnippeln wollen.

Aber bisher hat noch jeder Friseur und jede Friseurin gemerkt, dass ich nicht so der plauderförmige Geselle bin und hat sich entsprechend angepasst. Jedenfalls ist mir noch nie passiert, dass ich trotz einsilbiger Antworten und zunehmend finsterer Miene munter pausenlos zugequatscht wurde. Die Damen und Herren vom Fach merken eigentlich aus Erfahrung schon immer schnell, welche Sorte Kundschaft sie vor sich haben.

Und im Zweifelsfall sage ich eben höflich, dass ich beim Friseur lieber zuschauen möchte als zu plaudern. Bisher hatte noch niemand ein Problem damit. Deswegen finde ich es eher leicht übertrieben, eigens einen "laberfreien" Termin vereinbaren zu müssen. Ich kann ja ironischerweise mit den Leuten darüber reden, wie es mir am liebsten ist.

Bei uns im Dorf gibt es nur einen Friseursalon und hier bekommt man die regionalen Updates, ob man sie will oder nicht. Das finde ich auch grenzwertig, zumal ich immer befürchte versehentlich etwas Privates preiszugeben, das dann mit viel Freude die nächsten Tage in Umlauf gebracht wird. Daher ist mein Smartphone mit am Start und ich starre konzentriert auf das Display, bis auch der Letzte begreift, das ich nicht in Plauderstimmung bin. Aber die Besitzerim ist Profi, versteht die Signale schnell und stellt sich darauf ein.

Smalltalk kann jedoch durchaus was Gutes sein, wenn man es beherrscht. Ich hatte schon sehr amüsante Gespräche, die mir auch die Laune verbessert haben. Hier liegt es hauptsächlich am Friseur, denn man merkt schnell ob der Gegenüber eine Plaudertasche ist oder sich zu einem Gespräch zwingen muss. Vor einigen Jahren hatte ich einen sehr unangenehmen Friseurtermin in einem angesagten Salon in der Stadt. Ich hatte mich sehr darauf gefreut und bekam den Besuch von meiner Schwester geschenkt.

Es war jedoch durchweg ein Desaster, was zum Großteil an dem mir zugeteilten Personal lag. Es war ein relativ junges Mädchen mit sauertöpfischem Gesicht, bescheidener Laune, grottigen Manieren und null Sozialkompetenz. Hier wäre ich über ein kleines Gespräch mit wem auch immer dankbar gewesen, denn gegen Ende des Friseurbesuchs war ich stinksauer, fühlte mich schlecht und hatte noch dazu einen angeknackstes Selbstwertgefühl, da die junge Dame mir ständig nur Negatives über meine Haarpracht zu berichten hatte.

Bei mir kommt es also auf die Tagesform, den Gegenüber und die Laufzeit meines Smartphone Akkus an, ob ich einen Smalltalk wünsche oder nicht. Von einem guten Friseur erwarte ich einfach, das er an meinem Verhalten erkennt, was ich hier gerade bevorzuge. Ein Friseur bei dem immer Schweigen angesagt ist, wäre daher wahrscheinlich weniger was für mich.

Ich gehe sehr selten und auch recht ungern zum Friseur, weswegen ich auch keine wirklich innige Beziehung zu den Mitarbeiterinnen dort habe. Zudem bin ich nicht der Typ Mensch, der schnell und einfach in eine Unterhaltung zu verwickeln ist, vor allem wenn ich mein Gegenüber gar nicht richtig kenne. Entsprechend habe ich nie besonders viel Small Talk beim Friseur gehalten und das ehrlich gesagt auch nicht wirklich vermisst. Mir war es immer ganz recht, wenn ruhig und zügig die Arbeit erledigt wurde und ich nicht das Gefühl hatte, krampfhaft unterhaltsam sein zu müssen.

In aller Regel haben Menschen, die beruflich um den persönlichen Kontakt zu den Kunden nicht herumkommen, aber auch ein gewisses Gespür dafür, wie der andere reagiert. Wenn ich eher schüchtern und still dasaß, hat kein Friseur dauerhaft auf mich eingeredet und mich zur Teilnahme an der Unterhaltung genötigt, sondern irgendwann auch geschwiegen. Dass man extra einen „stillen Stuhl“ im Salon für weniger redefreudige Kunden einführen muss, halte ich also für übertrieben. Man sollte ja als Erwachsener auch in der Lage sein, es offen anzusprechen, wenn einen ein Gespräch nervt und man lieber seine Ruhe will. Das kann man durchaus höflich tun, ohne verletzend zu werden.

Ich kenne diese Geschichten über den Tratsch im Friseursalon natürlich auch, aber ich hatte noch nie mit einer Friseurin zu tun, die mir ein Gespräch aufgedrängt hat. Ich kenne mich mit den üblichen Frauenzeitschriftenthemen aber auch überhaupt nicht aus und das merkt man sehr schnell. Man kann ja nicht so tun als hätte man von irgendeiner Datingshow Ahnung wenn man gerade zum ersten mal davon hört.

Seit ein Freund einen Salon übernommen hat bin ich immer beim ihm und da gibt es dann auch keinen Smalltalk weil wir gemeinsame Hobbys haben und den gleichen Geschmack bei Filmen und Musik und teilweise auch den gleichen Freundeskreis. Also genug richtige Gesprächsthemen.

Ich gehe auch nicht so gerne zum Friseur, weil ich auch immer "Angst" vor Smalltalk habe. Ich bin generell richtig schlecht darin und mich macht es eher nervös, mich mit Fremden über irgendwelche belanglosen Themen unterhalten zu müssen. Ich kann mich dann gar nicht wirklich entspannen und freue mich immer, wenn der Friseurbesuch fertig ist. Allerdings waren meine Friseure bei mir persönlich immer alle recht zurückhaltend, wenn es um Smalltalk ging.

Ich glaube, dass man es mir immer ansieht, wenn ich keine große Lust auf eine Unterhaltung habe. Bei mir sind die Friseure immer still und reden nur das Nötigste, während sie mit anderen Kunden über Gott und die Welt plaudern. Ich fange aber auch von selbst kein Gespräch an, sondern rede höchstens über meine Haare. Ansonsten schnappe ich mir immer eine Zeitschrift oder das Tablet, die bei meinem Friseur ausliegen oder nehme mir ein Buch, das ich selbst mitgenommen habe.

Manchmal nutze ich die Zwischenzeit auch, um E-Mails zu beantworten oder zu telefonieren. Von daher bin ich die meiste Zeit über immer gut beschäftigt und werde auch nicht in ein Gespräch verwickelt. Und während des Schneidens spricht dann auch oft niemand etwas. Schlimm ist das nicht. Im Friseursalon ist es ja an sich immer laut genug, so dass auch keine peinliche Stille entsteht. Das mag ich am liebsten so.