Wieso werden Christen in der Türkei unterdrückt?

vom 18.10.2019, 10:52 Uhr

Die Fans von Mönchengladbach hatten zuletzt in der Türkei ein besonderes Erlebnis. Ihnen wurden die Fahnen abgenommen, weil darin ein Kreuz enthalten sei. Dabei ist die Türkei offiziell ein laizistischer Staat, der noch nicht einmal den Abfall vom Islam bestraft. Allerdings hat man schon bei der Abstimmung zum Völkermord an den Armeniern sehen können, dass die Türkei anders tickt.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts gab es mehrere Pogrome gegen Christen in der Türkei. Heute sind es gerade mal 100.000 Christen von ehemals über 1 Million. Kirchen können kaum errichtet werden, da dort sehr spezielle Bauvorschriften gelten. Es gibt auch immer wieder brutale Verbrechen gegenüber Christen wie der Mord an Tilman Geske und seinen beiden Mitstreitern, der 2007 geschah und wo die Täter trotz Festnahme am Tatort erst 2016 verurteilt wurden. Haben wir die Lage in der Türkei bisher nicht vielleicht doch falsch eingeschätzt?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kann dies jetzt nicht fachlich beantworten, sondern nur anhand meiner Empfindungen. Ich habe immer gedacht, dass die Türkei ein eher modernes muslimisch geprägtes Land ist. Doch im Grunde muss ich feststellen, so heißt es auch bei mir befreundeten Türken, dass dies eher „nach außen hin“ so wirkt. Denn eigentlich scheint Erdogan schon ein durchaus etwas konservativer Moslem zu sein, der den Harem frönt, das Kopftuch wünscht etc. Da verwundert es wohl nicht, dass dies auch nach außen hin etwas anderes ausstrahlt, oder?

Das ist natürlich auch sein gutes Recht, seine Auslegung des Korans so zu handhaben, wie er möchte. Doch bei ihm und der Türkei ist auffällig, dass dies immer wieder zu Konflikten mit den Menschenrechten führt, zu Konflikten mit Andersgläubigen, zu Konflikten mit Homosexuellen, die in der Türkei sehr wohl existent sind und in Städten wie Istanbul ganz schnell von der Polizei mundtot gemacht werden etc.

Die Historie vor über 900 Jahren mit Mehrheit an Christen und heute nur noch circa 100.000 Christen = 0,2 % der Gesamtbevölkerung der Türkei im Durchschnitt sagt eben aber auch aus, dass man sich nach außen hin nicht dem Eindruck wehren kann, dass wir es sehr wohl mit einer doch stark konservativen Türkei zu tun haben, die eben Andersgläubige gerne unterdrückt, nicht akzeptiert und in ihren angeblich so „multikulturellen und offenherzigen“ Reihen wünsch. Die Touristenregionen leben aber immerhin fein vom Tourismus, und welch ein Wunder, dass die meisten Christen wo leben? In den Großstädten. Wahrscheinlich gehen sie da unter den Touristen unter.

Meine türkischen Bekannten, die ich seit über 15 Jahre kenne, sind dieses Jahr zum ersten Mal nicht zurück in die Heimat geflogen. Sie haben die Nase voll. Sie haben dann Urlaub in Spanien gemacht sowie glaube an der Nordsee. Denn sie sagten mir wortwörtlich, dass schon letztes Jahr die Stimmung örtlich (weniger die touristischen Gebiete) etwas seltsam war.

Mich verwundert es also nicht, dass auch die Fans von BMG aufgehalten wurden und dumm da standen. Das zeigt nur, wieso ich die Türkei nicht betreten werde. Das verhält sich teilweise genau so streng, wie andere muslimische Länder. Und mir sagte letztens noch der Afghane, den ich kenne, was bei ihm abgeht oder die Irakerin hier im Nebenhaus. Da kommt die Türkei beim Verhalten in manchen Belangen schon gut dran.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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