Fra Diavolo - eine witzige Räuberoper

Eine eher weniger bekannte Oper aus dem Genre der Komischen Opern ist „Fra Diavolo“ auf Deutsch, Bruder Teufel, von Francois Esprit Auber. Er wurde 1782 in der Normandie geboren. Schon mit elf Jahren begann er zu komponieren. So entwickelte er sich mit den Jahren zu einem Meister der französischen Opera comique. Er komponierte über dreißig musikalische Werke von denen außer „Fra Diavolo“ nur noch „Die Stumme von Portici“ in den Opernführern zu finden ist. Von 1842 bis zu seinem Tode 1871 leitete er das Pariser Konservatorium. Das Libretto stammt von dem in dieser Zeit sehr bekannten Textdichter Eugene Scribe und die Uraufführung fand 1830 in dem „Theatre Feydeau“ in Paris, wo alle Werke der Opera Comique seinerzeit aufgeführt worden.

Die Handlung spielt in einem Gasthaus in Terracina im Süden Italiens um 1830. In diesem Gasthaus sitzen römische Dragoner und trinken sich Mut an, weil sie gleich wieder los müssen um den berüchtigten Räuber Fra Diavolo zu suchen und zu fangen. Nur ihr Anführer Lorenzo steht abseits und denkt an seine Geliebte, die Gastwirtstochter Zerline, die morgen auf Wunsch ihres Vaters einen reichen Bauernsohn heiraten soll. Ja, wenn er den Räuber fangen würde und damit die Prämie von 10000 Lire bekommen würde, könnte er diese Heirat noch verhindern. Während er so vor sich hin träumt, stürzt auf einmal hilfeschreiend ein Ehepaar ins Gasthaus. Es sind der englische Lord Cookburn und seine Frau Pamela. Sie sind auf ihrer Italienreise gerade von der Räuberbande überfallen und ausgeraubt worden. Lorenzo macht sich mit seiner Truppe sofort auf die Verfolgung der Räuber.

Der Lord und seine Frau haben sich inzwischen von dem Schrecken erholt und er macht ihr wieder Vorwürfe dass sie sich zu viel mit einem gewissen Marquis de San Marco abgebe. Dieser erscheint auch gleich auf der Bildfläche, er ist aber niemand anderes als der verkleidete Räuberhauptmann.

Nach einigen Diskussionen erreicht der Lord das sich seine Gattin mit ihm zurückzieht. Fra Diavolo hört sich nun an wie Zerline ein Lied über den kühnen Räuber Frau Diavolo singt. Da erscheinen zwei zerlumpte Bettler die den Gastwirt um ein Nachtlager bitten. Als sie mit dem Marquis alleine sind entpuppen sie sich als Mitglieder seiner Räuberbande. Sie erzählen ihrem Chef, das sie zwar Schmuck erbeutet haben aber kein Geld.mSofort beginnt er als Marquis wieder mit seiner Flirtnummer bei Lady Pamela und entwendet ihr ein diamantenes Medaillon, als Liebespfand sozusagen und von ihrem Gatten erfährt er das sie in weiser Voraussicht ihr Geld in die Kleider haben einnähen lassen. Jetzt kehren auch die Soldaten gutgelaunt von ihrer Räuberjagd zurück. Sie haben zwanzig Räuber erledigt und bringen dem Ehepaar ihren geraubten Schmuck wieder. Dafür erhält er eine hohe Belohnung vom Lord und hofft nun doch noch Zerline vielleicht heiraten zu können. Sie machen sich auch gleich wieder auf die Socken um Fra Diavolo zu suchen, der ihnen im Hintergrund Rache für die Aktion schwört.

Zerline denkt beim Ausziehen über die Möglichkeiten nach wie sie doch noch ihren geliebten Lorenzo heiraten kann. Da erscheinen Lord und Lady und streiten sich das keiner mehr zum anderen so lieb sei wie früher und gehen gleich darauf ins Bett. Nach dem Ruhe eingekehrt ist gibt Fra Diavolo seinen Männer das Zeichen und sie schleichen in das Zimmer der Engländer. Doch plötzlich taucht Zerline dort auf um dem Lord seine Wärmflasche zu bringen. Die Räuber verstecken sich schnell in einem Verschlag zwischen den beiden Zimmern. Nach ihrem Nachtgebet geht auch Zerline schlafen. Die Räuber überlegen ob sie zuerst Zerline erledigen und dann das Ehepaar, da klopft es unten am Tor. Die Soldaten sind zurück. Bei ihrer Flucht werfen die Räuber einen Stuhl um, was alle wieder aufwachen lässt. Der Räuberhauptmann jetzt wieder als Marquis nutzt auch diese Situation zu seinem Vorteil aus. Er erzählt Lorenzo, er wolle zu Zerline und dem Lord er wolle zu seiner Frau. Mit denn darauf folgenden Duellen will er die Beiden aus dem Weg schaffen.

Am nächsten Morgen sieht man Frau Diavolo wie er die Vorzüge des Banditenlebens anpreist und er hinterlässt in einem hohlen Baum einen Brief mit Anweisungen für seine Mitstreiter. Sie sollen ihm mit einem Glockenzeichen benachrichtigen, wenn die Dragoner das Haus verlassen haben. Die Dorfbewohner erscheinen um das Pfingstfest und die nahende Hochzeit zu feiern. Lorenzo kommt und ist noch immer traurig über den angeblichen Treuebruch von Zerline. Da beginnen die angetrunkenen Räubergesellen das Lied zu singen, welches sie gestern Abend in Zerline Kammer gehört haben. Zerline hört dies und versteht sofort den Zusammenhang, schnell läuft sie zu Lorenzo, der gerade mit seinen Dragonern das Haus verlassen will. Sie erzählt ihm ihren Verdacht und er nimmt die beiden Räubergesellen sofort fest. Lorenzo findet auch den Brief vom Hauptmann bei ihnen und zwingt sie das verabredete Zeichen zu geben. Frau Diavolo geht in die Falle und wird sogleich festgenommen. Lady Pamela erkennt mit schrecken wer ihr galanter Marquis wirklich ist und versöhnt sich wieder mit ihrem Lord. Lorenzo erhält die 10000 Lire Belohnung und darf jetzt endlich seine Zerline heiraten.

Diese Oper ist wirklich eine gelungene Mischung aus Leichtigkeit, Witz und Charme mit einer Prise Räuberromantik.

Bei Fra Diavolo muss ich immer an den Film mit Laurel und Hardy (Dick und Doof) denken, der 1933 in Anlehnung an diese Oper gedreht wurde. Der Film orientiert sich annähernd an der Opernhandlung, ist aber mit den üblichen Slapstick-Szenen angereichert. Besonders bekannt ist das in einer Szene vorkommende Geschicklichkeitsspiel "Knie-Nase-Ohr", bei dem man sich wechselseitig gleichzeitig mit beiden Händen an die Nase und ans Ohr etc. fassen muss, was im Film zu grotesken Albernheiten führt.

Die Oper selbst wird leider inzwischen nur noch selten auf Opernbühnen aufgeführt, aber wenn ich sie mal irgendwo im Spielplan entdecken würde, würde ich sie mir gern mal ansehen.