Wieviel Tourismus halten die Berge aus?
Ich gehe mit meinem Sohn sehr gerne in den Bergen wandern. Wandern ist erfreut sich ja allgemein immer größerer Beliebtheit. War es früher eher nicht so beliebt, treibt es heutzutage immer mehr in ihrer Freizeit in die Berge. Ich bin schon vor über 20 Jahren gerne wandern gegangen und wenn ich das mit der heutigen Zeit vergleiche, ist hier nun inzwischen wesentlich mehr los. Teilweise kann man da wirklich schon vom Massentourismus reden.
Natürlich ist es schön, wenn immer mehr Leute das Wandern für sich entdecken. Es hat ja auch zahlreiche Vorteile. Aber immer wieder kommt auch die Frage auf: Wie viel Tourismus halten die Berge eigentlich noch aus? Gut für die alpinen Regionen ist derart viel Tourismus sicher nicht. Was sollte sich ändern oder wie empfindet ihr den großen Andrang auf den Bergen?
Generell denke ich, dass es ja durchaus positiv zu werten ist, dass sich die Leute bewegen und auch mal nach draußen gehen. Das ist ja leider nicht immer der Fall und viele Menschen sitzen nur noch umher, essen Fast Food und so weiter, deswegen ist es sinnvoll so etwas zu unterstützen. Nur entsteht durch viele Menschen eben auch einiges an Müll und die Menschen kümmern sich nicht sonderlich um die Natur, deren Anblick sie sich eigentlich erfreuen wollten. Ich denke also, dass das letztendlich eher schadet anstatt zu nützen, wenn man sich den ganzen Müll mal ansieht.
Vor allem scheint nun aber auch jeder zu denken, dass er Berg steigen kann und so trauen sich auch immer mehr Menschen zu viel zu, das habe ich nämlich auch schon gelesen. Man sollte durchaus wissen auf was man sich einlässt und die Natur zu schätzen wissen, nicht mehr und nicht weniger und dann kann das Ganze auch gut funktionieren.
Die Berge halten den Tourismus glänzend aus. Ich bin mir sicher, wenn man einen Zaun um die Bayerischen Alpen ziehen würde und vorher vielleicht noch ein paar Tierarten ansiedeln und zumindest den gröbsten Dreck beseitigen, wäre in ein paar Jahrzehnten vielleicht nicht alles wieder gut, aber verglichen mit heute ein absolutes Paradies.
Ich wohne nicht weit weg von den "Bergen" und ich sehe das Hauptproblem in der schieren Masse der Touristen. Das Allgäu mit seinen Schlössern wurde jahrzehntelang auch international aggressiv beworben, weswegen die ganzen "Europe in 12 days"-Touristen durchgeschleift werden. Außerdem ist man von München und anderen großen bis mittleren Städten gleich in den Bergen, weswegen es für einen großen Teil der Bewohner ganz normal dazu gehört, dass man am Wochenende wandern oder schifahren geht.
Erschwerend kommt noch dazu, dass gerade das Alpenland schon seit König Ludwig als Touristenregion bekannt ist und deswegen auch von der Infrastruktur her gut zu erreichen und zu bereisen. Aber was vor 100 Jahren ein paar "Städter" oder "Sommerfrischler" waren, ist mittlerweile eben eine Massenbewegung, und die Natur wird von vielen eher als Filmkulisse und Freizeitpark angesehen. Davon können vor allem die Höhenretter ein Lied singen, wenn mal wieder jemand erstaunt feststellt, dass Sandalen nicht zum Bergsteigen geeignet sind.
Die einzige Möglichkeit, den "Bergen" hier zu helfen, wäre für mich die Beschränkung des Tourismus. Weniger Betten, weniger Parkplätze, weniger Lifte, weniger Busladungen, aber das würde auch weniger Geld für die Bewohner bedeuten. Und da machen die logischerweise erst mit, wenn der Leidensdruck durch "Overtourism" zu groß geworden ist, und moderne Zivilisationsmenschen halten bekanntlich einiges an Müll, Lärm und Menschenmassen aus.
Mir fällt in den Bergen zunehmend eine Tendenz zu vergnügungsparkartigen Umbauten und Erweiterungen auf. Wo ehemals nur eine Berghütte stand, zu der eventuell ein klappriger Sessellift führte, wurde eine schnelle kuppelbare Seilbahn gebaut und die Berghütte durch aufwändige Umbauten zu einem Großrestaurant mit angeschlossenem Souvenirshop und Sonnenterrasse erweitert. Dazu kommen häufig noch ein Kletterpark, eine Sommerrodelbahn, eine über den Abgrund ragende Aussichtsplattform mit oder ohne Glasboden etc. Und das ist nur der Sommertourismus. Für den Wintertourismus kommen noch jede Menge neuer Pisten, Beschneiungsanlagen, Schlepplifte und Seilbahnen hinzu.
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