Heute am 23.9. ist Tag der Bisexualität
Der Tag der Bisexualität wurde 1999 von US-Amerikanern ins Leben gerufen. Die drei Erfinder dieses Aktionstages Wilbur, Page und Curry wollten das Thema Bisexualität bewusst in die Öffentlichkeit bringen und darauf Aufmerksam machen. Neben der Anerkennung wurde auch eine eigene Flagge für die Bisexualität entworfen.
Es ist noch ein langer Weg, bis das Verständnis für die Bisexualität in der Gesellschaft angekommen ist. Aber im Vergleich zu 1990 hat sich in diese Richtung schon viel getan. Auch prominente Personen haben sich zu ihrer Neigung bekannt. Ich finde die Idee an sich super das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.
Trotzdem finde ich es aber schade, dass man beinahe für jede Art der sexuellen Neigung die nicht der Norm entspricht kämpfen muss und sich beinahe schon rechtfertigen muss. Wie seht ihr das? Wie weit ist unsere Gesellschaft mit der Akzeptanz in Bezug auf "abweichende" sexuelle Neigungen?
In der Tat hat das Ganze immer etwas von einer Art Rechtfertigung. Auf der einen Seite schreien sehr viele Menschen immer nach Toleranz und Respekt, aber wenn es darum geht, Privates zwischen zwei Menschen, die vielleicht auch demselben Geschlecht zugeneigt sind, zu respektieren - dann hört oftmals die Toleranz wieder auf. Das ist mir schon so oft aufgefallen, dass ich mir eigentlich nur am Kopf packen kann, wie leicht sich es manche machen.
Ich hatte schon mit Frauen eine Beziehung und schließe daher auch nicht aus, dass dies erneut dazu kommt. Leider hatte ich im Alltag in einer Großstadt, wo viele muslimische Ausländer leben, häufig am Tage dumme Sprüche. Die waren aber „nur sexueller Natur“. Wahlweise darf man sich aussuchen „komm bla...“ oder „brauchst mal einen richtigen Mann“ oder „dürfen wir zugucken“. Während ein schwuler Bekannter durchaus anders angegangen wurde und das nicht mehr zu ignorieren ist, weil es auch strafrechtliche Belange schon teils involvierte. Das ist aber von vielen Menschen, je nach Wohngebiet und Anteil gewisser Klientel Alltag.
Es ist also tatsächlich so, dass man sich entweder fürchten oder rechtfertigen muss. Während es eben auch die Mehrzahl gibt, denen das offenkundig egal ist, weil es nichts mit ihnen zu tun hat. Eine richtige Einstellung. Denn wer mit wem in die Kiste geht, kann jedem anderen egal sein. Jeder hat das Recht, sexuelle Erlebnisse mit wem auch immer zu teilen. Da haben andere nichts zu zu sagen. Ich begrüße das Ablecken in der Öffentlichkeit ohnehin nicht, egal ob Mann und Mann, Frau und Frau oder Mann und Frau. Das hat mit Ästhetik, was einige tun, eben nichts zu tun.
Ich kann gar nicht oft genug betonen, welche Schwierigkeiten auch ich selbst mit meiner Partnerin in der Öffentlichkeit hatte. Das waren aber niemals die Trennungsgründe. Und ja, es gibt genug Bio-Deutsche oder auch „Neonazis“, die das sicherlich nicht begrüßen, aber die verbalen Attacken kommen und kamen zu 99 % aus einer ganz anderen Richtung und das bestätigen auch Homosexuelle in der Umgebung und in anderen Städten.
Das ändert sich wohl nie und die Kirche ist natürlich auch noch einmal ein separiertes Thema. Wobei ich bei meiner Bekannten auf der Schule, die katholisch ist und von einem Bistum entsprechend geführt wird gesehen habe, dort arbeitet ein Lehrer, der in jedem Fall schwul ist. Das merkt man sofort. Ausnahme oder der Lehrermangel der Grund, dass er auf einer Bistums-Schule arbeiten darf? Wobei staatlich anerkannt könnte vielleicht auch aufgrund der Bezirksregierung die Erklärung sein.
Wie gesagt das Thema Sexualität bringt immer wieder Probleme mit sich. Ob Mann und Mann, Frau und Frau oder wie Mann/Frau gerade beliebt. Leider gibt es gewisse Klientel, die das zum Anreiz nehmen, direkt los zu ledern. Andere wiederum sind religiös fanatisch intolerant und andere wiederum juckt es nicht. Ich bin sowieso noch gespannt, wie weit das mit dem Respekt und der Toleranz geht, wenn wir in Deutschland so viele intolerante Menschen beherbergen.
Weiß nicht, ob man so einen Tag der Bisexualität unbedingt braucht und ob man dafür unbedingt Werbung machen sollte. Ich brauche den Tag jedenfalls nicht, habe keinerlei Bisexuelle Neigungen und verspüre auch keinerlei Gelüste dazu, weil irgendwie ist es schon etwas abartig.
Fränki, es geht dabei doch nicht um Werbung. Dieser Tag hat auch nicht das Ziel die Menschen "umzupolen". Es geht dabei darum, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass es nicht nur eine "Form" von Liebe gibt. Man erhofft sich, dass man mit der Aufklärung die Menschen erreicht und das zu mehr Respekt und Akzeptanz von Bisexualität führt. Gerade solche Aussagen wie "ich finde das abartig" sollen entkräftet werden.
fränki hat geschrieben:Weiß nicht, ob man so einen Tag der Bisexualität unbedingt braucht und ob man dafür unbedingt Werbung machen sollte.
Das mit der "Werbung" habe ich nicht verstanden. Solche Gedenktage haben doch nicht den Sinn, für irgend etwas Werbung zu machen, sondern es geht darum, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass es eben auch Menschen gibt, die unter anderen Bedingungen leben als man selbst. Das hat doch nichts mit Werbung zu tun. Abgesehen davon hat Werbung doch sowieso nur einen Sinn, wenn man sich freiwillig für etwas entscheiden kann, und für eine sexuelle Orientierung kann man sich nun mal nicht entscheiden.
Im übrigen kann man nicht immer aus dem eigenen Bedürfnis heraus entscheiden, was es alles braucht, denn jeder hat natürlich nur ein auf seine eigene Wahrnehmung und seine eigene Persönlichkeit eingeschränkte Sichtweise. Und nur, weil ich persönlich etwas nicht brauche, kann ich ja nicht daraus ableiten, dass es generell keinen Bedarf geben würde.
Offensichtlich braucht man so einen Tag durchaus, wenn es schon als "Werbung" angesehen wird, wenn mal wieder zur Sprache kommt, dass es Menschen in unterschiedlichsten Konfigurationen gibt. Ich bin auch der Meinung, dass in Sachen Vorurteilsabbau gegenüber Minderheiten, was die sexuelle Orientierung angeht, zwar schon viele gute Wege beschritten wurden, aber dass sich immer wieder aufzeigt, wo noch Lücken herrschen. Auch und gerade bei den ach so toleranten Leuten, die der Meinung sind, dass jeder tun und lassen kann, was er/sie will, solange sie nichts davon mitbekommen. Das ist das Gegenteil von Toleranz.
Und gerade bisexuelle Menschen haben wahrscheinlich noch mehr mit Vorurteilen zu kämpfen, weil sie noch weniger in Schubladen passen als Homosexuelle. Männer und Frauen gleichermaßen anziehend zu finden setzen viele naive Zeitgenossen mit hemmungsloser Promiskuität und Dauergeilheit gleich, und wenn die Leute in einer festen Beziehung sind, heißt es oft genug: Du bist ja doch normal, also war dein fester Freund über 10 Jahre hinweg Gottseidank nur eine Phase!" Da ist noch viel Aufklärung nötig, und so ein "Tag des X" bewirkt natürlich nicht sonderlich viel, aber vielleicht zieht doch allmählich ein Stück weit Normalität auch für bisexuelle Mitmenschen ein.
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