130 km/h auf deutschen Autobahnen - Was spricht dagegen?

vom 04.10.2019, 20:57 Uhr

Am 18. Oktober diskutiert der Bundestag über die Forderung der Grünen "Tempolimit 130 km/h auf deutschen Autobahnen". Özdemir bezeichnet die Forderung sogar als "Gebot der Vernunft". Als Pro-Argumente werden die verbesserte Verkehrssicherheit und der Klimaschutz in Form von vermindertem CO2 - Emissionen angebracht. Auch die Gewerkschaft der Polizei würde zumindest eine Testphase begrüßen.

Ich persönlich fände ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen auch völlig okay. Ein Großteil unserer Nachbarländer macht es uns schon seit Jahrzehnten vor. Meiner Meinung nach gibt es kein vernünftiges Gegenargument und trotzdem wird das Thema seit Jahren nur diskutiert und nicht positiv zum Abschluss gebracht.

Es gibt Politiker die der Meinung sind, man nehme den Bürgern mit dieser Bestimmung ein Stück Wohlstandsgefühl. Was sind eurer Meinung nach die Gründe dafür, dass es in Deutschland bislang kein generelles Tempolimit auf Autobahnen gibt?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich komme aus Österreich und hier gibt es ein generelles Tempolimit - bis auf wenige Ausnahmen, die es seit einiger Zeit als Test gibt, wo dann 140 km/h erlaubt sind.

Ich muss sagen, dass ich mit diesem Tempolimit mehr als gut leben kann. Ich finde das vollkommen ausreichend. Und ich möchte nun niemanden zu Nahe treten oder persönlich werden, aber es fällt auch hier immer wieder auf, dass vor allem Autos mit deutschem Kennzeichen wirklich sehr rasant unterwegs sind. Zu rasant, meiner Meinung nach. Nein, ich mag da nun definitiv nicht alle in einen Hut werfen, aber es fällt leider wirklich auf, auch wenn es sich von jeder Nation Raser gibt.

Die Frage ist, warum man mit mehr als 130km/h durch die Gegend brettern muss. Unfälle passieren auch so zur Genüge. Nein, ich bin keine die nur im Schneckentempo dahinschleicht, aber es sollte meiner Meinung nach wirklich ein Tempolimit geben. Neben dem Umweltaspekt sehe ich hier vor allem die Sicherheit an wichtiger Stelle.

Benutzeravatar

» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Die Autolobby spricht dagegen, würde ich sagen. Das Verhältnis der Deutschen zu ihren fahrbaren Untersätzen ist sowieso nicht gerade von Rationalität und gesundem Menschenverstand geprägt. In anderen Ländern wird es wohl nicht viel anders aussehen, aber das kann ich nicht beurteilen. Vielleicht setzt allmählich ein Umdenken ein, aber letzten Endes ist es ganz simpel. Wie sollen die Autobauer ihre schnellen, zugegebenermaßen cool aussehenden Boliden an die Kundschaft bringen, wenn diese damit nur gefühlt im gemächlichen Spaziertempo die Autobahnen entlang rollen darf?

Und die Autobauer haben hierzulande durchaus wirtschaftliche Macht, weil auch über die ganzen Zulieferer sehr viele Arbeitsplätze daran hängen. Und kein Politiker will riskieren, dass es dann im Extremfall beleidigt heißt: Ok, in Deutschland brechen uns die Kunden weg, dann gehen wir eben nach China! Unter anderem deswegen kann ich mir vorstellen, dass das Tempolimit hierzulande so eine heilige Kuh ist. Viele Leute lieben ihre Autos mehr als alles andere und wollen ihnen natürlich angemessen "Auslauf" verschaffen. Was nützt ein fetter BMW oder Audi, wenn man nicht zeigen darf, was der Motor kann?

In diversen Automagazinen habe ich auch schon ganze Berichte darüber gelesen, wie schlimm es für Fans schneller Fahrzeuge sei, wenn man den Motor nicht mehr aufröhren lassen darf und die geballte Kraft von soundsoviel Pferden unter dem Hintern spürt. Das klingt für mich eher wie die Überkompensation eines nicht ausgelebten Männlichkeitsideals, aber anscheinend gibt es eine zahlenmäßig relevante Zielgruppe, die das genau so fühlt und auf deren Geld die deutsche Wirtschaft nicht verzichten möchte.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich komme aus einer Ecke, in der 130 km/h auf den Autobahnen vorgeschrieben sind und wer hält sich dran? Keine Sau. Ich persönlich bin gegen ein Tempolimit. Aber diese Gegenwehr ist eher persönlicher Natur. Ich müsste meine Arbeit früher abbrechen und Minusstunden machen, damit ich zu meinen Terminen nach der Arbeitszeit komme, die ebenfalls sehr wichtig sind, weil es Kontrolluntersuchungen sind und ich davon halt vier Stück die Woche habe und ein gutes Stück fahren muss.

Außerdem fahre ich gerne schnell und einen Unfall hatte ich noch nicht. Man kann auch schnell und sicher fahren. Ich fahre keinen Boliden, sondern ein kleines aber feines Auto, welches ich auch sehr gerne ausfahre. Nicht, weil ich es über alles liebe, sondern weil ich einfach mittlerweile gerne fahre. Ich fahre auch gerne Motorrad. Vielleicht sollte man mal daran arbeiten, dass bei Fahrzeugen von BMW, Mercedes oder Audi die Blinker mal funktionieren, dann wären manche Risiken schon gesenkt.

Ich finde jedoch das CO2-Argument irgendwann ausgelutscht. Das ist genauso wie das Argument mit dem Dieselfahrverbot. Wer sich mit den Sachen mal intensiver beschäftigt, findet Komponenten, die in den Theorien der Politik einfach nicht zusammenpassen. Ich finde, dass Umweltschutz auch anders stattfinden kann: Ausbau der Fahrradinfrastruktur, Förderung von öffentlichen Verkehrsmitteln, Ausbau des Straßenbahnnetzes in manchen Städten, bessere Straßen, mehr Park&Ride. Es gibt so vieles wo man in Stadt und Land ansetzen kann, das Tempolimit ist nur eine alte Wurst, die immer wieder aufgewärmt wird.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich persönlich würde ein Tempolimit sehr begrüßen, denn ich erlebe das Autofahren auf deutschen Autobahnen als sehr stressig und auch potentiell gefährlich. Wir sind inzwischen dazu übergegangen, kritische Autobahnabschnitte zu meiden, auf denen besonders schnell gefahren wird.

Jedesmal, wenn wir eine Landesgrenze ins Ausland überqueren, erleben wir die Tempolimits als große Erholung. Das Fahren ist wesentlich entspannter, wenn es keine Auto-Geschosse mehr gibt, die auf der linken Spur vorbeidonnern. Und ehrlich gesagt habe ich den Eindruck, dass auch die Schnellfahrer oft nur unwesentlich schneller am Ziel sind, denn allzu oft beobachten wir vorbeirasende Autos während einer längeren Fahrt immer wieder. Zwar schießen sie an einem vorbei, aber später an der Tank- oder Raststelle oder an der Autobahnabfahrt sieht man sie wieder.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^