Probleme stets für die Kinder regeln?

vom 25.09.2019, 14:19 Uhr

Wir kennen ja alle Helikopter-Mütter und auch ich kenne mittlerweile die eine oder andere persönlich. Das sind für mich schon grausame Bedingungen, die manch einem Kind da zugemutet werden, aber es geht ja noch viel weiter.

Aktuell stehen immer mehr Mütter im Fokus, die ständig alle Probleme für ihre Kinder regeln und somit die Entwicklung stören, weil die Kinder nichts für sich regeln dürfen. Ob es nun so ist, dass ein Kind den eigenen Sohn schubst und statt man dies selbst klären lässt, greift die Mutter klärend ein. Das geht eben auch in allen Belangen so weiter.

Sprich Mütter, die immer und immer wieder, die Probleme der Kinder lösen, aber sie nicht selbst von den Kids lösen lassen. Das hat zur Folge, laut einem Artikel, den ich über Facebook gefunden habe, dass die Entwicklung und speziell die Problemlösung zum Problem wird. Da die Kinder es ja nicht können, weil Mama/Papa es immer tun.

Kennt Ihr solche Eltern, die wirklich alles für die Kinder regeln und regeln lassen, sodass Probleme dem Kind geradezu fremd sind? Was haltet Ihr von diesen Eltern oder seid Ihr möglicherweise selbst solch ein Elternteil?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



So neu ist das Problem doch nicht. Wenn ich überlege, wie viele Eltern vor 10 Jahren schon immer vergessene Hausaufgaben dem Lehrer gegenüber erklärt haben, statt das ihr Kind selbst erledigen zu lassen, kann es kaum mehr schlimmer geworden sein. Und das ist nur ein Beispiel. Ich habe meine Kinder von der 1. Klasse an dazu erzogen, dass sie ihre Versäumnisse selbst mitteilen sollen. Vor dem Stundenbeginn und mit Erklärung, wann es vorgelegt wird. Eine Mitteilung ins Hausaufgabenheft an den Lehrer gab es bei uns nur, wenn es wirklich nicht ihr Verschulden war.

Genauso habe ich meine Kinder allein zur Schule gehen lassen, als sie es selbst wollten. Auch das war Mitte der ersten Klasse. Vorher bin ich halt morgens mitgegangen und habe da schon regelmäßig den Weg für mich verkürzt.

Dass Kinder damit Entwicklungsstörungen haben können, habe ich persönlich zwar nicht erlebt bisher, aber kann mir das schon vorstellen. Da frage ich mich oft, wie die Kinder dann gewisse Dinge selbst regeln sollen, wenn sie es nie gelernt bekommen haben. Selbst wenn sie dabei Fehler machen, sollte man ihnen frühzeitig Selbstständigkeit beibringen. Und bei Entscheidungen, die sich nicht langfristig negativ auswirken, sollten Kinder auch mal falsch entscheiden dürfen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Meine Tochter war in der Grundschule eine sehr gute Schülerin. Sie hatte dort guten Kontakt zu ihren Klassenkameraden und pflegte auch Freundschaften. Sie war ein fröhliches und beliebtes Mädchen, das gern zur Schule ging. Im Anschluss an den Unterricht besuchte sie täglich den Hort der Schule, von dem ich sie dann nach Dienstende abholte. Ab und zu redete sie über einen Klassenkameraden, der sie regelmäßig trietzte, indem er ihr persönliche Gegenstände wegnahm um diese zu zerstören.

Auch übte er ab und zu körperliche Gewalt aus. Ich redete ihr dann immer gut zu und riet ihr, dem Jungen aus dem Weg zu gehen und sich im Fall eines Übergriffs auch zu wehren. Ich riet ihr, laut die Stimme zu erheben, um ihn eventuell abzuschrecken. Von Woche zu Woche aber wurde meine Tochter trauriger und redete immer öfter über diesen einen Jungen und dessen Übergriffe. Ich hatte inzwischen eine ziemliche Wut im Bauch und litt auch mit meinem Kind, was ich ihm aber nicht zeigte.

Eines schönen Tages wollte ich meine Tochter aus dem Hort abholen. Da lief mir doch auf dem Gelände besagter Junge entgegen. Was dann ablief war ein Automatismus; ich dachte gar nicht nach, ich handelte nur. Ich blieb vor dem Jungen stehen, fasste seine Jacke an und begab mich auf Augenhöhe. Dann sagte ich ruhig und mit fester Stimme indem ich ihm wirklich tief in die Augen sah, dass er künftig meine Tochter in Ruhe lassen soll. Dann fragte ich ihn, ob er das verstanden hat.

Etwas verdutzt, nickte er und bejahte dies auch. Ich sagte, dass das prima sei und ich mich auf sein Versprechen verlasse und ging weiter. Hinterher dachte ich, dass das auch hätte schief gehen können. Der Junge hätte ja auch laut schreien oder weinen können und ich wäre die Aggressorin gewesen. Aber es ging nicht schief. Es ging sogar sehr gut aus. Der Junge tat meiner Tochter von nun an nichts mehr an und das Töchterlein fand seine alte Unbeschwertheit und Ausgelassenheit wieder.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Da hätte ich wohl nicht nur immer mit meinem Kind geredet. Sicher sollte man eine gewisse Zeit Ruhe bewahren und dem Kind erklären welche Möglichkeiten es hat, sich zu wehren. Aber da ist auch die Schule und der Hort in der Pflicht. Und da wäre wohl bei mir recht schnell ein Gespräch erfolgt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich würde mich da erstmal nicht einmischen, allerdings kann es ja auch sein, dass das Kind das selber nicht klären und lösen kann. So erging es uns. Unser Sohn kam dieses Jahr in den Kindergarten und ist dann gleich von ein paar Jungs fertiggemacht wurden. Also das war dann auch nichts mehr Kleines, aber mein Sohn konnte sich zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht gut genug uns gegenüber ausdrücken, körperliche Gewalt kannte er ja so auch gar nicht. Irgendwann hatte er dann eine Wunde am Rücken, die wirklich auch nicht mehr klein war und da bin ich dann auch zur Erzieherin gegangen und habe ihr eine Ansage gemacht.

Natürlich ist das vielleicht etwas übergriffig, aber die Dame hatte einfach nicht geschaut und unseren damals noch recht ruhigen Jungen, der ja neu in der Gruppe war draußen einfach wenig beachtet. So haben die das dann machen können. Mit den Kindern selber habe ich nicht geredet. Das ging dann auch so und irgendwann hatte er dann auch den Mut sich zu wehren oder das für sich zu klären, was aber auch mit dem verbesserten Sprachbild besser gelang. Alles muss man natürlich nicht für das Kind klären, immerhin muss das Kind ja auch die Konsequenzen mancher Sachen lernen, aber wenn das Kind noch klein ist oder einfach die Hilfe braucht, dann muss man auch aktiv werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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