Wärt Ihr sauer, wenn Eure Kinder heimlich heiraten?

Eine sehr gute Bekannte von mir ist seit Jahren mit ihrer Freundin zusammen und eigentlich stand die Hochzeit auch immer auf den Plan. Mittlerweile nerven die Eltern der besagten Bekannten aber so sehr, dass sie das Gefühl bekommt, ihre Hochzeit mit anschließender Feier wird ein „Sauffest“ und ein „Stressfest“. Davor hat sie nicht nur Angst, sie kennt etliche Festlichkeiten, die genau so ausgeufert sind.

Also es ist wohl wirklich so, dass Mama der Bekannten etliche Vorstellungen hat. Viel bechert und dann auch zu Theater neigt. Sie ist sehr herrisch, will dann auch mit der potenziellen Ehefrau tanzen, obwohl sie nicht tanzen will und mehr. Das ist im Alltag schon so heftig und das wäre wohl auf der Hochzeit auch so.

Jetzt haben sie aufgrund einer von mir „unüberlegten Aussage“ den Gedanken gefasst, heimlich zu heiraten. Beide sind sofort, als ich das gesagt habe, darauf angesprungen und waren begeistert. Ich wollte damit aber ganz sicher nichts befürworten oder sogar Ärger in der Sippe starten, aber sie waren begeistert.

Jetzt frage ich mich, wie man als Elternteil wohl reagieren würde, wenn man erfährt, die Kinder haben geheiratet und das ohne mich? Wärt Ihr als Eltern sauer auf Eure Kinder und wie würdet Ihr denn reagieren?

Meine Tante hatte auch zwei Mal heimlich geheiratet, wobei immer nur mein Cousin dabei war. Sie hat nicht so viel Geld, aber ist auch absolut nicht der Typ dafür, weil sie es einfach nicht mag. Deswegen waren ihre Eltern damals aber auch nicht sauer. Mein Opa hat ohne Bedacht einen recht lustigen Spruch dazu gebracht über den alle geschmunzelt haben und dann war das Thema auch wieder vom Tisch und alle haben sich gefreut.

Als Brautpaar, die aber eigentlich so eine Feier wollen, würde ich schon eine klare Ansage machen, dass sich entweder benommen und nun auch mal zurückgenommen wird oder es keine Hochzeit geben wird mit Gästen. Wenn das nicht fruchtet, dann sollte man wirklich nur für sich heiraten, vielleicht mit den nicht so anstrengenden Freunden.

Meine Schwester hat auch heimlich geheiratet und ist nach dem Standesamt zu unseren Eltern gegangen und wollten sie zum Essen einladen. Unser Vater ist aus allen Wolken gefallen und eigentlich war er richtig sauer, weil meine Schwester den größten Rüpel aus der Schule geheiratet hat und sie selber mit ihm schlechte Erfahrungen gemacht hat, was unser Vater nicht so richtig verstanden hat.

Sie sind dann wohl auch ohne unsere Eltern gegangen und ich weiß auch nicht ob seine Eltern mit zum Essen gegangen sind. Ich habe auch nie ein Foto von ihrer Hochzeit gesehen. Da unser Vater plötzlich mit 52 im Jahr 1982 gestorben ist, könnten wir mit ihm nicht mehr darüber sprechen, was seine Beweggründe waren, mit seiner Lieblingstochter nicht zum Essen zu gehen.

Meine zweite Hochzeit lief auch eher heimlich ab. Gewusst haben das nur meine Mutter, meine Kinder und ein guter Bekannter. Alle anderen haben es erst nach und nach danach erfahren. Das hatte aber den Grund, dass mein Mann und ich schon jeweils eine große Hochzeit hinter uns hatten und der Meinung waren, dass wir uns den Aufwand und die Kosten ersparen.

Wenn es die Kinder so machen würden, egal aus welchem Grund, dann ist es eben so. Es muss doch jedes Paar selbst wissen, wie sie den Tag ihrer Hochzeit verbringen wollen. Und wenn sich die engsten Verwandten nicht zu benehmen wissen, dann würde ich auch auf ein großes Fest verzichten.

Also ich persönlich wäre vielleicht schon etwas enttäuscht, wenn meine Tochter mich nicht zu ihrer Hochzeit einlädt. Ich wäre aber auch nicht der Typ Mensch, der sich in die Planungen einmischen würde, wenn ich nicht explizit danach gefragt werde.

Grundsätzlich kann ich voll verstehen, wenn es Paare gibt, die diesen Tag lieber nach ihren Vorstellungen im kleinsten Kreis genießen wollen und einfach nicht das große Tamtam brauchen. Wir (mein Partner und ich) haben uns sogar gegen eine Hochzeit entschieden. Wir genießen unsere Partnerschaft so und das funktioniert schon seit 14 Jahren super.

Ich kann hier nur sehr hypothetisch sprechen, da ich Familienfeiern nicht ausstehen kann und auch keine Kinder habe, die heimlich heiraten könnten. Aber ganz allgemein kann ich absolut verstehen, dass nicht jeder Lust darauf hat, seine Hochzeit so zu feiern, wie es die Eltern oder Schwiegereltern gerne hätten. Hätte ich Kinder, würde ich natürlich hoffen, dass unser Verhältnis gut genug wäre, dass sie mich zumindest auf ihrer Hochzeit dulden würden. Zumal da ich keinerlei Sinn für Drama habe und froh um jede Feier bin, die ich nicht selbst organisieren muss.

Also hat man die Wahl, ob man einen Haufen Geld ausgibt und sich stresst, damit Mama oder Schwiegermama beleidigt sind, oder das Ganze kurz, diskret und schmerzlos abhält. Irgendwer ist immer beleidigt, aber mir wäre ein 1000-Euro-Affront auch lieber als ein 10 000-Euro-"Wieso durfte ich nicht mit Dir tanzen?"-Skandal. Ich habe auch durchaus vor, bei meiner Hochzeit ein paar gängige Konventionen zu brechen, damit es eben nicht zu einem Gelage mit Drama ausartet, und eben auch nicht alle Leute einzuladen, die jemals meinen Weg gekreuzt haben. Wie gesagt, irgend jemand ist immer "sauer", auch wenn es objektiv gesehen nur um ein Gratis-Fresschen und ein paar Stunden Geselligkeit geht.

Geselligkeit benötige ich nicht, ich bin berufstätig und komme somit noch regelmäßig vor die Tür. Und Gratis-Fresschen muss ich auch nicht haben. Meine kulinarischen Wünsche erfülle ich mir regelmäßig selbst. Ehrlich, ich wäre froh, würde meine Tochter, wenn sie es denn wünscht, ohne mich heiraten. Ich liebe sie über alles und das würde auch so bleiben, ohne dass ich mir ein Wochenende um die Ohren schlagen und permanent fremden Menschen beim rührselig sein etc. zugucken müsste.

Ich habe weder im privaten persönlichen Bereich noch im Berufsleben allzu viele Kontakte. Ich glaube, dass macht mich von Jahr zu Jahr etwas eigenbrötlerischer. Meine Tochter soll einfach das machen, was sie für richtig hält. Es ist schließlich ihr Leben und ihre Hochzeit/Heirat. Da rede ich ihr ganz sicher nicht hinein und gehe brav mit ihren Vorstellungen mit, ganz ohne reinzureden oder gar quer zuschießen.