Depressiv - wie würde Euer Partner damit umgehen?
In einem anderen Thread hatte ich ja erwähnt, dass ich seit längerer Zeit extrem empfindlich und manchmal so traurig bin, dass ich oft weinen muss. Zudem bin ich aber auch schnell gereizt und beleidigt, weil ich vieles auf mich beziehe, beispielsweise, wenn mein Freund mich ärgert oder "auf die Schippe" nehmen will, wie man so schön sagt.
Seitdem das so ist, hatten wir auch mindestens einmal am Wochenende Streit, eben weil ich mir ständig Sorgen mache, dass etwas nicht mehr in Ordnung sein könnte. Und wenn es dann richtig schlimm wurde, kamen mir die Tränen. Irgendwann hat mein Freund dann zu mir gesagt, dass das auch kein Zustand ist, wenn es mir mit ihm nur schlecht geht und er auch nicht möchte, dass ich unglücklich bin.
Gestern dann, als wir telefoniert hatten, habe ich dann ganz vorsichtig angesprochen, dass ich denke, dass meine Depressionen wieder da sind. Und seine Reaktion war völlig anders, als ich es erwartet hatte. Ich dachte, er schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, so nach dem Motto, er wäre mit einer Kranken zusammen. Aber genau das Gegenteil trat ein.
Er war plötzlich total verständnisvoll und meinte, dass ihm jetzt erst einiges klar wird und er auch versteht, warum ich in bestimmten Situationen so emotional reagiere. Und dass er jetzt ganz anders drauf reagieren kann. Er bot mir auch gleich an, bei ihm in der Nähe nach einem Therapeuten zu suchen, da hier in meiner Region die Wartezeiten auf einen Termin bis zu einem Jahr betragen!
Als es dann raus war, war ich irgendwie erleichtert und er sagte mir auch, dass das jetzt "unser Problem" wäre und wir es gemeinsam lösen. Ich hatte dann den Einwand, bzw. die Angst, dass ich ihm nur noch zur Last fallen könnte, aber da unterbrach er mich gleich und sagte, dass das Blödsinn ist und er mir helfen möchte. Ich war so froh, es ihm doch gesagt zu haben, denn er meinte auch, dass ich damit mehr gerettet, als zerstört habe, weil er jetzt weiß, was mit mir los ist.
Was denkt Ihr, wie würde Euer Partner reagieren, wenn es Euch so gehen würde, wie mir? Depressiv kann jeder werden, da es sehr viele Auslöser dafür gibt. Denkt Ihr, Ihr würdet die volle Unterstützung bekommen oder eher nicht? Es ist ja für Außenstehende sicher auch nicht leicht, damit umzugehen.
Als Erstes möchte ich Dir zu Deinem Partner gratulieren! Die Art und Weise, wie er sich zu Deinen Depressionen geäußert hat, ist wohl die Bestmögliche, oder zumindest die beste, die ich mir persönlich vorstellen kann. Er versucht, in Zukunft bei seinen Äußerungen auf Deine besondere "Empfindlichkeit" zu achten, unterstützt Dich bei der Therapeutensuche und zeigt auch sonst richtig viel Verständnis. Ich denke, bei vielen Partnern liefe das traurigerweise anders! Du hast also wirklich richtig viel Glück.
Wie andere Partner reagieren, ist, denke ich mal, insbesondere von der eigenen psychischen Verfassung des Partners abhängig, und nicht nur eine Charaktersache. Sicherlich wird es auch charakterlich miese Menschen geben, die sich gleich denken "Meine Partnerin ist gestört, was soll ich denn mit der!". Und es wird viele Menschen geben, die ihre Partnerin unterstützen wollen. Das finde ich auch völlig "normal", denn in der Regel liebt man seinen Partner ja und möchte diesem beim gemeinsamen Weg helfen. Es ist dann aber noch einmal eine andere Frage, ob der Partner das auch wirklich kann. Sich den Vorsatz zu nehmen, ist nämlich nur der erste Schritt. Danach kommen Monate, vielleicht Jahre, die man sich bemühen muss, die man "am Ball bleiben" muss. Ich denke, dass einige Menschen das einfach nicht schaffen, auch wenn sie es sich vorgenommen haben und es gerne möchten.
Da kommt eben die psychische Verfassung des Partners ins Spiel. Ist das ein Mensch, der "mit beiden Beinen im Leben steht", der erwachsen und gefestigt ist, und der Kraft hat, zu helfen, dann würde ich da keinerlei Probleme zur Besorgnis sehen. Aber es gibt eben auch Partner, die selbst viele Probleme haben und die schon kaum die Kraft besitzen, ihre eigenen Probleme zu lösen. Bei einigen, jüngeren Menschen, da fehlt vielleicht auch einfach die Lebenserfahrung und eine gewisse Zähigkeit, die wohl bei vielen mit steigendem Alter immer ausgeprägter wird. In solchen Fällen kann ich mir vorstellen, dass auch ein liebender Partner irgendwann einfach keinen Rat mehr weiß, was er tun soll. Oder ihm einfach die Kraft ausgeht.
Mutmaßen, wie es bei meinem Partner wäre, wie es nach Monaten oder Jahren voll Depression aussähe, will ich gar nicht. Ich weiß, er würde sich sehr bemühen, mir zu helfen. Aber ob es auf Dauer klappen würde, kann ich nicht beurteilen, denn wir sind relativ jung und er hat selbst genug Dinge um die Ohren. Ich würde mir natürlich erhoffen, dass es gut ginge, aber bei solchen Prognosen versuche ich, realistisch zu sein, so traurig das Ergebnis dann auch ist. Ja, in unserem Alter halte ich es, trotz allem Vertrauen in ihn, nicht für 100%ig sicher, dass er langjährige Depressionen auf Dauer durchhalten würde.
Da dein Freund dein Problem zu eurem Problem gemacht hat, solltest du endlich auch mal mehr Vertrauen zu ihm aufbauen. Da er scheinbar bisher von deinen früheren Depressionen nichts gewusst hat, war es ja auch kein Wunder, wenn er dein Verhalten auf simples Zickengehabe eingestuft hat. Wobei es eben auch von ärztlicher Seite schnellstens abgeklärt werden sollte, was bei dir wirklich die Ursache ist.
Nach dem Thread über deine angeblichen Gewohnheiten habe ich nämlich einen ganz anderen Verdacht. Du bist augenscheinlich körperlich am Ende, da du eben seit Monaten nicht ausreichend schläfst und das wirkt sich dann auch auf die Stimmung aus. Und ich habe in diesem Thread gestern auch schon den Verdacht in den Raum gestellt, dass es bei dir keine Gewohnheit sondern ein Zwang ist, der dich da antreibt. Deswegen ist da schnellstens nach professioneller Hilfe zu suchen.
Ich erwarte einfach, dass mein Partner auch zu mir steht, wenn ich krank bin. Ich stehe auch zu ihm, wenn er krank ist und das habe ich auch schon bewiesen. Natürlich sind Depressionen keine leichte Sache, aber ein Partner sollte immer zu seiner Freundin stehen, wenn diese erkrankt.
Ich denke, dass du wirklich mal einen Arzt aufsuchen solltest und dich nicht in Bücher verkriechen solltest. Du hast schon auch eine andere Baustelle. Nämlich den fehlenden Schlaf. Außerdem bist du ja auch nicht gerade selbstbewusst. Du musst auf jeden Fall in professionelle Hände und mal endlich Hilfe holen. Außerdem musst du auch mal langsam mehr schlafen. Bei akutem Schlafmangel wird man auch aggressiv und ist angeschlagen, weil die Neuronen zerfallen.
Du solltest jetzt aber wirklich mal langsam an die Liebe deines Partners glauben. Er hätte ja auch gehen können. Du solltest langsam mal lernen ihm zu vertrauen. Ihr seit noch nicht so lange zusammen und habt schon viel gestritten und ich denke nicht, dass das normal ist.
Mein Partner ist daran gewöhnt, dass ich erkrankt bin und man deshalb in vielen Situationen viel Rücksicht auf mich nehmen muss und manchmal auch nicht alles so geht, wie er es vielleicht gern hätte. Aber er hat von Anfang an Verständnis gezeigt und mir gesagt, dass er hinter mir steht, mit mir alles durchstehen wird und mir hilft. Deshalb denke ich, würde er ähnlich reagieren, wenn ich depressiv wäre, was ich glücklicherweise nicht bin.
Irgendwie gehört es auch dazu, wenn der Partner wirklich der richtige ist, dass er zu einem steht, wenn man mal etwas hat. Das gehört doch dazu, denn jeder könnte mal erkranken oder anderweitig etwas haben, was die Beziehung beeinträchtigt. Wenn der Partner in solchen Situationen nicht hinter einem steht, wäre es für mich auch nicht der richtige Mann und ich würde mir überlegen, ob ich die Beziehung dann noch weiter führe.
Ich bin nicht in einer Beziehung und kann daher nicht sagen, wie ein eventueller Partner auf Depressionen meinerseits reagieren würde. Andersherum kann ich natürlich auch nicht abschätzen, wie ich auf eine solche Mitteilung reagieren würde. So etwas ist ja auch von mehreren Faktoren abhängig. Ich könnte nun nicht pauschal sagen, dass ich immer und unbegrenzt für den Partner da wäre, auch wenn dieser schlimme Depressionen hätte. Auf der anderen Seite würde ich von einem Partner auch nicht erwarten, dass dieser unter allen Umständen Verständnis hätte.
Wenn man den Partner wirklich liebt, dann sollte es kein Problem darstellen, dass es ihm auch mal schlecht geht. In den meisten längeren Beziehungen wird es auch mal Phasen geben, in denen es einem der Partner oder gar beiden nicht so gut geht. Natürlich hat so etwas auch Auswirkungen auf die Beziehung und man muss schauen, ob man sich damit arrangieren kann und möchte. Wenn mir etwas an der Person liegen würde, ganz unabhängig davon, ob es sich um einen Partner oder um einen guten Freund handelt, dann wäre ich auch für denjenigen da.
Allerdings würde ich nicht behaupten, in jedem Fall und auch für jede Person da zu sein. Würde es sich um eine ganz frische Beziehung handeln, die vielleicht auch nicht den Anschein erweckt, als habe man den Partner fürs Leben gefunden, würde ich vielleicht nicht so viel eigene Energie investieren. Kritisch wäre ich auch, wenn sich nach langer Zeit immer noch nichts getan hat und der Partner vielleicht auch gar nicht bemüht ist, an seiner Depression zu arbeiten. So etwas möchte ich nicht auf Dauer haben. Aktuell bin ich eigentlich nicht bereit, viel in eine Beziehung zu investieren, so dass größere Probleme vermutlich sehr kritisch wären. Wäre ich an einer "echten" Beziehung interessiert, sollten Depressionen aber nicht direkt dazu führen, dass man die Beziehung in Frage stellt.
Meiner Meinung nach stellen Depressionen (ebenso wie andere psychische Krankheiten) durchaus einen Prüfstein für viele Beziehungen dar. Es ist ja für Außenstehende, die damit noch keine Erfahrungen entweder am eigenen Leib oder in der Familie gesammelt haben, extrem schwer nachzuvollziehen, wieso der Partner quasi aus heiterem Himmel heraus nur noch niedergeschlagen und lustlos ist, wegen jeder Kleinigkeit losheult oder gereizt und pampig auf alles reagiert.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Depressionen u.dergl. nicht wie ein gebrochenes Bein in absehbarer Zeit wieder verheilen, sondern, wenn der Betroffene Pech hat, monate- oder jahrelang ein normales Zusammensein erschweren oder unmöglich machen. Vor diesem Hintergrund bringe ich schon ein gewisses Verständnis auf, wenn "gesunde" Partner irgendwann nicht mehr in der Lage sind, zu unterstützen, zu trösten und auf Besserung zu hoffen und die Beziehung beenden. Am Anfang ist es ja oft noch relativ einfach, sich hilfsbereit und mitfühlend zu zeigen, aber wenn Therapien und Behandlungen schon eine Zeitlang laufen und der Erkrankte immer noch mit Leichenbittermiene daheim sitzt (überspitzt formuliert), ist es wohl nur natürlich, dass der Optimismus und die Hilfsbereitschaft nachlassen.
Für mich persönlich würde ich natürlich auch auf die Unterstützung meines Partners hoffen, falls ich aus welchen Gründen auch immer psychische Probleme bekommen würde. Aber dass er das jahrelang durchhalten würde, da bin ich mir nicht so sicher. Schließlich sind wir alle nur Menschen und Depressionen können unglaublich frustrierend sein.
Mein Hausarzt hat mich eigentlich erst dazu gebracht, eine Psychotherapie zu machen. Und dann ist es meinem Partner sozusagen auch aufgefallen, beziehungsweise er hat die Psychotherapie auch als notwendig empfunden. Als dann die Diagnose kam, war er verständnisvoll und hat mich immer unterstützt und tut es auch heute noch.
Ich habe aber auch irgendwann angefangen über die Dinge zu reden, die mir zugestoßen sind. Und langsam aber sicher habe ich auch über meine Gefühle und über die Depression gesprochen. Mein Partner findet das gut, weil er auch mittlerweile weiß, wo er dran ist. Er zwingt mich nicht mehr zur Bewegung oder zum Rausgehen, wenn ich mich einigele und mir nichts mehr zutraue, sondern versucht es sanfter.
Manchmal ist er auch unsensibler und tröstet mich nicht, wenn ich weinen muss. Das kann aber daran liegen, dass er auch nur ein Mensch ist und manchmal selbst überfordert ist. Das ist für mich aber auch okay, weil ich weiß, dass ich auch mal für ihn da sein muss und mich nicht immer in meine Gedanken verkrümeln kann. Er ist eine meiner Ressourcen und ich bin eine seiner Ressourcen. Er hätte auch gehen können.
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