Dem Patienten werden Messer weggenommen, Tabletten nicht
Ich mache aktuell meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und befinde mich im dritten Lehrjahr. Neben der Ausbildung bin ich aktuell noch im Intensiv Betreuten Wohnen einer psychiatrischen Einrichtung tätig. Dort bin ich sechs Nächte im Monat als Nachtwache tätig und Ansprechpartner für die Bewohner bei Sorgen und Nöten. Außerdem kann man bei Bedarf auch entsprechende Medikamente wie Ibuprofen oder Schlaftabletten austeilen.
Bis vor zwei Wochen hatte ich auch immer recht entspannte Nächte. Eine Bewohnerin, mit einer Depression und starker Suizidgefährdung, hatte eine Tiefphase und hat versucht Selbstmord zu begehen indem sie die Tabletten der ganzen Woche geschluckt hat. Ein anderer Bewohner hat mich alarmiert, ein Freund von ihr, sodass ich rechtzeitig eingreifen konnte und den Notarzt konsultieren konnte. Inzwischen geht es ihr wieder gut und sie hat sich erholt. Die Tabletten wurden ihr weggenommen.
Jedoch frage ich mich, wieso sie überhaupt im Besitz ihrer Tabletten war? Aufgrund der Suizidgefährdung wurden ihr bereits sämtliche Messer und Klingen weggenommen, aber wieso nicht die Tabletten? Ich verstehe es nicht, wieso man ihr die Tabletten noch lässt (vor allem für eine ganze Woche). Von den Betreuern, die ich bisher darauf angesprochen habe, konnte ich noch keine wirkliche Antwort auf das Thema bekommen, was ich sehr schade finde. Arbeitet vielleicht einer von euch in so einer Einrichtung und hat eine Idee, wieso man nur das eine wegnimmt und das andere lässt? Wäre nicht beides sinnvoller?
Ich dachte bisher auch, dass Suizidgefährdete Menschen nur unter Aufsicht Tabletten einnehmen dürfen. Das die Einnahme eben durch einen Betreuer kontrolliert wird und der Patient dann so keine Tabletten sammeln oder horten kann. Es wird ja auch immer wieder gesagt, dass man sich mit Schmerzmitteln mit Paracetamol nicht umbringen könnte. Angeblich würde man sich vorher übergeben, weil die Tabletten so hergestellt wurden. Ich weiß nun nicht ob das stimmt, aber ich finde es auch seltsam, dass die Patientin in dem Fall Tabletten ansammeln konnte.
Ich kenne es auch nur so, dass die Tabletten dann unter Aufsicht und aus einem Döschen heraus genommen werden, aber man sie nicht auf dem Zimmer lässt. Vielleicht hat man hier Vertrauen an der falschen Stelle oder man darf es rechtlich nicht wegnehmen, wenn sie es mitgebracht hat, was auch immer. Ich würde in so einem Fall schon nochmal an höherer Stelle nachfragen, warum das so gemacht wird, wenn man selber auch teilweise für die Medikamentenausgabe verantwortlich ist. Die Frage ist sicherlich legitim und das Verhalten der Betreuer nicht so ganz logisch.
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