Habt ihr euch schon einmal innerlich zerrissen gefühlt?

Mir ging es tatsächlich eine Zeit lang schon so, dass ich mich innerlich richtig zerrissen fühlte. Ich war in meiner letzten Beziehung sehr unglücklich, habe es mich aber nie wirklich getraut, Schluss zu machen, weil ich Angst hatte, dann ganz alleine dazustehen. Im Endeffekt litt ich viele Monate an der Situation und wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Glücklicherweise wendete sich dann aber alles zum Guten, als ich die Beziehung dann auch beendet hatte.

Ich weiß, dass das Gefühl der inneren Zerrissenheit aber wirklich schrecklich für mich war, weil es einfach alle Gedanken annimmt. Habt ihr euch schon einmal innerlich richtig zerrissen gefühlt? Wann war das der Fall und wie hat sich eure Gefühlslage dann bessern können?

Ich war sogar in der gleichen Situation wie du: es war die erste lange Beziehung, sie dauerte letztendlich reichlich 2 Jahre, aber vernünftig betrachtet hätten wir das schon eher beenden müssen. Ich hatte die gleichen Gedanken wie du, wollte nicht allein sein, hatte große Angst davor, was nach dieser Beziehung kommt und konnte es mir einfach nicht vorstellen. Daher war ich zu dieser Zeit auch manchmal verzweifelt, hin- und hergerissen, weil ich grübelte, was zu tun sei (obwohl ich es eigentlich immer wusste, es aber nicht wahrhaben wollte).

Schließlich hat er den Schritt getan und mir von heute auf morgen eröffnet, dass er mich nicht mehr liebt. Da war ich dann doch überrascht und emotional sehr aufgewühlt. Ich kann nicht sagen, dass sich nach Ende der Beziehung für mich alles zum Guten wandte, zumindest nicht sofort. Monatelang hatte ich damit zu kämpfen, genau wie du beschreibst "im Inneren zerrissen". Das ist so ein richtig ekliges Gefühl, ein Zustand, in dem man sich so hilflos vorkommt - ich bin froh, dass es mittlerweile lange her ist, als ich mich das letzte Mal so gefühlt habe.

In meiner ersten Beziehung hatte ich nicht wirklich Gefühle für denjenigen, mit dem ich zusammen war. Ich redete mir Anfangs ein, dass so eine Beziehung sein muss, aber ich hatte eben keine Erfahrung und meinerseits war es einfach keine Liebe. Als ich dann auf seinen Arbeitskollegen traf, wusste ich aber was Liebe ist, denn da hat bei mir sofort der Blitz eingeschlagen.

Ich war daraufhin innerlich zerrissen, weil ich eigentlich nicht der Mensch bin, der anderen Menschen gerne das Herz zerbricht, auf der anderen Seite hatte ich aber auch Angst, dass die beiden dann keine Freunde mehr sein können und so weiter. Letztendlich bin ich mit dem Arbeitskollegen und ehemaligen Freund meines Ex Freundes verheiratet und glücklich.

Selten. "Innerlich zerrissen" ist sowieso ein starker Ausdruck, wenn man sich eigentlich nur nicht entscheiden kann. Bei mir ist es, wenn überhaupt, maximal der "innere Schweinehund", der bei mir ähnliche Gefühle auslösen kann. Bei den größeren Lebensentscheidungen war für mich der Fall immer relativ schnell klar und dann gab es nichts mehr zum "zerrissen sein".

Im Alltag sieht es schon anders aus, weil ich zugegebenermaßen ein ziemlich egozentrischer Mensch bin und auf viele, viele Verpflichtungen und Alltagssituationen einfach keinen Bock habe. Und je älter ich werde, desto schlimmer wird es. Deswegen werfen mich beispielsweise Familienfeiern und "Anlässe" aller Art mittlerweile doch ziemlich aus der Bahn. Einerseits habe ich den schier ununterdrückbaren Drang, den ganzen Krempel einfach sein zu lassen. Sei es Taufe, Hochzeit, Weihnachten oder Familienurlaub - ich mag einfach nicht mehr.

Andererseits möchte ich auch niemanden verletzen oder enttäuschen. Und dritterseits darf ich dann natürlich auch nicht mit Leichenbittermiene oder völlig frustriert durch die Gegend schlurfen, sondern muss Begeisterung und Freude zeigen. Deswegen bin ich nach "Anlässen" dieser Art auch immer tagelang völlig fertig.