Taschen Verlag - sinkendes Niveau?
Gerade Leute, die sich für Kunst sehr interessieren und die auch gerne künstlerische Bildbände ihr Eigen nennen, dürften vielleicht den Taschenverlag kennen. Dieser Verlag mit Sitz in Köln ist besonders dafür bekannt, dass er Bildbände über das gesamte Werk zahlreicher Künstler anbietet, oder aber auch Fachbücher zu verschiedenen Epochen, und das zu einem recht günstigen Preis.
Ich bin mir nicht so sicher, aber ich glaube, so ein Epochen-Buch kostet etwa acht Euro, und eines über einen einzelnen Künstler ebenfalls ungefähr so viel. Dabei ist der Aufbau vom Design her immer ungefähr gleich und die Bücher haben auch alle nur einen Soft-Einband. Aber dennoch wirken die Bücher nicht unbedingt billig, und sie sind eine schöne Möglichkeit, auch für Leute mit nicht so sehr viel Geld, wie beispielsweise viele Studenten, sich eine schöne Sammlung von Kunstbüchern anzulegen. Denn diese kosten ja im Normalfall schon eine ganze Menge.
Ich beispielsweise habe mir so, allein über die hier über Talkteria "erworbenen" Amazon-Gutscheine, schon Epochen-Bücher über Symbolismus und Romantik zugelegt, außerdem einzelne über Alfons Mucha, den Jugendstil-Künstler, der hauptsächlich in Paris tätig war, oder über den japanischen Künstler Hiroshige, sowie über den Deutschen Caspar David Friedrich, und über Raphael und Botticelli. Weitere möchte ich mir noch zulegen, und je länger ich im Gesamtverzeichnis des Verlages stöbere, desto größer wird die Wunschliste noch. Aber das ist wohl so eine persönliche Macke von mir.
Also, ich finde den Verlag an sich sehr gut. Qualitativ auch, auch mal ganz abgesehen davon, dass ich es sehr lobenswert finde, Kunstbücher für einen erschwinglichen Preis der breiteren Masse verfügbar zu machen. Aber beim Stöbern auf der Website des Verlags habe ich neulich etwas festgestellt, was ich hier zur Debatte stellen möchte: Wird der Taschenverlag immer unseriöser?
Denn unter den angebotenen Büchern findet man nicht nur Kunstbücher. Wobei man sich natürlich auch über den Kunstbegriff streiten kann, da hat ja jeder eine sehr eigene Definition von. Dasselbe gilt für Niveau. Aber ich muss ehrlich sagen, für mich persönlich ist es schon irgendwie komisch, wenn man gleichzeitig Bücher über das Gesamtwerk Da Vincis anbietet, und außerdem auch noch Pornos oder "die schönsten Gartenzwerge" oder esoterisches Geschwurbel. Wobei man die Gartenzwerge eventuell auch noch als Designstudien bezeichnen könnte. Aber gut, ich persönlich finde irgendwie, dass das an sich nicht unbedingt vergleichbar ist mit den "großen Meistern" der Malerei. Aber ich schrieb ja auch schon, Meinungen unterscheiden sich.
Übrigens habe ich auch gar nichts dagegen, dass ein Verlag sich auf verschiedene Ebenen begibt und verschiedenste Dinge anbietet, und sich nicht nur auf einen Fachbereich versteift. Nur für einen Verlag, der sich lange direkt einen "Kunstbuch-Verlag" geschimpft hat, und sich selbst dieses Image verpasst hat, finde ich es eben komisch, dann auch noch "Die schönsten Bahnstrecken" oder "Tee trinken nach dem Mondkalender" anzubieten. Aber ja, ich weiß, produziert wird, was die Masse kauft. Es geht um Profit, überall, wieso also nicht auch bei "Taschen"?
Allerdings muss ich sagen, an sich ist das beim Taschen-Verlag wohl nicht unbedingt eine neue Entwicklung. Angefangen haben sie mit Comics, sofern ich weiß. Da streiten sich ja auch etliche Leute, ob das nun Kunst sei, oder bloße triviale Unterhaltung ohne künstlerischen Wert.
Wie du schon schreibst, das ist auf dem Buchmarkt eine allgemeine Entwicklung. Es wird vermehrt auf Profit geachtet und weniger auf künstlerischen Wert, als noch vor ein paar Jahrzehnten. Ich habe mir schon öfters überlegt, ob zum Beispiel ein Michael Ende auf dem heutigen Literaturmarkt noch eine Chance bekommen hätte? Oder hätte man ihm heute auch Absagen geschickt und lieber einen etablierten Autor aus dem englischen Übersetzt hätte und ins Programm genommen hätte, so dass sie sicher gehen können, etwas verkäufliches zu haben?
Das ist ja unter anderem ein Grund, warum immer mehr Autoren sich dafür entscheiden, unter die Selfpublisher zu gehen, weil nicht jeder Lust hat, vollkommen am Mainstream orientiert zu schreiben. Das ist dann irgendwann reine Fabrikarbeit und keine Kunst mehr. Und auch die Leser sind ja mittlerweile teilweise gefrustet, dass immer mehr Romane einfach nur Abklatsch von einem bewährten Verkaufsschlager sind. Von daher werden die nächsten Jahre spannend werden, was auf dem Buchmarkt so passiert. Ob sich ehemals reine Kunstverlage noch halten können? Man wird sehen.
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