Wagner Liebhaber?

Für ein Seminar an der Uni misste ich das Libretto von dem „Ring des Nibelungen“ von Wagner durchlesen, aber ich habe überlegt: warum nur das Libretto lesen, wo ich doch die Oper selbst nie gehört habe? Also habe ich die CD geholt und angefangen. Zuerst habe ich überhaupt gedacht: warum heißt es „Erster Abend“, „Zweiter Abend“ und so weiter? Die Teile sind doch nur jeweils ein paar Stunden lang, ich kann sie womöglich alle an einem Tag hören. Ich lag falsch.

Ich war vorher nicht unbedingt mir Wagners Musik vertraut. Als ich „Rheingold“ zu Ende gehört habe, konnte ich an dem Tag nichts mehr machen. Mein Kopf war zu voll von der Musik. Jetzt bin ich schlauer darüber, warum die Story auf vier Abende verteilt ist. Zu einem Wagner-Liebhaber bin ich, glaube ich, dennoch nicht geworden. Vielleicht ist die Musik zu voll, zu schwergewichtig, und bietet mir (ich liebe klare Melodien) zu wenige Anhaltspunkte.

Gibt es hier Wagner-Liebhaber? Was mögt ihr an ihm?

Als ausgesprochenen Liebhaber würde ich mich nicht bezeichnen, aber ich habe mich inzwischen schon ganz gut in die Musik von Richard Wagner eingehört, und je häufiger man sich damit beschäftigt, umso stärker kann man darin eintauchen. Klar haben insbesondere die späteren Opern nur noch wenige prägnante Melodien, aber stattdessen gibt es regelrechte Ozeane an Klang, die einen wie Wellen umspülen.

Gerade das erwähnte Rheingold höre ich gern, insbesondere den Anfang (die erste Viertelstunde ungefähr). Die Oper beginnt eigentlich nur mit einem einzigen tiefen Brummen (ein Es-Dur-Akkord in den tiefen Instrumenten), das mich an das dunkle Schimmern von Licht erinnert, das man unter der Wasseroberfläche sehen kann, wenn man taucht. Aus diesem Brummen heraus fängt allmählich ein wogendes Auf und Ab an, das nach und nach immer prächtiger und strahlender wird, bis dann endlich die Rheintöchter ihr noch unbeschwertes Gejubel starten. Das hat schon was, und ich höre es immer wieder gern.