Gratis Bahn fahren für Soldaten/Polizei in Ordnung?
Gestern kam in den Nachrichten, dass Soldaten ab Januar 2020 wohl gratis mit der Deutschen Bahn fahren dürfen. Auch nachzulesen hier. In den Nachrichten wurde dann auch noch gesagt, dass Polizisten wohl auch schon gratis mit der Bahn fahren dürfen, solange bei beiden die Uniform getragen wird.
Das hat dort auch für Diskussionen gesorgt, die ich gerne grob mal wiedergebe. Ein Linken Politiker ist der Meinung, dass sich AKK eher bei den Soldaten mit dem Vorstoß einschleimen wolle und das bei einer freiwilligen Wehrpflicht eben auch keine Gratis-Bahn-Fahrten notwendig sind.
Während bei der Polizei das sogar noch weniger in dem medialen Interview gut ankam. Da hieß es vor allem, dass sie schon genug Kohle haben, steuerliche Vorzüge und eben eine Besoldung, das war dort der O-Ton, sodass sie ruhig wie jeder andere auch das Ticket zahlen sollen.
Ich bin da aktuell auch etwas zwiegespalten, aber möchte deswegen gerne von Euch wissen, ob Ihr findet, dass Soldaten und Polizisten ruhig mit Uniform gratis mit der Bahn fahren sollten oder seid Ihr der Meinung, dass das nicht notwendig ist? Welche Vorzüge seht Ihr da und welche Nachteile?
Bei diesem Thema werde ich schnell etwas emotional und das, obwohl ich durch die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 nie eingezogen wurde. Um das zu erklären, möchte ich kurz von einem Erlebnis in meinem New York - Urlaub erzählen: Eine ältere Dame fuhr damals mit einem Pick-up an mir vorbei, auf dessen Heckscheibe zu lesen war: "My son is in the US-Army.", was übersetzt so viel heißt, wie: "Mein Sohn ist Soldat bei der US-Armee."
Nun ist allgemein bekannt, dass die Amerikaner an sich (evtl. auch durch ihre Geschichte) eine patriotischere Einstellung zu Ihrem Land haben, als wir Deutschen. Nichts desto trotz finde ich es immer wieder erschreckend, welche Neiddebatten es gibt, wenn die Politik bestimmte Berufsgruppen, die bereit sind Ihr Leben für unsere Verteidigung, unsere Sicherheit oder auch zu unserem Schutz bei Katastrophen (Hochwasser, etc.) zu opfern, begünstigt. Dies war schon so, als sich Bayern dazu entschieden hat die Ehrenamtskarte für Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, etc. auszugeben.
Welche Vergünstigungen diese bietet, kann jeder im Internet selbst nachlesen. Diese Berufsgruppen haben das verdient. Natürlich kann man jetzt sagen: "Altenpfleger leisten auch jeden Tag Übermenschliches!" und da will ich auch gar nicht widersprechen, speziell bei diesem Beruf müsste viel mehr bezahlt/verbessert werden. Aber es steht schließlich jedem/jeder (mittlerweile auch Frauen) frei, welchen Beruf er/sie ergreift. Und ich frage diese Neider/-innen, warum sie denn nicht einfach Soldat/-in werden, wenn es da doch "genug Kohle, steuerliche Vorzüge, etc." gibt ...
Und Eines darf man bei der ganzen Debatte nicht vergessen: Auch wenn die Anzahl von Gewalttaten laut Statistik immer mehr abnimmt, so fühlt sich unsere Bevölkerung immer unsicherer. Während meiner Ausbildung am Flughafen München bin ich als Auszubildender im Alter von 16 Jahren öfter mit dem Zug vom Land in meine Wohnung gefahren: Ich hatte immer ein besseres Gefühl, wenn ein uniformierter Polizist / Soldat mitgereist ist.
Die pure Anwesenheit strahlt einen gewissen Respekt aus und das hat auch seinen Grund: Solange jemand Uniform trägt, ist diese Person (auch wenn es keine Arbeitszeit ist) für die Bevölkerung mit dem Staat in Kontakt zu bringen. Und da pöbelt man (als Uniformierter) eben nicht rum, trinkt Alkohol, o.Ä. im Zug, da man auch eine gewisse Verantwortung FÜR seine Uniform hat. Das ist meine Meinung zu dem Thema.
Dass Polizisten in Uniform gratis Bahn fahren dürfen, wusste ich schon länger, und mein Sozialneid ist nicht so ausgeprägt, dass ich es den paar Hanseln, die mir beim Pendeln so begegnen, missgönne, gratis im überfüllten IC auf dem Boden zu knien. Ich kann zwar auch nicht behaupten, dass ich mich durch die Anwesenheit von oftmals bewaffneten Staatsdienern "sicherer" fühle, da ich auch nicht der Typ Mensch bin, der sich schon einnässt, wenn ein Mitreisender dunkle Haut hat. Aber wenn die "gefühlte" Sicherheit dadurch ansteigt, dass eine uniformierte Person gelangweilt aus dem Fenster starrt, bitte.
Das Argument, dass Soldaten auf diese Art für ihre "besonderen Leistungen" belohnt werden sollen, zählt für mich dagegen gar nicht. Natürlich ist es ein anstrengender und anspruchsvoller Job, aber das gleiche gilt in meinen Augen auch alle möglichen anderen Berufe vom Ballett bis zum Tierpfleger, und die bekommen auch alle keine BahnCard 100, weil sie so tolle Sachen für die Gemeinschaft leisten.
Schließlich kann man hierzulande seinen Beruf immer noch frei wählen, und ich glaube nicht, dass alle 180000 aktiven Soldaten, den ganzen Verwaltungskram nicht mitgerechnet, bessere Menschen sind, die im Gegensatz zum großen Rest eine spezielle Belohnung verdient haben. Wofür denn? Weil sie sich einen Job aufgehalst haben, bei dem man auch mal Sandsäcke für die Allgemeinheit schleppen muss? Das muss die freiwillige Feuerwehr auch.
Aber letzten Endes würde es mich nur stören, wenn ein ganzes Rudel Uniformierter mal wieder einen sowieso schon überfüllten Zug verstopft und sich breit macht, weil es eben nichts kostet. Soldaten treten ja gerne zu mehreren auf, weil man mit einem einzelnen wohl keinen Krieg gewinnen kann, oder so. Aber das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert.
Ich finde es überhaupt nicht schlimm, dass man Soldaten und Polizisten umsonst fahren lässt. Diese Menschen sind zu unserem Schutz in ihrem Beruf und da sollte man dann auch irgendwie etwas zurückgeben und wenn es nur so eine kleine Geste ist. Wobei ich auch durchaus der Meinung bin, dass man für Pfleger solche Dinge kostenlos machen könnte. Der Job ist nun wirklich extrem unterbezahlt und es ist ein wichtiger Beruf, den viele wegen dem Geld nicht mehr machen wollen.
Letztendlich ist es doch nur der Neid der diese Diskussion aufkommen lässt und die Frage, ob der eigene Job nicht auch etwas Wert ist. Alles oder nichts kann es aber auch nicht sein, man muss einfach mal bedenken, dass diese Menschen jeden Tag etwas für unsere Sicherheit tun und das vielleicht auch ein kleiner Anreiz ist, damit man diesen Beruf ergreift. Ich finde es schlimm, wenn man auf so etwas neidisch ist und deswegen diskutieren muss.
Es geht ja hier im Prinzip um Fahrten von und zur Arbeit und nicht um Freizeitfahrten. Und es ich kenne eine ganze Reihe Leute, die dafür einen Zuschuss vom Arbeitgeber bekommen oder die Fahrten sogar ganz bezahlt bekommen wenn sie öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Ist schließlich umweltfreundlicher und sorgt dafür, dass die Firma nicht so viele Parkplätze braucht.
Von daher verstehe ich die Aufregung nicht so ganz. Wenn ein privater Arbeitgeber diese Vergünstigungen nutzt um für potentielle Mitarbeiter attraktiver zu werden hat der Staat als Arbeitgeber doch das gleiche Recht.
Ich finde nur diese Uniform Geschichte albern und bin schon gespannt auf verkleidete Schwarzfahrer. Gebt den Leuten einfach eine Bahncard 100 wenn sie sich verpflichten nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit zu kommen und gut ist. Macht die Bank, für die eine Freundin arbeite, auch so.
Nein, ein Soldat hat nicht einen Job wie jeder andere. Er hat gelobt notfalls sein Leben einzusetzen und das sind keine hohlen Worte sondern gelebte Realität.
Ich denke hier geht es auch um Anerkennung. Die Bezahlung ist das eine, ich würde mir wünschen, dass unsere Soldaten wie zum Beispiel in den USA, geehrt und geachtet werden. Aber wer schon einmal ein Gelöbnis besucht hat wo linke Störer diese offiziell als Mörder bezeichnen dürfen, der weiß, dass es noch ein langer Weg sein wird.
Nebenbei glaube ich nicht dass viele Uniformträger dieses Angebot nutzen werden. Ich habe schon oft gesehen dass diese Leute von bestimmten anderen Gruppen grundlos auf den Bahnsteigen angepöbelt und bedroht wurden. Das will man auch nicht jeden Tag haben.
Positiver Nebeneffekt wäre natürlich ein höheres Sicherheitsgefühl der Reisenden. So spart die Bahn Kosten für Sicherheitsleute und sie gewinnt vielleicht mehr Kunden. Übrigens ist die Fahrt nicht umsonst, der Bund zahlt jedes Jahr eine Pauschale in zweistelliger Millionenhöhe.
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