Therapeut glaubt sexuellen Missbrauch nicht, was tun?
Vor wenigen Tagen habe ich mal ein Gespräch mit einer Arbeitskollegin geführt, wo sie mir mitteilte, dass sie eine Cousine hat, die sagt, sie sei damals sexuell missbraucht worden. Da es für mich „Hören und Sagen“ ist, weiß ich es nicht. Fakt ist wohl aber, dass eine Anzeige erstellt wurde und krankenhausspezifische Beweise vorgelegt werden konnten sowie die Polizei keine Zweifel hatte. Es gab dazu also auch ein entsprechendes Urteil vor Gericht.
Diese Cousine befindet sich seither in therapeutischer Behandlung und wechselte jetzt aber aufgrund der Schwangerschaft ihrer Therapeutin, die Therapie. Doch dieser Herr hat ihr wohl unverblümt gesagt, dass er ihr den sexuellen Missbrauch nicht glaubt und natürlich war die Cousine meiner Arbeitskollegin vollkommen erschrocken.
Die Begründung war u.a das sie nicht die typischen Verhaltensmuster aufweist, die andere Opfer zeigen würden. Gleichzeitig hat er ihr wohl gesagt, dass sie auch nicht detailliert darüber redet, was für ihn auch ein Zeichen von „vermeidlicher Lüge“ oder „Hineinsteigerung“ sei. Meine Arbeitskollegin ist empört, aber ich im Übrigen auch.
Ich bin erschrocken, wie weit sich ein fremder und neuer Therapeut da aus dem Fenster lehnt, wenn alles so stimmt. Zumal es ja entsprechend ein nachweisbares Gerichtsurteil samt Krankenhausvermerke gab.
Daher mal eine Frage an Euch, wie würdet Ihr zum einen auf diese Anschuldigungen reagieren und seid Ihr der Meinung, dass die Cousine meiner Arbeitskollegin diesen Therapeuten sofort wechseln sollte?
Ich finde das im höchsten Maße verstörend und kann mir kaum vorstellen, das ein Therapeut sowas klar artikuliert. Wenn dem wirklich so ist und sie ihn nicht missverstanden hat, würde ich ihn umgehend der Ärztekammer mit einer Beschwerde melden.
Menschen kommen mit allem möglichen Quark zu einem Therapeuten, dieser würde jedoch nie behaupten, was der Patient erzählt wäre unglaubhaft, das würde ja das Vertrauensverhältnis auf Dauer stören und eine Therapie wäre nicht mehr möglich.
Vielleicht hat der Therapeut hier auch unprofessionell persönliche Antipathie ausgedrückt, egal was es ist, therapiert wird die Patientin hier sicher nicht mehr. Sie sollte sich schnell einen neuen Therapeuten suchen, vorzugsweise mit Empfehlung.
Ich wurde gerade auch bereits von einer Userin persönlich angeschrieben, danke nochmal dafür. Da ich nie hinterm Berg über meine Vergangenheit mit diesem Thema in der Kindheit/Jugend hielt, da wir uns ohnehin hier teilweise nicht persönlich kennen, trifft mich eine derartige Aussage auch wirklich wie ein Schlag ins Gesicht.
Meiner Arbeitskollegin habe ich sofort gesagt, sie solle ihrer Cousine sagen, dass sie den Therapeuten sofort wechseln soll. Natürlich alles in dem Falle, wenn sie auch richtig zugehört hat oder ähnliches. Da meine Arbeitskollegin da aber absolut sicher ist, und nur ich vom hören und sagen reden kann, glaube ich das schon.
Ich selbst weiß ja nun auch, dass ich für viele immer wirke wie „kein Opfer“, aber das ist auch von mir schon in frühster Kindheit so gewollt gewesen. Ich wollte nie das „Opfer“ sein, ähnlich wie man Natascha Kampusch gerne diesbezüglich gerne fertig macht. Mich macht sowas auch wütend, aber ich glaube da auch wirklich, dass sie sich nicht verhört hat.
Laut meiner Arbeitskollegin hat die Cousine auch bitterlich geweint, vollkommen verständlich. Sie hat auch in dem „Klinikum“, wo dieser Therapeut wohl in einer Abteilung arbeitet auch Beschwerde eingereicht, das weiß ich jedenfalls schon.
Ich wollte nur auch mal gerne Eure Meinung wissen, weil ich habe auch sofort angeraten, sofort den Typen zu wechseln. Sowas geht für mich gar nicht. Das erste, was mir auch einfiel war, sich an erster oder oberster Stelle zu beschweren.
Es gibt immer 2 Seiten. Ich erinnere auch an den Fall Kachelmann. Sein Verhalten war zwar nicht unbedingt vorbildlich aber ich habe kaum Zweifel an seiner Unschuld. Und solche Beurteilungen entscheiden eben oft auch über Schuld eines Angeklagten.
Hier im Saarland gab es auch den Fall des Beamten Norbert Kuss. Der nahm 2002 mit seiner Frau eine junge Dame in Betreuung. Das klappte nicht und 2003 zeigte sie ihn wegen Missbrauchs an. Aufgrund eines Gutachtens wurde er zu 3 Jahren Haft verurteilt und verlor seine Beamtenbezüge. 2013 wurde er dann schließlich aufgrund eines neueren Gutachtens freigesprochen. Sein Haus stand kurz vor der Pfändung. Bis 2018 musste er mit der Gutachterin um eine Entschädigung streiten. Der Mann ist Jahrgang 1943 und faktisch die letzten 15 Jahre nur damit beschäftigt. Der Fall Norbert Kuß ist auf Wikipedia ausführlich dargestellt.
Auch hier muss ich nochmals klar und deutlich sagen, dass jede Vergewaltigung eine zu viel ist. Ich bin auch sehr verwundert darüber, dass der Psychologe anscheinend nicht angekündigt hat, dass er nun das Schema macht. Ich würde auch niemanden so einfach der Lüge bezichtigen. Allerdings finde ich es gut, dass es ein einheitliches Schema gibt.
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