Was lasst ihr euch leider viel zu oft gefallen?

vom 12.08.2019, 08:36 Uhr

Manchmal weiß man genau, dass man sich etwas nicht (mehr) gefallen lassen sollte und nimmt sich fest vor, beim nächsten Mal anders zu reagieren. Allerdings klappt das nicht immer. Oft liegt das daran, dass man es sich einfach nicht traut, etwas dagegen zu sagen, weil man Angst hat, die andere Person würde enttäuscht oder sauer reagieren oder hätte einfach kein Verständnis.

Was lasst ihr euch leider viel zu oft gefallen, obwohl ihr das eigentlich nicht tun wollt? Leiht ihr anderen vielleicht immer wieder Geld, lasst ihr euch generell leicht ausnutzen und fällt es euch schwer, auch mal "Nein" zu sagen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich lasse mir leider viel zu oft die Sinneswandel meines Freundes gefallen, wenn er sich mal wieder eine neue Technik-Anschaffung in den Kopf gesetzt hat. Das endet jedes Mal in Diskussionen um Geld, die Notwendigkeit des ständigen Neu-Kaufens und in Enttäuschung seinerseits, "dass ich ihm sein Hobby nicht gönne". Leider ist die Film- und Hifi-Welt seit langem das einzige, was ihn wirklich begeistert und worin er aufgeht, wenn er sich an Einstellungen oder neuen Geräten ausprobieren kann.

So fällt es mir letztlich schwer, Vernunft walten zu lassen, aber die Tatsache, alle 6 Monate eine Ausgabe von mehreren hundert Euro zu tätigen für Technik, die eigentlich schon im Haus ist, kann ich einfach schwer unkommentiert lassen. Manchmal habe ich aber in den Momenten so viel um die Ohren, dass mir die Kraft fehlt mich da intensiv mit ihm auseinanderzusetzen, also habe ich schon oft genug nachgegeben oder irgendwelche Kompromisse ausgehandelt, obwohl ich das gar nicht will.

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Generell lasse ich mich nicht bewusst wirklich ausnutzen. Es kann jedoch sein, dass ich Menschen zwei bis zehnmal helfe, weil ich einfach glaube, dass jeder Hilfe verdient hat. Da ich eben aus anderen Kreisen komme, sind diese Themen bei mir ständig aktuell. Man sagt ja nicht ohne Grund, dass sich Gleiches häufig zu Gleichem gesellt. Doch zum Thema Gewalt gegen Frauen, habe ich in den letzten 20 Jahren so viel in meinem Bekanntenkreis Freunden geholfen, dass ich mich manchmal gefragt habe, Kätzchen, wie dumm bist du eigentlich.

Beispiel. Eine Frau wird von ihrem Freund verprügelt und so stark gewürgt, dass sie ins Krankenhaus musste. Dort kam ich an und sie sah mega grausam aus. Sie bat mich, Wohnung zu suchen usw. Hab ich gemacht, alles war fertig. 2 Wochen danach war sie wieder bei ihm. Das passierte dann weitere 10 mal und ich habe immer, auch aufgrund zweier Kinder im Haushalt ( ehe sie vom Jugendamt endlich mal, nachdem ich da mehrfach drauf aufmerksam machte, rausgeholt wurden ) geholfen. Sie ging immer wieder zurück, lässt sich verprügeln, verbal erniedrigen, heult dann überall rum usw. Sie hat jetzt auch keine Freunde mehr oder irgendwem. Doch ich bin auch gegangen.

Ich habe von solchen Beispielen aber leider viele in meinem Umkreis. Früher habe ich gedacht, dass was bei mir im Elternhaus war, ist eine Seltenheit, aber heute kenne ich die Realität und sehe mal, dass schlagende Partnerschaften häufig sind. Ich helfe auch heute noch, aber bestimmt nicht mehr 10 mal, sondern 1-2 mal und dann ist Feierabend. Dann lasse ich die Frauen oder auch Männer ins verderben rennen und habe damit nichts mehr am schaffen.

Das sind die Themen, die hier aktuell auch wieder aufkeimen und erst vorgestern wieder soweit waren, dass ich nachts um 1:15 Uhr angerufen wurde. Ich mache das nicht mehr. Ich habe da weder Lust und Zeit zu, wenn jemand nicht lernt. Und ich lasse es auch nicht gelten, dass dies auch bei vielen Frauen eine psychologische Komponente hat. Das ist mir gänzlich auf Dauer egal.

Ich habe für Frauen Wohnungen gefunden, was in meiner Stadt nicht mehr so leicht ist. Ich habe einen Job für eine gefunden, eine andere durfte ihre Kinder durch das Ausziehen behalten und kaum ist sie zurück gegangen, waren ihre Kinder weg. Ich bin doch nicht bescheuert und lasse mir diesen Affenzirkus, den ich beruflich nicht selten erlebe, noch privat tausendfach gefallen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wenn ich ehrlich mit mir ins Gericht gehe, dann lasse ich mich immer noch zu oft in die klassische Geschlechterrolle drängen, gegen die ich verbal immer wieder mal ins Feld ziehe. Wasser predigen und Wein trinken, nennt man das wohl.

Einerseits regt es mich auf ohne Ende, wenn die ganze Emotionsarbeit und das Organisatorische in Beziehungen und Familien immer an "Ihr" hängenbleibt, egal in welcher Konstellation. Andererseits, wer bäckt für den Geburtstag Muffins, denkt sich +Geschenke für grantige Verwandte aus, die sowieso schon alles haben und an allem etwas aussetzen, oder macht sich geistige Notizen, dass Nichte A gerade in einer Pony-Phase ist, während Nichte B einen Maulwurftick hat?

Keiner würde mich zwingen, und ich könnte quasi jederzeit eine dieser typisch weiblichen Aufgaben an meinen Partner verschieben und feststellen, dass die Welt nicht untergeht, wenn Nichte A ein Spielzeugauto geschenkt bekommt. Aber die soziale Konditionierung ist doch immer noch oft stärker, weswegen ich mir die geschlechtsbedingte Zusatzarbeit mehr aufbürden lasse, als ich eigentlich will.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Kommt es nicht eher auf die Situation und auf die Umstände an? Ich meine, von meiner Chefin lasse ich mir auch so einiges gefallen, weil ich von ihr eine Form von "Schmerzensgeld" dafür erhalte. Die kann dann rumzicken so viel wie sie will solange sie meine persönliche Grenze nicht überschreitet. Da ich sie im Moment eh kaum antreffe, ist meine Geduld also sehr lange.

Ansonsten kommt es darauf an, mit wem ich es zu tun habe. Wenn ich eine durchgeknallte Person in der Bahn treffe, dann ertrage ich sie auch mal, da ich eh nichts mit ihr zu tun haben werde, sobald ich den Zug verlasse. Ich bin da eher effizient und würde nur dann etwas sagen, wenn ich länger mit der Person zu tun habe, bestimmte Grenzen nicht überschritten worden sind und kein Abhängigkeitsverhältnis zu dieser Person besteht. Es kommt eben immer auf den Einzelfall an.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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