"Herzensbücher" mit ganz besonderem Stellenwert für euch?

Ich persönlich habe einige Bücher, die mir emotional sehr viel bedeuten, mit denen ich vieles verbinde und die ich aufgrund dessen niemals verkaufen, aussortieren oder ausleihen würde. Habt ihr ebenfalls solche Bücher? Um was für Bücher handelt es sich dabei genau? Was verbindet ihr damit?

Ich habe zwei solcher Bücher. Das eine ist Krabat von Otfried Preußler. Wir haben es im Deutschunterricht der sechsten Klasse gelesen. Kurz nachdem wir es angefangen hatten, sagte uns unser Lehrer, dass er ins Krankenhaus müsse, um sich operieren zu lassen. Wir sollten es in der Zeit weiter lesen. Die Wochen vergingen, wir lasen weiter. Und eines Tages kam dann unser Klassenlehrer herein und sagte uns, dass unser Deutschlehrer gestorben sei an seiner Krebserkrankung.

Auch wenn es "nur" ein Lehrer war, zu dem ich keine besondere persönliche Beziehung hatte und von dem ich nicht einmal sagen konnte, ob ich ihn mochte oder nicht, hat mich das doch sehr berührt. Das war das erste Mal, dass ich wirklich mit dem Tod konfrontiert wurde. Und in dem Buch geht es auch um den Tod, was dazu führt, dass ich jedesmal wieder heulen muss, wenn Tonda stirbt.

Das andere Buch sind die "Säulen der Erde". Ich habe das Buch von meiner Oma geerbt, die ich über alles geliebt habe und die mich die ersten Jahre aufgezogen hat. Ich weiß, dass meine Oma das Buch nicht mochte, aber mir gefällt die Geschichte sehr gut. Und dazu kommt nun, dass ich mich seltsamerweise meiner Oma immer ein wenig nahe fühle, wenn ich das Buch nur in die Hand nehme, denn irgendwie sind beide Dinge in meinem Kopf miteinander verbunden.

Lesen war für mich seit früher Kindheit mein absolutes Lieblingshobby und ich habe Bücher zu Dutzenden verschlungen. Bis heute lese ich gerne, auch wenn mir oft die Zeit und die Muße fehlen. Aber die Liebe dazu und das Talent, mich in einer Geschichte zu verlieren und wiederzufinden ist mir bis heute geblieben. Mein Job ist bücherbasiert und mein Tattoo auch, ich weiß also, wovon ich rede.

Trotzdem bedeuten mir die physischen Objekte aus Papier und Tinte erheblich weniger als die Geschichten und Figuren, die mich teilweise seit 30 Jahren begleiten. Ich habe schon Bücher zum Schnäppchenpreis verkauft, die heute Sammlerstücke wären, und ärgere mich auch ein bisschen über den finanziellen Verlust. Aber mir bringt es einfach nichts, wenn mir die Bücher allmählich die Beine hochkriechen und jemand anders freut sich daran.

Auch bei Geschenken oder Erinnerungsstücken aus der Kindheit kann ich nicht behaupten, dass mein Herz an dem Buch selbst hängt. Wenn überhaupt, hängt es an der dazugehörigen Geschichte und daran, was sie bei mir ausgelöst hat. Das Buch ist nur die physische Hülle dafür, um die ist es mir eigentlich nie schade.

Ich bin kein Mensch, der an materiellen Dingen wirklich hängt. Gegenstände sind für mich nur ein Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Daher gibt es auch einige Bücher, die ich lesenswert finde, aber mein Herz hängt nicht daran und selbst wenn diese Bücher aus welchen Gründen auch immer, verloren gehen oder zerstört werden sollte, würde es mich nicht tangieren und negativ beeinträchtigen. Meine Lebensqualität hängt nicht davon ab und bei mir ist es so, dass Erinnerungen nicht von der Existenz des Besitzes abhängig, sondern davon entkoppelt ist.

Es gibt durchaus Bücher, die mir sehr viel bedeuten, weil ich mich noch ganz genau an die Zeiten erinnern kann, in der ich die Bücher gelesen habe. Manchmal verbinde ich damit dann ganz viel, wenn es sich um sehr besondere Zeiten gehandelt hat, beispielsweise tolle Reisen oder auch meine Masterarbeit. Ich würde aber nicht sagen, dass ich die Bücher nie im Leben weggeben würde. Letztendlich kann man diese ja alle wieder nachkaufen, so dass ein Verlust auch nicht so extrem dramatisch für mich wäre.