Aus Soaps gute Tipps gewinnen und daraus lernen können?

Heute habe ich die Aussage eines jungen Mädchens gehört, die wohl schon Jahre lang die Soap "Gute Zeichen schlechte Zeiten" schaut. Sie meint, dass sie diese Soap liebt, da man auch viele Tipps daraus gewinnen könnte. Sie hätte sie zum Beispiel den Charakter der Emily bei ihrem Liebeskummer beobachtet und daraus abgeschaut, wie diese damit umgegangen wäre und dies dann selbst bei sich angewendet.

Ich muss sagen, dass ich in Soaps alles immer recht übertrieben finde. Ich denke, dass im wahren Leben meist eher selten solch verworrenen Dinge und Skandale passieren und man sich diese Serien nicht zum Vorbild nehmen sollte. Ich kann mir auch nicht unbedingt vorstellen, dass man hilfreiche oder wertvolle Tipps daraus ziehen kann oder eben sogar eine Lehre daraus zieht. Vielleicht sehen das junge Zuschauer noch anders.

Meint ihr, dass man wirklich hilfreiche Tipps aus einer Soap gewinnen kann? Oder findet ihr diese lehrreich? Habt ihr da schon etwas Gutes mit ins wahre Leben nehmen können? Oder ist das eher nur bei jüngeren Fans so, dass sie sich dort irgendwas abgucken?

Ich denke sowas hängt doch von jedem selbst ab. Der Eine ist offener für solche Dinge und der Andere weiß das dies nur erfundene Geschichten sind und nimmt es eben nicht so ernst. Ich persönlich gucke Gute Zeiten schlechte Zeiten auch schon seit Anfang an und finde jetzt zum Beispiel Emilie nicht als Vorbild. Gerade eben wie sie mit Dingen umgeht, zeigt für mich das sie nicht wirklich das Menschliche sieht. Aber deine Bekannte empfindet es eben als hilfreich.

Ich habe schon ewig nicht mehr in eine Soap rein geschaut. Das, was ich früher gesehen habe, fand ich schon reichlich absurd, aber vielleicht haben die Serien inzwischen die wirklich absurden Reaktionen auf Liebeskummer schon alle durch und orientieren sich etwas mehr an der Realität? Ich meine, die rachsüchtige Ex oder der verlassene Typ, der von einem Drogenexzess in den nächsten stolpert, kann man nicht ständig bringen, also muss man irgendwann auch mal was normales schreiben.

Außerdem weißt du ja nicht, was genau die Fans da gelernt haben. Es könnte ja auch einfach sein, dass die Serienfigur langsam über ihren Ex hinweg kommt und, das Fans in einer vergleichbaren Situation daraus für sich die Erkenntnis gewinnen, dass sie selber auch anfangen sollten wieder mehr in die Zukunft zu schauen. Das ist ja nicht unbedingt schlecht.

Ich glaube, dass einfach alles im Leben eine Quelle der Inspiration und der Lernprozesse sein kann, wenn man offen dafür ist, warum also nicht auch eine Seifenoper? Im Endeffekt werden dort ja auch nur allgemein gültige Emotionen angesprochen wie in jeder anderen Fiktion auch. Ob jemand nun eher darauf anspringt, wie in einer Dramaserie die Protagonisten mit Sterblichkeit, Moral oder Ambivalenzen umgehen oder ob eine Figur aus einer Soap Höllenqualen aufgrund von Liebeskummer leidet und man das gerade selbst allzu gut kennt, bleibt am Ende doch egal.

Irgendetwas abgucken oder für sich gewinnen kann man immer, wenn man sich von einer Sache oder einem Thema angesprochen fühlt. Ob das nun wirklich handfeste Tipps sind, kommt sicher auf die Frage, Emotion oder das Ereignis an sich an, aber man kann zum Beispiel schon alleine durch das Angucken der Figur als solches einen positiven emotionalen Gewinn in Form der tröstlichen Identifikation ziehen. Nach dem Motto "die leidet auch gerade an Liebeskummer und ist verzweifelt".

Man kann ja aus allem eine Lehre ziehen und es für sich irgendwie positiv auslegen. Ich sehe auch keine Soaps, weil ich diese reichlich übertrieben finde. Die Ratschläge, die da vermittelt werden dürften es also auch sein, aber wenn man das in abgewandelter Form auf sich übertragen kann und es einem hilft, dann ist es doch gut.

Ich habe aus Soaps immer nur die Lehre gezogen, dass es entweder schlecht für die Qualität der schauspielerischen Darstellung ist, wenn man gefühlt für jede Folge nur einen Tag Zeit hat, oder dass jeder Trottel, der halbwegs gut aussieht, eine Schauspielkarriere machen kann. Auch ist die Zeit schon lang vorbei, in denen ich mich in Soaps vertieft habe. Ich sehe zwar durchaus ihren Unterhaltungswert und möchte sie auch nicht verteufeln.

Viele mediale Erzeugnisse haben vor allem Unterhaltungswert, und das reicht ja auch - nicht jeder will immer Wagner hören oder Thomas Mann lesen. Aber Lebenshilfe habe ich noch aus keiner Soap gezogen und auch noch von niemandem gehört, dass das Schicksal von Zenzi aus "Dahoam is dahoam" (gibt es da eine Zenzi?) ihm geholfen hat, die Scheidung von seiner Frau zu verwinden oder was auch immer.

In meinen Augen ist eine Soap darauf eigentlich gar nicht angelegt, sondern setzt darauf, in immer absurderen und verworreneren Handlungssträngen eine entspannende Flucht aus dem Alltag zu ermöglichen. Dabei werden natürlich Probleme aufgegriffen, die jeder aus seinem Leben kennt, aber sie müssen natürlich immer noch dramatischer und spektakulärer sein als die Wirklichkeit. Sonst würde ja das Publikum abspringen, weil es das ganze Theater aus dem eigenen Leben kennt und keine Motivation zum Mitfiebern mehr hat.

Im Prinzip kann man sich doch jederzeit von jedem Tipps holen und sich überall inspirieren lassen. Wenn ich eine Werbung für ein neues Deo sehe, kann ich mich davon inspirieren lassen und mir ebenfalls das Deo kaufen. Wenn ich eine tolle Tasche bei einer Kollegin sehe, kann ich mir diese auch kaufen und wenn ich sehe, wie ein Freund mit etwas umgeht, kann ich das auch so machen, wenn ich das Verhalten gut finde.

Sicher kann man sich daher auch den einen oder anderen Tipp von Soaps holen, weshalb auch nicht? Ich würde aber nie deshalb gezielt Soaps schauen. Dafür geben sie meiner Meinung nach doch zu wenig her. Generell finde ich das meiste in Soaps völlig übertrieben und auch die Reaktionen der Figuren sind oft überzogen, so dass ich mir für mich da eher keine Tipps holen würde. Das muss ja aber jeder für sich selbst entscheiden.