Wie viele Schritte sollte man am Tag laufen?

Schrittzähler sind ja auf dem Smartphone sehr verbreitet und ganz automatisch schaut man fast jeden Tag nach, wie viel Schritte oder Kilometer man am Tag zurückgelegt hat. Wenn ich bei meinem Vater mal nachschaue, dann läuft er manche Tage gerade mal nur 500 Schritte und da sagen viele Leute, das wäre ja viel zu wenig. Nur was man am Tag denn laufen sollte, da gehen die Meinungen weit auseinander und da ist von 2000 bis 10000 Schritte am Tag alles dabei. Was meint ihr denn, wie viele Schritte sollte man am Tag laufen sollte? Von was macht ihr diese Vorgabe abhängig und welche Rolle spielt denn das Alter dabei?

Ich denke so pauschal kann man das gar nicht sagen, da es ja auch auf die Art der Bewegung ankommt. Ganz normales Laufen ist sicherlich schön und gut, aber wenn man sonst nur sitzt, sich nicht zum Sport aufraffen kann, bringt das auch wenig. Ich denke, dass man generell versuchen sollte zu Fuß unterwegs zu sein, Fahrzeuge vermeiden sollte, wenn es sich um kurze Strecken handelt und auch mal lieber zum Rad greifen sollte, Stufen lieber nimmt als den Fahrstuhl und so weiter und dann wird man das auch bemerken können, was sich verändert.

Ich halte diese Fixierung auf eine bestimmte Anzahl an Schritten für wenig hilfreich. Das ist eine nette Spielerei und vielleicht hilft es auch dabei ein bisschen mehr Bewegung in den Alltag einzubauen wenn man sieht wie die Zahl nach oben geht wenn man die Treppe statt den Aufzug nimmt. Aber über die allgemeine Fitness sagt das nur bedingt etwas aus.

Das fängt schon mal damit an, dass viele Fitnesstracker nicht wasserdicht sind. Ich war heute Morgen fast eine Stunde schwimmen, aber habe es wahrscheinlich auf nicht mal hundert Schritte gebracht - vom Auto zum See und zurück. Beim Krafttraining kommt man auch mit relativ wenigen Schritten aus, tut aber mehr für seine Fitness als bei einem gemütlichen Spaziergang.

Außerdem zählt beim Tracking ja nur die Zahl, die man am Ende des Tages vorweisen kann. Es ist egal ob man 8 Stunden mit Sitzen verbracht hatte und versucht das durch einen Spaziergang nach Feierabend auszugleichen oder ob man während der Arbeit regelmäßig kleine Bewegungspausen eingebaut hat. Für deinen Körper ist das aber schon ein Unterschied.

Für den durchschnittlichen Bürohengst würde ich sagen: So viele wie möglich! Dass unser sitzender Lebenswandel nicht gut für die Gesundheit ist, ist ja nichts Neues. Und viele Leute haben nun mal nach wie vor einen Bürojob, bei dem sie an einem normalen Werktag im Auto sitzen, dann 100 Meter zum Schreibtisch laufen, dann vier Stunden sitzen, dann in die Kantine gehen und so weiter. Bei einem derartig gestalteten Alltag würde ich mir keine Sorgen machen, dass ich zu viele Schritte am Tag zusammenbekomme.

Und umgekehrt gibt es dann auch die Leute, die tagaus, tagein auf den Beinen sind, egal ob im Restaurant, in der Werkstatt, auf der Baustelle, im Kindergarten, im Hotel oder gleich als Profi-Sportler oder -Bühnenkünstlerin. Auch die brauchen sich keine Gedanken zu machen, ob sie im Alltag zu wenig Bewegung bekommen, auch wenn diese sich vielleicht nicht immer nur in Schritten niederschlägt.

Von daher gebe ich nicht allzu viel auf besagte Schrittzähler-Apps. Eigentlich sollte der gesunde Menschenverstand ausreichen um zu beurteilen, ob man genügend Bewegung bekommt. Aber wenn es die Leute motiviert, mehr zu laufen, um so besser. Wozu haben wir denn den aufrechten Gang entwickelt?

Noch vor relativ kurzer Zeit waren "Schusters Rappen" zudem das Standard-Fortbewegungsmittel, da hätte man jeden ausgelacht, der gesund keine sechs Stunden Fußmarsch ins nächste Dorf schafft, und in vielen Ländern marschierst du auch heute noch bequem 10 Kilometer in die Schule und zurück. Deswegen glaube ich nicht, dass ein normaler Wohlstandsbürger hier so schnell die Obergrenze an "erlaubten" Schritten am Tag erreicht.