Entfernung der Schilddrüse eine komplizierte Operation?
Eine Freundin hat eine stark vergrößerte Schilddrüse und die Befürchtung, dass diese sicherlich operativ entfernt werden muss. Sie meinte aber schon, dass sie sich dann trotzdem eher nicht operieren lassen würde, da sie schon einige Patienten gesehen hätte, die diese Operation ebenfalls bekommen hätten. Die Patienten wären alle auf der Intensivstation gelandet.
Ich habe bisher nicht viel über Operationen und Entfernung der Schilddrüse gehört und konnte meine Freundin da weder beruhigen noch bestätigen. Ich habe ihr gesagt, dass sie doch erst einmal die weiteren Untersuchungen abwarten soll. Aber sie ist doch sehr ängstlich und macht sich jetzt schon verrückt.
Ist die Entfernung der Schilddrüse ein sehr großer Eingriff? Ist es da wirklich an der Tagesordnung, dass die Patienten dann meist auf die Intensivstation müssen? Ist das eine große und gefährliche Operation und die Sorge meiner Freundin berechtigt?
Nelchen hat geschrieben:Sie meinte aber schon, dass sie sich dann trotzdem eher nicht operieren lassen würde, da sie schon einige Patienten gesehen hätte, die diese Operation ebenfalls bekommen hätten. Die Patienten wären alle auf der Intensivstation gelandet.
Deine Freundin muss ja eine grandiose Bildung vorweisen können, wenn sie von "einigen" Patienten auf der Intensivstation direkt einen empirischen Nachweis ableiten will. Für so einen Fall schaut man sich entsprechende Statistiken an, falls diese existieren und vergleicht unter Umständen auch die entsprechenden Kliniken und Krankenhäuser miteinander. Man weiß doch nicht, wie viele Patienten nach so einer Operation nicht auf die Intensivstation mussten und wo alles glatt gelaufen ist und sicherlich gibt es auch Unterschiede zwischen den Kliniken und Krankenhäusern an sich.
Komplikationen können immer passieren, selbst bei sehr simplen und routinierten Eingriffen. Das hat mit der Komplexität des Eingriffs nichts zu tun. Wer das dennoch glauben möchte, dem ist einfach nicht zu helfen und für so eine Denkweise fehlt mir auch jede Art von Verständnis. Ich denke, deine Freundin sucht einfach nur eine Ausrede und hat generell zu viel Angst, egal vor was. Aber gut, wenn dieser Angsthase sich besser fühlt, wenn er vor allem weglaufen kann, dann ist das eben so. Lebensqualität sieht für mich jedoch anders aus.
Also mir persönlich ist kein einziger Fall bekannt, der nach einer Schilddrüsen-Operation auf der Intensivstation gelandet wäre. Außerdem sind Erkrankungen dieses Organs in unserer Gesellschaft überaus häufig und Operationen demnach auch nicht gerade selten. Für einen Operateur mit entsprechender Erfahrung in einem Zentrum, das auf solche Eingriffe spezialisiert ist, ist eine Schilddrüsen-OP ein Routineeingriff. Komplikationen sind dabei eigentlich relativ selten, denn es werden prä- und intraoperativ auch entsprechende Maßnahmen getroffen, um diese zu vermeiden.
Was relativ häufig nach einer OP vorkommt, ist eine vorübergehende Unterfunktion. Sofern die Schilddrüse nicht komplett wegoperiert wurde, normalisiert sich der Hormonhaushalt aber auch wieder. Ansonsten ist die Substitution in Tablettenform auch kein großes Problem. Größere "Gefahren" stellen Verletzungen der Nachbarstrukturen dar. Die Schilddrüse liegt sehr zentral im Hals, und da laufen viele Gefäße und Nervenbahnen vorbei.
Es kann also eventuell zu Blutungsereignissen oder Nervenschädigungen kommen. Gefürchtet ist die Stimmlippenparese durch Beschädigung des N. laryngeus recurrens, aber dieser Nerv wird normalerweise in der OP aufgesucht, freigelegt und vor sowie nach der Resektion elektrisch auf seine Funktionsfähigkeit getestet. Ansonsten kann es noch passieren, dass versehentlich die Nebenschilddrüsen mit herausgenommen werden. Daraus resultiert dann ein gestörter Calcium-Haushalt, der sich aber auch medikamentös ausgleichen lässt.
Natürlich hat jede Operation ihre Risiken; aber wenn sie notwendig ist, dann sollte man sich ihr dennoch unterziehen. Man hat ja die freie Wahl, wo man sich operieren lassen will, und da würde ich mich eben schlau machen, welches Krankenhaus besonders gute Erfahrungen auf dem Gebiet der Schilddrüse vorweisen kann und mich dort vorstellen.
Ich lebe jetzt seit 12 Jahren ohne Schilddrüse und die Operation war gar nicht kompliziert. Ich hatte eine vergrößerte Schilddrüse, einen sogenannten kalten Knoten und habe mir zunächst die eine Hälfte entfernen lassen. Die andere Hälfte ist irgendwann auch ausgefallen und hat sich umgewandelt.
Ich bin einen Tag vor der Operation ins Krankenhaus und wurde am Folgetag operiert. Nach der Operation habe ich einen Tag im Aufwachbereich und einen Tag auf der Intensivstation verbracht, was aber eher etwas mit der Überwachung nach der Operation zu tun hatte, das war halt die Regelung in dem Krankenhaus.
Danach wurde ich auf die normale Station verbracht und durfte noch einen Tag dort verbringen. Dann wurde ich entlassen und musste halt sieben Tage später zur Verbandsabnahme und zum Ziehen der Fäden noch einmal ins Krankenhaus. Seitdem nehme ich meine Medikamente und fahre damit recht gut und habe ausnahmslos keine Probleme mit der nicht vorhandenen Schilddrüse oder mit meiner Stimme. Also alles halb so wild.
Komplikationen können immer bei einem Eingriff auftreten, aber wenn man sich einen erfahrenen Chirurgen sucht und sich ausreichend informiert fühlt, dann ist so ein Eingriff Routine. Wie gesagt, ich lebe seit 12 Jahren so, habe eine winzige Narbe behalten und es geht mir zumindest was die Schilddrüse angeht, super.
Was verstehst du denn unter "auf der Intensivstation gelandet" und warum sollte das ein Grund sein sich gegen eine Operation zu entscheiden? Es ist bei vielen Operationen normal, dass man erst mal auf Intensiv kommt und wenn man dann stabil ist und keine Komplikationen auftreten und die Medikamente gut vertragen werden wird man verlegt.
Nicht jede Klinik bzw. jede Abteilung hat eine eigene Station für die Überwachung nach Operationen. Teilweise gibt es nur die normale Station und alles, was überwacht werden muss, ist auf der Intensivstation untergebracht.
Ich kenne viele, die solch eine Operation hinter sich hatten. Keiner hat mir davon berichtet, dass eine Intensivstation dazu notwendig war. Es ging auch häufig um kalte Knoten oder Vergrößerungen. Das ist ja mittlerweile schon eine „Volkserkrankung“ mit der Schilddrüse. Auch bei mir ist der Zwischenwert mit mehr Arbeit durch die Schilddrüse verbunden, damit dieser auf Normalstand ist. Deswegen muss ich auch Tabletten nehmen, aber die Schilddrüse so ist komplett in Ordnung, nicht vergrößert, gesund und keine Knoten. Gott sei Dank.
Doch Oma und Mama, Schwester, Tante & Co haben auch alle etwas an der Schilddrüse. Deswegen sagte ich ja kurz, dass es schon Volkskrankheit heißen kann. Ich kenne nur nicht einen einzigen Mann, der mir darüber berichtet. Komisch, aber okay. Wird es natürlich auch geben, aber vielleicht sind wir Frauen hormonell anfälliger, ich weiß es aber nicht.
Ich denke, dass es natürlich wie bei jeder operativen Maßnahme Risiken gibt, aber auf der Intensivstation zu landen, halte ich für etwas übertrieben. Da muss schon mehr schief gehen, was anderes festgestellt worden sein oder sowas. Niemals einfach nur so. Man landet ja auch für einen gebrochenen Fuß mit kleiner OP nicht auf Intensivstation.
Als Intensivstation empfinde ich die Station, wo es bedeutet, dass Leben derzeit in Gefahr ist und eine intensive Betreuung durch entsprechendes Personal dort unten notwendig ist. Das ist ja nun kaum bei der gängigen und unkompliziert gelaufen OP der Schilddrüsenentfernung der Fall oder bin ich so naiv? Wie gesagt, natürlich ohne Komplikationen usw.
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