Sind verschnittene weinhaltige Getränke immer minderwertig?

vom 28.07.2010, 06:14 Uhr

In diesem Thread über Lambrusco Lambrusco: wirklich ein Restewein? hier auf Talkteria liest man die verbreitete Ansicht, dass verschnittene Weine bzw. weinhaltige Getränke minderwertige Produkte seien. Ich möchte hier gerne eine Information zu dieser Frage beisteuern, die eben nicht nur für Lambrusco gilt und deshalb einen eigenen Thread verdient hat.

Subbotnik hat geschrieben: Deswegen bekommt man simpel gesagt von 1 Liter Panschwein (Verschnitt eben) meist einen schweren Kopf und von 3 Litern Qualitätswein nicht. (...) Billigweine und verschnittene Weine, wie der Name schon sagt (hab´s ausführlich mal in anderen Themen dazu angesprochen), werden eben so hergestellt, dass hier Güterzugweise Weinchargen zusammengekauft und dann zusammengekippt werden und anschließend eben auf das gewünschte Geschmacksniveau gebracht werden.

Aber eines sollte man auf keine Fall gleich setzen: Verschnittenen Wein, also Cuvée mit minderwertigem Wein. Es ist also falsch zu sagen, dass bei allen Verschnittweinen die besagten Güterzüge voll Billigwein vermanscht wird. Die Qualität des Endergebnisses ist immer von der Qualität der verschnittenen Rohstoffe abhängig. Wenn man schlechte Ausgangsprodukte miteinander verschneidet, kann man natürlich nicht erwarten, dass das Endprodukt von Kritikern hoch gelobt werden wird. Wein aus Wasser machen konnte eben wohl nur Jesus und der hat nach meiner Theorie Wasserkefir angeboten. :wink:

Lambrusco ist ein Schaumwein. Wenn wir mal schnell ein paar hundert Kilometer nordwestlich in die Champagne blicken, wird der Unterschied zwischen billigem Verschnitt und der Kunst des Weinverschneidens schnell klar. Kaum einer käme auf die absurde Idee, Champagner als minderwertiges Gesöff zu deklarieren. Bei den Preisen und Lobreden ist das auch irrwitzig. (Ich rede nicht von Aldi-Champagner u. ä. sondern von Qualitätsprodukten) Ich habe eben mal in meinem großen Johnson (5. Auflage) nachgeschlagen, der als einer der Weinführer schlechthin gilt. Ich habe da mal willkürlich eines von vielen Beispielen ausgewählt. Das soll keine Werbung sein, den Champagner habe ich nicht gekostet, ich vertraue hier einfach mal der Expertenmeinung.

Beispielsweise gibt es da die Champagner des Weingutes Bollinger. Hier kann man auf der Webpräsenz dieses Weingutes nachlesen, was sie zur Technik des Weine Verschneidens sagen. Natürlich wird dort kein Popelwein verschnitten, das ist selbst verständlich, sondern Rohstoffe erster Güte. Das Ergebnis dieses Verschneidens erzielt im großen Johnson eine Wertung von 3-4 Sternen, wobei 4 Sterne die höchst erzielbare Note ist. Auch bei anderen, nahmhaften Champagnerherstellern, wie Charles Heidsieck, Moet-Chandon, Veuve-Clicquot-Ponsardin gibt es Cuvées im Angebot.

Wie Diamante im oben zitierten Thread über Lambrusco schon schreibt, ist das Ziel der ganzen Aktion, dass man so eine Art Hausgeschmack kreiert, weil sortenreiner Wein naturgemäß in jedem Jahr ein wenig anders schmeckt. Und weil die Kunden eine Lieblingsgeschmack mit ihrer Marke assoziieren, werden eben Verschnitt-Champagner hergestellt, die im großen Johnson mit dem Kürzel O.J., also ohne Jahr gekennzeichnet werden, weil sie eben nicht die Charakteristika eines einzelnen Jahres in sich tragen. Dies hat aber nicht wirklich was mit der Frage gut oder schlecht zu tun, sondern ist eine reine Marktorientierung.

Bei namhaften Kaffeeröstern wird das bekanntlich genauso gemacht. Da werden so lange verschiedene Bohnen miteinander gemischt, bis der bekannte Markengeschmack erreicht ist. Komischwerweise kommt hier keiner auf die Idee, diese Praxis zu kritisieren. Auch bei Whisky und anderen Spirituosen ist diese Technik hoch angesehen. Nur, es ist eben eine handwerkliche Kunst, die man beherrschen muss, um wirklich tolle Produkte herstellen zu können.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ehrlich gesagt muss ich gestehen, dass ich Lambrusco bis heute als „billigen Wein“ oder „Weinabklatsch“ empfunden habe. Wenn man mal so richtigen Wein aus Italien im Hotel getrunken hat, dann sind da auch schon teils Welten zwischen gewesen oder bei der Lasagne im richtigen italienischen Restaurant mit einem irgendwie für mich letztens süßlich schmeckenden Rotwein, war ich besser bedient als mit Pizza und Lambrusco.

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich so selten Wein trinke und auch keine Ahnung habe. Ich weiß eben nicht viel darüber. Ich empfinde die Plörre im Supermarkt eben als „billig“, weil Weine normalerweise schon etwas mehr kosten sollten. Das ist wie mit Bier. Hansa Pils, Paderborner & Co sind ekelhafte Biersorten, während Krombacher und Stauder schon geschmackvoller sind, was eben aber auch den erhöhten Preis wahrscheinlich rechtfertigt.

Billig Lakritz-Schnaps ist auch noch lange kein Dirty Harry. Amaretto und 43er auch. So vermute ich nur für mich in meiner Auffassung, dass dies wohl auch bei Weinen der Fall ist, wenn sie zu verschnitten sind. Das muss vielleicht aber nicht zutreffen, sondern nur eine Meinung von vielen sein.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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