Feiertage gegen mehr Urlaub eintauschen?
Bei der Urlaubsplanung lassen sich je nach Gegebenheiten der Firma und des Jobs nicht immer gewisse Ungerechtigkeiten vermeiden. So werden Arbeitnehmer mit Kindern sicher gerne in der Schulferienzeit alle auf einen Schlag gerne Urlaub nehmen wollen. Das geht dann zu Lasten derjenigen Arbeitnehmer, die keine Kinder im schulpflichtigen Alter haben, und nicht nur die Stellung halten, sondern auch die Arbeit der Kollegen mit übernehmen müssen, manchmal sogar gegen unbezahlte Überstunden und in der Hitze, wo die Arbeit zur Qual werden kann. Ihnen bleibt dann nur noch die Möglichkeit, Urlaub in der Nachsaison bei meist schlechterem Wetter nehmen zu müssen, obwohl sie auch gerne einmal einen Sommerurlaub erleben möchten. Hier hat auch das Interesse des Arbeitgebers Vorrang, der das dann so entscheidet, weil er seinen Betrieb auch im Sommer zur Ferienzeit am Laufen halten möchte.
Dann fällt mir noch als Gegenbeispiel die französische Option ein: Der "août", der August, ist der klassische Urlaubsmonat in Frankreich, während dem fast alle Firmen "Betriebsferien" haben. Auch wegen der zu erwartenden heißen Temperaturen wurde das irgendwann einmal eingeführt. Das hat sich bei der Kundschaft so eingebürgert, dass eine Auftragsvergabe nach Möglichkeit nicht in diese Zeit fallen sollte.
Bis auf wenige Großunternehmen scheint jedoch der Begriff "Betriebsferien" aus dem Vokabular deutscher Firmen gestrichen worden zu sein, gewinne ich den Eindruck. Die Tendenz geht eindeutig in Richtung 100 Prozent Verfügbarkeit. Das kann man sicher auch als eigentliche Absicht des oben angesprochenen Niederländischen Unternehmens ansehen. Erst wird an den Feiertagen geknappst, dann fallen auch noch die versprochenen "Ersatz"-Urlaubstage aus irgendeinem noch aus dem Hut zu zaubernden arbeitsrechtlichen Trick flach. Bestimmte Arbeitgeber sind da sehr erfinderisch. Habe ich selbst erleben dürfen.
Gorgen, was sollen denn solche Unterstellungen gegen diesen Arbeitgeber? Der betreibt eine Plattform für Ferienwohnungen. Damit besteht sowieso Bedarf an Arbeitskraft an Feiertagen. Die Mitarbeiter kommen aus 28 Nationen und gehören unterschiedlichen Religionen an.
Warum soll ein Buddhist am Ostermontag frei machen, wenn er lieber den achten April feiern möchte? Die Belegschaft hätte doch auch ablehnen können. Wo liegt jetzt genau der Unterschied zwischen 23 Urlaubstagen und 7 Feiertagen oder 30 Urlaubstagen und an den Hauptfesten einen garantierten Anspruch, Urlaub zu nehmen, wenn man möchte?
Ich verstehe das Problem auch nicht. Es gibt in Deutschland viele Job, in denen an Feiertagen gearbeitet werden muss, und natürlich wird das entsprechend mit Freizeitausgleich honoriert. Bei uns wäre die Hölle los wenn dieser Freizeitausgleich gestrichen würde. Und gerade in sehr gefragten Berufen wie der Krankenpflege würden da die Mitarbeiter ganz schnell zur Konkurrenz abwandern.
Der arme hat wohl wirklich einen miesen Job erwischt und projiziert nun seinen Frust auf einen Arbeitgeber, der gar nichts dafür kann.
Gorgen_ hat geschrieben:Gorgen, was sollen denn solche Unterstellungen gegen diesen Arbeitgeber? Der betreibt eine Plattform für Ferienwohnungen.
Es sieht so aus, dass Du mehr über diesen Arbeitgeber weißt, als hier im Forum vom Beitragsersteller genannt wurde. Wenn von vornherein klargestellt worden wäre, dass der besagte Arbeitgeber keine "normale" "Nine-to-five-Job"-Firma ist, dann wären einige Diskussionsbeiträge sicherlich in eine ganz andere Richtung gelaufen.
Natürlich gibt es Branchen, in denen die Freizeitregelungen von vorn herein anders sind. Hier handeln Arbeitgeber und Arbeitnehmer über das, was auf sie zu kommt, vertraglich und nach geltendem Arbeitsrecht freiwillig in beiderseitigem Einvernehmen. Ich gehe einmal von der Annahme aus, dass Handel und Gewerbe etc. sich an tarifliche Bestimmungen gebunden fühlen sollen, auch wenn gerade hier immer wieder von Arbeitgebern versucht wird, das zu unterlaufen. Und das ist keine böswillige Unterstellung, sondern schlicht und einfach Tatsache, dass ganze Berufsguppen, zum Beispiel Pflegedienste, nicht in die entsprechende Gewerkschaft eintreten.
Man kann durchaus zu Recht die Meinung vertreten, dass das Ganze Methode hat, denn so glauben Arbeitgeber, sich nicht an die tariflichen Dinge halten zu müssen. Und zu den von den Tarifpartnern ausgehandelten Bedingungen gehören neben entsprechenden Pausenzeiten, einer Arbeitszeit- eben auch eine Feiertagsregelung mit entsprechenden Zuschlägen. Das sollte jetzt in den Vordergrund der Diskussion gestellt werden, soweit es nicht oben schon erwähnt worden ist.
Es ist übrigens fraglich, ob eine derartige Feiertags/Urlaubs/Tausch-Aktion wie sie in der Fragestellung oben zu Beginn angesprochen worden ist, überhaupt mit geltendem Recht in Einklang zu bringen wäre. Gerade das Niederländische Arbeitsrecht ist um Einiges komplexer als das deutsche. Und jenes führt nicht unbedingt zum Nachteil der Arbeitnehmer, im Gegenteil.
Zum Beispiel errechnet sich der Urlaubsanspruch, indem die Anzahl der Arbeitstage pro Woche mal vier genommen wird. Bei einer Fünftagewoche müssen also mindestens zwanzig Tage Urlaub gegeben werden. Ferner gibt es in den Niederlanden stets ein Vakantiegeld.Eine Vergütung, die zur Finanzierung eines Jahresurlaubs zusätzlich zum regulären Gehalt gezahlt wird. Das gibt es in Deutschland nicht in der Form.
Auch wenn wir es nie für alle Menschen gleichzeitig hinkriegen werden - ich finde schon, dass Feiertage, die Menschen in einer Gesellschaft gemeinsame Freizeit verschaffen, etwas sehr wichtiges für die Gesellschaft und ihren Zusammenhalt sind.
Als Christin gilt das für ich natürlich auch für die christlichen Feiertage ganz besonders aber auch ohne dieses Argument finde ich es wichtig, dass wir Zeiten und Orte haben, an denen wir ganz real und synchron zusammen sein können und nicht nur digital und virtuell und zeitversetzt.
Wann sollen sonst nicht-berufliche Gemeinschaften jeder Art von Sportvereinen bis Kirchengemeinden ihre Gemeinschaftsaktivitäten pflegen?
Es ist richtig, dass sich die Feiertage in Deutschland hauptsächlich nach dem kirchlichen Jahreskreis richten. Bis auf den 17. Juni, jetzt 3. Oktober, (und Friedensfest in Augsburg) werden nicht, wie in anderen Ländern üblich, die Nationalfeiertage ganz groß herausgestellt, die dort sogar mit Pomp, Paraden und dergleichen mehr als ihren Volksfestcharakter herausstreichen. Auch wenn die Bedeutung gerade der christlichen Feiertage verlorenzugehen droht, finden viele,
Kirchenbotschafter hat geschrieben:dass Feiertage, die Menschen in einer Gesellschaft gemeinsame Freizeit verschaffen, etwas sehr wichtiges für die Gesellschaft und ihren Zusammenhalt sind.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Es wird gelegentlich der Einwand erhoben, dass dann auch Opferfest, Laubhüttenfest und so weiter mit in die Feiertagsregelung eingehen sollten. Hier hat der Gesetzgeber aber eine Grenze gesetzt für Deutschland. Und die ist eben auf die christlichen Gegebenheiten abgestimmt.
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