Ist die Gesundheit von Politikern Privatsache?

vom 28.06.2019, 17:27 Uhr

In einem anderen Beitrag wurde bereits über Merkels Gesundheitszustand diskutiert Sorgt ihr euch um die Gesundheit von Angela Merkel? aber darum soll es jetzt nicht gehen. Soweit ich weiß ist es im Ausland teilweise üblich, dass sich nicht nur Präsidentschaftskandidaten, sondern auch die Regierungsoberhäupter selbst regelmäßigen gesundheitlichen Checks unterziehen und die Ergebnisse dann öffentlich bekannt werden (siehe USA).

Hier in Deutschland ist das eher unüblich. Findet ihr, dass die Gesundheit von Politikern Privatsache ist? Oder geht das das ganze Volk, vielleicht sogar die ganze Welt etwas an? Welche Vorteile und welche Nachteile seht ihr darin? Welche Variante würdet ihr für Deutschland bevorzugen und warum?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde schon, dass die Gesundheit die Privatsache eines jeden Menschen ist. So eben auch bei Personen in der Öffentlichkeit. Man fragt sich natürlich gerade im aktuellen Fall von Angela Merkel, was hinter den Anfällen steckt und ob sie ernstlich krank ist. Da wäre es sicherlich beruhigender und hilfreich, wenn die Kanzlerin Stellung dazu beziehen würde. Aber wenn sie eben damit nicht an die Öffentlichkeit will, sollte man das akzeptieren. Den Gesundheitszustand darlegen zu müssen, fände ich da schon übertrieben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Das ist ein sehr schwieriges Thema, wie ich finde. Natürlich ist Gesundheit in erster Linie eine Privatsache. So geht es ja einen Arbeitgeber auch nichts an, warum man krank ist. Schließlich kann das ja eben auch berufliche Nachteile mit sich bringen, wenn hier jemand etwas von einer chronischen Krankheit erfährt. Und grundsätzlich haben natürlich Politiker die gleichen Rechte wie alle anderen auch.

Nun ist es aber eben andererseits auch so, dass Politiker eben auch gewisse Pflichten haben und eben auch ihrem Volk verpflichtet sind und nicht nur sich selber. Und da muss man sich dann schon fragen, ob es dann wirklich so sinnvoll ist, wenn es da niemanden gibt, der hier Vertrauen herstellen klar. So wird es ja mit Sicherheit genug Ärzte geben, die sich um unsere Politiker kümmern. In den USA gibt es ja da ja richtige Leibärzte für den Präsidenten, die vom Militär gestellt werden. Das wird doch höchstwahrscheinlich hier nicht so viel anders sein. Von daher denke ich schon zunächst einmal, dass zumindest unsere Spitzenpolitiker sicherlich gut versorgt sind. Die Frage ist ja nur, wie man das dem Volk vertrauensvoll erklären will und kann.

Man stelle sich mal vor, da fährt ein schwer kranker Politiker zu wichtigen Verhandlungen und ein Atomabkommen mit Nordkorea scheitert bloß daran, dass da jemand mit 40°C Fieber sein gegenüber einfach nicht mehr richtig verstanden hat und aus Gnatz drückt der Kim Jong Un auf seinen roten Knopf. Das mag jetzt ein extremes Horrorszenario sein. Aber es dürfte schon viele andere wichtige Entscheidungen geben, die auf wichtigen Gipfeln getroffen werden müssen oder eben andere Entscheidungen, die im Nachhinein vielleicht einfach viel Geld kosten, weil man mangels seiner Kräfte falsch entschieden hat.

Da denke ich dann schon, dass da die Bevölkerung schon irgendwie ein Recht darauf haben sollte in gewissen Grundzügen über schwere Erkrankungen seiner Politiker informiert zu werden. Ich denke, dass würde auch einfach viel mehr Vertrauen schaffen, wenn man dann nicht darüber spekulieren muss ob da jetzt jemand nur mal zu wenig getrunken hat oder ob das schon ein Tremor bei Alzheimer Demenz ist.

Mit dem Eintreten in solche öffentlichkeitswirksamen Berufe muss man eben auch Teile seiner Privatsphäre aufgeben. Das ist ja bei Profisportler, Schauspielern oder Musikern auch nicht anders. Dafür bekommt dann aber eben auch oft im Gegenzug dafür mehr Geld als Menschen in 0815-Berufen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn man sich den Zustand des Staatsoberhaupts der USA so anschaut, scheint der Gesundheitscheck nur sehr oberflächlich ausgefallen zu sein, aber das nur am Rande. Ich bin auch der Meinung, dass Politiker ebenso wie andere Personen des öffentlichen Lebens ein Recht darauf haben sollten, selber darüber zu bestimmen, welche Details zu ihrem Gesundheitszustand an die Öffentlichkeit gelangen sollen.

Ich bin mir relativ sicher, dass (zumindest hierzulande) Mechanismen existieren, die greifen, sobald ein Staatsoberhaupt geistig nicht mehr in der Lage ist, seine Pflichten zu erfüllen, aber ich verstehe auch, dass man derlei Regelungen nicht unbedingt an die große Glocke hängt. Man sieht ja auch so schon, wie die Gerüchteküche hochkocht, und ich verstehe auch, wieso gerade eine besonnene Person wie die Bundeskanzlerin keinen Sinn danach sieht, die Sensationsgeilheit der Öffentlichkeit auch noch zu füttern.

Außerdem würden Details zu ihrer Gesundheit sowieso sofort instrumentalisiert und aufgebauscht, wenn sie an die Öffentlichkeit dringen würden. Sprich, es würden sowieso die meisten ihrer Gegner "Lüge!" schreien und die Gerüchteküche noch mehr anheizen, völlig egal, ob sie ein Gesundheitsbulletin abliefern würde, das ein Dutzend internationaler Spitzenmediziner unterschrieben hat oder eine schlichte Krankmeldung. Es wäre in jedem Fall sinnlos.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Kann mir jemand einen Fall nennen, wo ein deutscher Politiker aufgrund einer Krankheit etwas falsch gemacht hat? Es ist auch nicht so, dass Politiker einen Rücktritt aus Gesundheitsgründen fürchten müssten. Platzeck und Beck von der SPD haben es gemacht. Sogar Papst Benedikt hat es gemacht. Wer soll auch wie bestimmen, wann ein Politiker gehen soll?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es ist ihre Privatsache und als verantwortungsvolle Person meine ich einfach, dass sie schon wissen wird, was sie tut. Sie wird dort jetzt nicht schwer krank ständig stehen, so naiv ist sie auf ihre letzten Jahre in der Politik doch nun wirklich nicht. Sie ist einfach gestresst, das ständige reisen, das Wetter, vielleicht mal zu wenig getrunken usw. Das ist doch offensichtlich. Jeder Experte würde hier sofort sagen, dass sie optisch gesehen erst einmal nichts Ernstes hat.

Es ist ihre Privatsache und das geht mich nichts an. Solange sie keinerlei Fehler macht, im Namen des deutschen Volke, die politische Probleme mit sich bringen, ist alles Okay. Wenn man sich mal so einige Politiker auf der Erde anschaut, müsste man denen den Geisteszustand absprechen, aber da passiert ja auch nichts und Frau Merkel scheint derzeit zumindest überfordert, gestresst und etwas wackelig auf den Beinen, was bei den Klimabedingungen auch jeden anderen im Stress-Modus trifft. Erst neulich meine Chefin.

Ich denke also, dass es ihre Privatangelegenheit ist. Klar, es wurde öffentlich gesehen, sodass man gerne Entwarnung geben kann. Experten aus der Neurologie haben auch bereits gesagt, dass es nicht Parkinson ist oder ähnliche erschwerte Erkrankungen, dass es durchaus Stress in Kombination mit zu wenig Flüssigkeit sein kann.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Juri1877 hat geschrieben:Kann mir jemand einen Fall nennen, wo ein deutscher Politiker aufgrund einer Krankheit etwas falsch gemacht hat?

Das dürfte schwierig werden, da wir in die meisten Entscheidungen nicht eingebunden sind und von vielen Entscheidungen gar nichts erfahren oder keiner öffentlich mitteilt, welche Alternativen es gab. Aber manchmal gibt es ja schon Entscheidungen, die man kaum nachvollziehen kann. Wie beim jüngsten Mautdesaster, wo millionenschwere Aufträge vergeben werden, obwohl man weiß, dass man höchstwahrscheinlich gar keine Erlaubnis für die Maut bekommt. Bei solchen Geschichten kann man sich schon fragen, ob da nicht vielleicht doch in dem Moment gerade eben nicht Herr seiner Kräfte war.

Am Ende des Tages sind eben auch Politiker Personen des öffentlichen Lebens und eben auch das wird ja zum Teil in den Gehältern auch mit abgebildet (wobei für Spitzenpolitiker sicherlich lange nicht ausreichend). Dann muss man eben auch irgendwo damit leben, dass sich die Menschen auch für Dinge wie den Gesundheitszustand interessieren. Zumal man sich ja auch als Wähler die Frage stellen kann, ob es Sinn macht jemanden zu wählen, der schwer krank ist und am Ende nach nicht einmal einem Jahr abtritt und jemand an dessen Stelle tritt, den man nie gewählt hätte.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn man nach der Gesundheit geht, hätten wir unzählige Politiker gar nicht haben dürfen. Adenauer war schon 1955 von Leibarzt totgesagt und der Nachfolger machte sich bereit. Er hat beide überlebt. Helmut Schmidt ist während seiner Amtszeit über einhundert mal ohnmächtig geworden. Kohl hat den Putschparteitag mit Prostataschmerzen überstanden und ist danach mit Blaulicht ins Krankenhaus. Willy Brandt hat die Koalitionsverhandlungen aus dem Krankenhaus geleitet. JFK war ein Wrack. Prinzipiell bekommen Sie es alles geregelt, wie es scheint.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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