Als Nachhilfelehrer in Institut die Hälfte bekommen - fair?

vom 07.04.2013, 08:21 Uhr

Ich arbeite nur einige Stunden in der Woche fest angestellt. Nebenher gebe ich unter anderem Nachhilfeunterricht für Englisch und Italienisch. Privat läuft das nicht so besonders gut. Ich muss viel Geld für die Werbung ausgeben, und wenn ich dann einen Schüler habe, kommt er oft nur kurzfristig vor einer Klassenarbeit. Außerdem sagt fast ein Drittel der Schüler im Schnitt kurzfristig ab. Ich kann aber meine großzügigen Konditionen, was Absagen betrifft, nicht ändern, weil ich sonst keine Schüler bekomme.

Daher bin ich jetzt doch zu einem Nachhilfeinstitut gewechselt, obwohl ich nicht so besonders viel davon halte. Die Bezahlung ist zwar an meiner persönlichen Schmerzgrenze, aber ich bekomme immer drei oder vier Stunden direkt hintereinander, sodass es insgesamt günstiger ist als zu Hause. Zu Hause überziehe ich immer und die Schüler bekommen etwas zu essen und zu trinken.

Nun habe ich erfahren, dass das Institut von den Schülern doppelt soviel bekommt, wie ich erhalte. Findet ihr das angemessen oder grenzt das an Ausbeutung? Ich muss aber dazu sagen, dass mir das Institut die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Würdet ihr euch ausgenutzt vorkommen, wenn ihr 12 Euro die Schulstunde (45 Minuten) bekommen würdet, die Schüler aber über zwanzig Euro zahlen müssten?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 07.04.2013, 08:36, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Ich finde das völlig gerechtfertigt und absolut nicht überzogen. Schließlich muss das Institut nicht nur Ausstattung und Räumlichkeiten stellen, sondern übernimmt sicherlich auch die Werbung und Verwaltung. Wenn du private Nachhilfe gibst, kostet dich das ja auch Zeit und Geld und wenn du das mit rechnest, sieht das Verhältnis wahrscheinlich schon gar nicht mehr so schlecht aus. Dazu kommt, dass das Institut wahrscheinlich Mehrwertsteuer abführen muss und somit der Umsatz entsprechend niedriger liegt. Und schließlich will das Institut ja auch Gewinn machen, falls es sich nicht um einen gemeinnützigen Verein handelt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde auch nicht, dass es sich in deiner Situation um Ausbeutung handelt. Immer hin ist es so, dass das Institut die dir Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Zu dem musst du dich nicht eigenständig um die Werbung und das Anwerben neuer Schüler und Schülerinnen kümmern, sondern du bekommst die "Kunden" so übermittelt. Du wirst im Endeffekt nur dafür bezahlt, dass du den Schülern und Schülerinnen Nachhilfeunterricht gibst. Alle anderen Kosten bleiben doch am Institut hängen.

Du sagtest selber, dass du die privaten Nachhilfestunden immer bei dir zu Hause überzogen hast, da die Schüler und Schülerinnen bei dir immer noch etwas zu Essen und zu Trinken bekommen haben. Dies sparst du dir doch auch ein, da du den Schülern und Schülerinnen in dem Institut nichts zu Essen und zu Trinken anbieten musst. Und die Nachhilfestunde endet in dem Institut doch auch pünktlich.

Im Großen und Ganzen hast du keine Kosten mehr, die du bezahlen musst, da das Institut dies alles übernimmt. Und du bekommst ohne viel Mühe und Ausgaben etwas Geld, was du dir durch den Nachhilfeunterricht verdienst. Also finde ich nicht, dass man dies als Ausbeutung betiteln kann, wenn der Schüler zwanzig Euro bezahlt und du zwölf Euro bekommst. Ich finde, dass das ein netter "Stundenlohn" ist. Andere verdienen für mehr Arbeit und mehr Aufwand viel weniger Geld.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ehrlich gesagt finde auch ich das vollkommen gerechtfertigt, auch wenn es sich im ersten Moment hart anhören mag, wie viel die Schüler zahlen und wie wenig dann im Vergleich die eigene Arbeit wert zu sein scheint. Fakt ist aber auch, dass das Institut dir Räume zur Verfügung stellt, eine gewisse Raummiete solltest du also berücksichtigen, desweiteren übernimmt es für dich die Werbung und Verwaltung. Ein weiterer Vorteil ist die Terminkoordination des Instituts, immerhin hast du somit kaum Leerlaufzeiten und vermutlich auch kaum kurzfristige Ausfälle, das solltest du durchaus berücksichtigen. Letztlich zahlt auch das Institut sein Personal und muss Steuern entrichten - und ganz nebenbei verfolgt es sicherlich auch ein gewinnorientiertes Ziel.

Darüber hinaus möchte ich mir noch die Anmerkung erlauben, dass ich 12,00 € als Bezahlung für eine Nachhilfestunde zumindest nicht für schlecht halte, auch wenn du einigermaßen qualifiziert sein solltest. Ich habe in meiner Zeit als Nachhilfelehrerin 10,00 € in 60 Minuten verdient. Zugegeben war ich Schülerin, aber der Verdienst war durchaus angemessen und ich habe mitbekommen, dass auch erwachsene und deutlich besser qualifizierte Kräfte in dieser Branche nicht maßgeblich mehr verdient haben als ich.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Sicherlich ist es auch von der Qualifizierung abhängig, wie viel ein Nachhilfelehrer verlangen kann. Ich meine, wenn jemand voll ausgebildeter Lehrer ist, ist das was anderes als wenn ein Oberstufenschüler oder Student Nachhilfe gibt. Abgesehen davon bin ich der Ansicht, dass man ja auch außerhalb solcher Institute Nachhilfe geben kann, wenn man die Bezahlung als nicht angemessen empfindet. Ich denke da zum Beispiel an Aushänge in Schulen und Universitäten, die man für die Rekrutierung neuer Nachhilfeschüler verwenden könnte oder eben persönliche Empfehlungen, wenn man sich schon einen gewissen Ruf erarbeitet hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Diese Nachhilfeinstitute arbeiten alle nach dem Prinzip der Ausbeutung. In meinem Bekanntenkreis haben etliche Leute unabhängig voneinander im Studium oder generell als Nebenjob Nachhilfe oder Prüfungsvorbereitung an derlei Instituten angeboten, und immer schnell wieder hingeschmissen mit dem Argument: Pure Abzocke!

Die Betreiber rechnen von Vornherein mit einer hohen Fluktuation an Lehrkräften und stellen quasi alles und jeden ein, der auf dem Papier ein bisschen Qualifikation hat. Und die Bezahlung ist entsprechend, ebenso wie die Qualität des Unterrichts. Die Schüler wiederum werden sauber zur Kasse gebeten und mit allen möglichen Versprechungen gelockt, weil denen oft wirklich der Allerwerteste auf Grundeis geht.

So landen dort auch Leute mit offensichtlichen Lernbehinderungen oder psychischen Problemen, an denen sich dann Quereinsteiger oder stümperhafte Lehramtler abarbeiten dürfen, und wenn die Ergebnisse nicht stimmen, bekommen die Lehrkräfte dann den Ärger. Aus diesen Erfahrungen heraus halte ich Nachhilfe-Institute, gerade die Ketten, für durch die Bank bestenfalls halbseidene Konstrukte von zweifelhafter Seriosität, an denen nur Leute Geld verdienen, die sich diskret im Hintergrund halten. Da würde ich mich lieber privat durchschlagen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Es ist doch völlig normal das man als angestellter oder selbst auf Honorarbasis weniger bekommt als die ursprünglichen Kunden (in deinem Fall die Schüler) bezahlen. Es ist doch völlig klar das die Schule die Gebühren der Schüler nicht Eins zu Eins auf die leerer abtritt. Ich finde die Marge sogar recht niedrig wenn man bedenkt welche Ausgaben die Schule hat. Sie muss die Räumlichkeiten, inklusive Strom und Wasser, zur Verfügung stellen. Hat ggf. Kosten für eine Reinigungskraft und sicherlich noch einige Kosten für die Verwaltung des Nachhilfezentrums. Von den Steuern und anderen Abgaben mal abgesehen.

Außerdem muss sich die Schule um die Werbung kümmern von der du ja selbst gesagt hast das Sie teuer ist. Ich halte den Preis also für fair. Und da deine Kosten zu Hause auch nicht unerheblich sind würde ich persönlich lieber in der Schule Nachhilfe geben als zu Hause. Lieber in der Stunde ein bisschen weniger verdienen aber das Geld sicher bekommen als für einen höheren Stundenlohn arbeiten und im schlimmsten Fall gar nichts verdienen weil alle Schüler absagen.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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