Sollten gesunde Nahrungsmittel steuerfrei sein?

vom 30.06.2019, 11:21 Uhr

Es wird ja schon länger darüber diskutiert, wie man mit ungesunden Nahrungsmitteln wie Fertiggerichte oder Knabberzeug und Süßigkeiten umgehen sollte. Es wurde in diesem Kontext beispielsweise eine Nahrungsmittel-Ampel bzw. ein Nutri-Score diskutiert oder eine zusätzliche Zuckersteuer, um das Konsumverhalten der Bevölkerung zu beeinflussen.

Meint ihr, dass es theoretisch helfen würde, wenn man gesunde Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse von der Steuer befreien würde? Würden Menschen dann automatisch eher zu gesunden Nahrungsmitteln greifen und die Ernährung anpassen? Oder hätte das eurer Ansicht nach so gar keinen Effekt auf das Verhalten der Menschen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Nahrungsmittel sind nicht gesund oder ungesund, deine Ernährung ist gesund oder ungesund. Du kannst dich mit Obst und Gemüse verdammt ungesund ernähren. Ich habe gerade vor Kurzem einen Bericht über eine vegane Bloggerin gesehen, die durch ihre Diät massive gesundheitliche Probleme bekommen hat und den Lebensstil deshalb aufgegeben hat.

Aber davon mal abgesehen - kauft man wirklich hoch verarbeitete Produkte, weil unverarbeitete Produkte zu teuer sind? Wenn ich in den Supermarkt gehe und sehe, dass es nur die Dreierpacks Paprika in Plastik gibt oder, dass die Auberginen arg teuer sind biege ich doch nicht in die Tiefkühlpizzaabteilung ab sondern schaue bei dem Gemüse nach Alternativen oder kaufe zur Not tiefgekühltes Gemüse.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Für mich sind solche Maßnahmen allesamt zu kurz gedacht. Patentlösung habe ich auch keine, aber ich könnte mir vorstellen, dass es mehr bringen würde, das Bewusstsein in der breiten Bevölkerung für gesunde Ernährung zu schärfen und auch die nötigen Fertigkeiten zu vermitteln.

Ich würde beispielsweise schon in den Schulen ansetzen und Ernährung und die Basics der Zubereitung von Nahrungsmitteln im Lehrplan schon von klein auf mehr in den Vordergrund rücken. Nicht jedes Kind entstammt einer Familie von Vollkorn-Hipstern, die die Zeit, das Geld und die geistigen Ressourcen übrig haben, ihr Getreide selber zu schroten und ihren Hanfpudding mit Bio-Datteln aus demokratischem Anbau zu süßen. Übertrieben formuliert.

Wenn man mir beispielsweise einen Krautkopf in die Hand drücken würde, ist dieser sicher total gesund und auch ohne Steuervorteil schon preiswert, aber ich wüsste trotzdem nicht, wie ich daraus eine Mahlzeit für meine Familie basteln soll. Und ich bin gesellschaftlich irgendwo in der Mitte zwischen Vollkorn-Hipster und Cola in der Babyflasche verortet.

Aber solange selbst in den Schulen teilweise der Grießbrei aus dem 20-Liter-Eimer gereicht wird und jeder Ansatz, von möglichst viel möglichst billigem Fleisch wegzukommen und auch mal eine Gemüselasagne anzubieten (Schock und Horror! Mein Bub braucht sein Schnitzel!) im Keim erstickt wird, werden sich viele Leute auch privat weiterhin schwer tun, von den hoch verarbeiteten Lebensmitteln wegzukommen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Geld ist zwar ein guter Motivator, aber nun mal auch nicht die Lösung für alle Probleme. Nur, weil gesunde Lebensmittel eventuell im Preis gesenkt würden, heißt das noch lange nicht, dass Menschen, die sich eine ungesunde Ernährung angewöhnt haben, auch automatisch sofort ihren Lebensstil ändern würden. Hierfür ist wesentlich mehr notwendig, nämlich eine angemessene Aufklärung, eine Anleitung und Begleitung und vor allem auch der eigene Wille. Es zeigt sich ja am Beispiel der Raucher, dass auch abschreckende Maßnahmen wie Schockbilder auf Verpackungen und Steuererhöhungen nicht immer ausreichen, um den Konsum zu unterbinden.

Abgesehen davon vertrete ich nach wie vor die Meinung, dass eine pauschale Einteilung in "gesund" und "ungesund" gar nicht möglich ist. Wenn man die Differenzierung an objektiv messbaren Größen wie dem Zucker-, Fett- oder Kaloriengehalt festmacht, dann rutschen einem auch mal frisches Obst mit hohem Fruchtzuckergehalt und nahrhafte Nüsse in die Kategorie "verwerflich"; aber wenn man willkürlich nach gesellschaftlichen Vorstellungen urteilt, begibt man sich auf anfechtbares Glatteis. Ich glaube kaum, dass eine selektive Steuerbefreiung ohne Diskussionen durchsetzbar wäre.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Vor allem bei den Herstellern muss das doch ankommen. Diese reduzieren vielleicht den Zucker und so weiter, aber gesünder wird es ja dennoch nur bedingt, weil dann eben anderer Mist drinnen ist. Wenn man nur auf gesündere und bessere Lebensmittel setzen würde, wäre es besser und sicherlich ist das auch zu idealistisch gedacht, aber das wäre die wohl beste Variante.

Ansonsten wäre es schon schön, wenn man weniger zahlen würde für vermeintlich gesunde Lebensmittel, da man ja auch mit diesen eine schlechte Ernährung herbeiführen kann. Die Sache mit den Steuern ist aber generell eine bescheuerte Sache bei Lebensmitteln, da es hier ja sogar einen Unterschied macht wo man das alles isst und ob man es sich liefern lässt und so weiter. Daran sollte man dann auch mal arbeiten, wenn man schon mal dabei ist, weil es nicht sein kann, dass man wegen so einem kleinen Unterschied entweder 7 oder 19 % bezahlen muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich glaube auch nicht wirklich, dass das den gewünschten Erfolg hätte und außerdem finde ich es auch schwierig, dabei direkt eine Grenze zu ziehen, weil eben auch Obst ungesund sein kann, wenn man zu viel davon isst, weil der Zuckeranteil auch nicht zu verachten ist. Ich denke auch, dass man einfach das Bewusstsein der Menschen ansprechen muss und darüber aufklären muss, was gesund und ungesund ist. Die Ersparnis wird meiner Meinung nach nicht genug bringen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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