Teure Taschenrechner in der Oberstufe notwendig?

vom 03.04.2017, 00:08 Uhr

Mein Neffe ist dieses Jahr in die so genannte "EF" gekommen. Das ist das Kürzel für den Eintritt in die Oberstufe auf Gymnasien. Es ist im Prinzip einfach die 10. Klasse. Dabei belegt er Mathematik im Grundkurs. Letzte Woche erklärte sein Lehrer dem Kurs, es müsse jetzt ein bestimmte Taschenrechner mit speziellen Funktionen angeschafft werden. Das sei absolut notwendig und er habe extra das günstigste Modell gewählt. Dieses günstige Modell kostet 120€.

Als ich das gehört habe, war ich natürlich stark überrascht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in der Oberstufe absolut "notwendig" wurde, sich einen so teuren Taschenrechner zuzulegen. Natürlich schaffte sich jeder irgendwann einen Taschenrechner an, weil es erlaubt wurde. Dabei wurden jedoch nie besondere Technik-Monster gekauft, sondern ganz normale, durchschnittliche Modelle, die die notwendigen Rechenoperationen beherrschten und dennoch im Preis günstig waren (in jedem Fall unter 40 Euro!).

Nun finde ich es fraglich, was sich denn im Vergleich zu heute verändert hat, was meine Altersgruppe nicht mehr mitbekommen hat? Wieso ist es auf einmal notwendig, dass die Kinder mit so einem teuren Gerät in der Tasche rumlaufen müssen, noch dazu aus selbiger bezahlt? Das damit zu beantworten, dass jetzt halt die Technik fortgeschritten ist und solche Modelle möglich macht, überzeugt mich dabei irgendwie nicht.

Müssen eure Kinder auch so einen teuren Taschenrechner für die Schule kaufen oder handelt es sich dabei um spezielle Anforderungen dieses einen Mathelehrers? Ist jemand vielleicht selbst Lehrer und kann erklären, ob das jetzt einfach Teil des Lehrplans ist, die Kinder mit solchen Geräten arbeiten zu lassen? Und warum sponsert die Schule das nicht?

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Genau diese Erfahrung hat eine meiner Freundinnen mit ihrer Tochter auf dem Gymnasium vor einigen Jahren auch gemacht. Da jetzt nicht davon auszugehen ist, dass die Tochter und dein Neffe auf der identischen Schule sein werden, wird es vermutlich bundesweit seit mehreren Jahren ein Trend geworden sein, die Schüler mit solchen kleinen Mathematik-Computer auszustatten.

Meine Freundin war darüber auch wirklich sauer, denn die Summe von 120 Euro schien ihr ebenfalls völlig überzogen. Laut ihrer Aussage wäre das Ding aber auch wirklich wie ein kleiner Computer, der alle möglichen Funktionen hat bzw. als Grafikrechner bezeichnet wird. Der kann dann zum Beispiel auch Kurvendiskussionen und ähnliche Dinge anzeigen.

Dass nun heute in der Oberstufe eine andere Mathematik gelehrt wird als vor 20 Jahren kann man schon bezweifeln und das, was man wirklich essentiell braucht, hatte auch mein Taschenrechner in Höhe von vielleicht 50 DM. Aber wenn der Lehrer nun eben möchte, dass alle ihre Kurvendiskussionen auf einem kleinen Computer vor sich liegen haben und nicht wie wir früher schnöde auf einem Blatt Papier, wird man sich nur schwer dagegenstellen können.

» Verbena » Beiträge: 4970 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Es gab vor ein paar Jahren bei uns noch 2 Möglichkeiten eine Mathematikabschlussprüfung zu absolvieren. Einmal mit diesem teuren Modell oder mit einem alten Modell. Das teure Modell ist in der Tat wichtig für die Oberstufe und wird da gebraucht. Wobei auch die Gebrauchtpreise von den Dingern nicht so gering sind, dass sich das lohnen würde. Ich finde es ehrlich gesagt auch bescheuert, wenn man so etwas von Kindern verlangt, weil es letztendlich auch nicht wirklich etwas bringt und man das auch so ausrechnen kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe mein Abitur schon vor einigen Jahren gemacht, wobei ich da sicherlich auch um die fünfzig bis sechzig Euro für meinen Taschenrechner gezahlt haben dürfte. Ich weiß noch, dass ich es damals teuer fand, wobei es aber weitaus nicht so teuer war, wie in deinem Beispiel nun beschrieben ist.

Wenn der Lehrer so einen teuren Taschenrechner vorschlägt, wird man sich diesen wohl besorgen müssen. In der Schule ist es ja absolut notwendig, dass jeder den gleichen Taschenrechner hat. So kann man im Unterricht mitkommen, wobei es aber natürlich auch für die Klausuren und erst recht für das Abitur wichtig ist, dass alle die gleichen Voraussetzungen haben.

Wenn der Lehrer also so einen teuren Taschenrechner vorgeschlagen hat, wird das wahrscheinlich weniger nur seine Idee sein, sondern der allgemeine Vorschlag vom Prüfungsamt oder von der Lehrerbildung oder was auch immer. Immerhin müssen die Schüler diesen Rechner dann ja auch für das Abitur verwenden. Natürlich ist das teuer, aber da wird einem ja nichts anderes übrig bleiben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Die Geräte werden doch vorher festgelegt die verwendet werden dürfen und welche nicht. Damit hat sich die Frage schon ganz alleine erübrigt, dass man nicht einfach mit dem aufschlagen kann was man gerade möchte sondern welches die Vorgaben erfüllt. In der Regel ist das ein Gerät, manchmal kann man auch zwischen zwei Modellen wählen und der Rest ist einfach nicht zulässig. Das denkt sich auch nicht der Lehrer aus, dass sind Vorgaben die vom Bundesland bzw. dem Schulamt gemacht werden und die Lehrer sich nur daran halten und das auch so weiter geben müssen.

Anders sah das bei mir in der Schulzeit nicht aus. Jede Schulform hatte ihre eigenen Geräte und als der Wechsel angestanden hatte, dann durfte ich mein teures Modell aus der Realschule hinterher auch nicht mehr verwenden und musste mir ein neues kaufen, welches die gleichen Funktionen hatte und auch noch ähnlich aussah, einfach weil das andere Gerät nicht auf der Liste gestanden hatte. Bedienung war gleich, Funktion auch und somit habe ich direkt zwei mal die 120 Euro auf den Tisch gelegt dafür.

Wird dir sogar noch mehr blühen, denn du brauchst auch nicht meinen, dass man in jeder Ausbildung dann auch einfach jedes Gerät verwenden darf. Ebenfalls dazu gibt es Vorgaben und wer z.B. eine Ausbildung am Finanzamt macht, der darf dann nochmals los und noch ein weiteres Gerät kaufen damit man überhaupt einen Taschenrechner verwenden darf in seinen Klausuren. Dagegen sind die Taschenrechner aus der Schule noch ein Schnäppchen, eine Bekannte darf nun 200 Euro locker machen für das Modell welches zulässig ist, gebraucht wohlgemerkt. Neu bist du mit 300 Euro dabei und ob man das alles braucht was der Rechner kann, bezweifele ich ebenfalls.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Echt? Bei uns war das ein wenig anders. Wir durften einerseits normale Taschenrechner benutzen und wenn wir uns einen besseren Taschenrechner besorgt haben, dann war auch ein Gerät von zum Beispiel Texas Instruments vollkommen okay. Mein programmierbarer Taschenrechner für die Oberstufe und die Ausbildung hat circa 60 Euro von Texas Instruments neu gekostet, das ist weit von einigen der genannten Beträgen entfernt und er ist maximal 2 Jahre alt, da ich ja mein Abitur nebenberuflich absolviert habe.

Der Lehrer hat bei uns Vorschläge abgegeben, welche Funktionen der Rechner besitzen musste. Die Kurven für Kurvendiskussionen durften wir nur mit dem Gerät berechnen, bei uns war selbst zeichnen angesagt. Und das bitte auf Millimeterpapier und möglichst genau. Und das ist noch nicht so lange her.

An sich finde ich es unsinnig, für so viel Geld einen Taschenrechner zu besorgen, wenn andere Geräte tatsächlich genauso gut sind. Oft ist es aber auch so, dass sich sowohl Eltern wie auch Lehrer nicht auskennen und dann halt ein teures Modell anfordern, beziehungsweise kaufen.

Also ich würde es mir die Geräte genau anschauen, ehe ich sie beschaffe und gegebenenfalls auch noch einmal beim Schulamt oder der zuständigen Behörde nachfragen. Ich habe bereits einmal nachgefragt, weil ich was beschaffen sollte, was mir unnötig teuer erschien und die zuständige Behörde und die Schuldirektion hat geantwortet, dass auch eine andere Version funktioniert und das auf dem Beschaffungszettel nur ein Vorschlag wäre.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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