Kinder durch Lehrer über Loverboys aufklären lassen?
Laut diesem Artikel Artikel möchten wohl vermehrt Schulen auf die Gefahren durch sogenannte Loverboys hinweisen.
In meinen Bekanntenkreis stellt dies ganz unterschiedliche Reaktionen zur Show. Viele sind aber eher der Meinung, dass dies der Aufgabe von uns Streetworkern, Jugendämtern, Internet und vor allem Eltern bedarf und keine Lehrer. Das ist der größte O-Ton, den ich aus meinem Umfeld höre. Andere sind der Meinung, dass dies ein Thema ist, welches an Schulen nichts zu suchen hat.
Aus diesem Grund frage ich mich, wie Ihr das seht? Wie würdet Ihr es finden, wenn Eure Kinder in den Schulen über Loverboys unterrichtet werden? Würdet Ihr dieses Thema wichtig finden, geht Euch das zu weit oder findet Ihr, dass dort Ihr Eltern oder andere zuständig für sind?
Bei allem Respekt, aber ich bezweifle, dass Lehrer dafür die richtigen Ansprechpartner sind. Ich würde es da eher für sinnvoller erachten, wenn Betroffene selbst erzählen, was für Erfahrungen die gemacht haben. Wenn das die Lehrer, vielleicht sogar die Eltern machen, dann kommt vielleicht der Gedanke bei den Jugendlichen auf, eh alles besser zu wissen als die "altmodischen" Erwachsenen von vorgestern.
Wenn ich so sehe, wen ich als Lehrer hatte, da glaube ich nicht, dass das was wird. Meine Lehrer hatten durch die Bank überhaupt keine Ahnung, was in der heutigen Zeit so los ist. Das Internet war für sie größtenteils Neuland und so weiter. Außerdem ist ein Lehrer in Schüleraugen immer etwas negativ behaftet, wenn er nicht gerade frisch aus dem Studium kommt und noch up to date ist.
Ich würde es besser finden, wenn man Betroffene dazu einlädt, die dann auch erzählen was sie selber gedacht haben, wie es angefangen hat und es macht auch Sinn gesagt zu bekommen, wie manipulativ solche Leute sein können. Wenn man das nur hört glaubt man es vielleicht nicht, aber wenn Menschen betroffen davon waren, dann sieht man eher dass es jeden treffen kann. Da solche Leute aber vielleicht nicht genügend vorhanden sind oder nicht darüber reden wollen, würde ich als ehesten den Streetworker oder Sozialarbeiter nehmen für Vorträge über das Thema.
Ja klar, warum nicht? Weil es da um Sex bzw. Zwangsprostitution geht und manchen Eltern ihr Bild vom blütenreinen Unschuldsengelchen, welches bis 35 auf die wahre Liebe wartet und garantiert keine schmutzigen Bildchen im Internet anschaut, wichtiger ist als der Schutz ihrer Töchter vor sexueller Ausbeutung? Darauf würde ich im Zweifelsfall keine Rücksicht nehmen. Wenn Kinder alt genug sind, um Opfer zu werden, sind die auch alt genug, um sie zu warnen und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man sich schützen kann.
Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn meine Tochter im Teenageralter zwar nicht mehr so ganz an den Storch glaubt, aber dafür weiß, wohin sie sich wenden kann, wenn sie sich bedroht oder belästigt fühlt oder sonstwie nicht weiter weiß.
Und Schulen haben den Vorteil, dass sie einen Großteil der Jugendlichen auch tatsächlich erreichen. Allein auf die Eltern würde ich mich schon deswegen nicht verlassen, weil Kinderkriegen bekanntlich zu gar nichts qualifiziert. Nicht alle Eltern von Teenagern haben genügend Grips, um sich mit den unappetitlicheren Problemen der jungen Leute auseinanderzusetzen oder sie verschließen lieber die Augen vor der Realität und reden sich ein, dass ihrem Kind garantiert nichts passieren wird.
Bei den Schulen müssen die Jugendlichen da einfach durch, und ich kann mir auch vorstellen, dass die Hemmschwelle niedriger sein kann, als wenn Betroffene nur Mama und Papa als Ansprechpartner haben, die glauben, dass Töchterlein noch mit Barbies spielt.
@Gerbera: Mag sein, dass Schulen die Kinder am ehsten erreichen (abgesehen von den Schwänzern), aber da reicht es doch, wenn man Betroffene in den Unterricht einlädt, die dann wirklich erzählen können, welche Ausmaße das angenommen hat und wie schlecht es dadurch ging, wie es angefangen hat und so weiter. Wenn Betroffene erzählen ist das glaubwürdiger, als wenn der Lehrer da was erzählt, der von Tuten und Blasen nur die Theorie kennt.
Täubchen, soll das dann ein Vollzeitjob für ehemalige Betroffene werden? Die dürfen dann das Trauma nicht überwinden, sondern dürfen sich jeden Tag wieder vor einer Klasse emotional entblößen? Natürlich kann man das machen, wenn man jemanden hat, der dazu bereit ist. Aber man kann wohl kaum Betroffene zwangsverpflichten.
Ich überlege mal angestrengt. Von der Grundschule an bin ich immer wieder aufgeklärt worden. Neben der allgemeinen Funktion und dem Aufbau der Geschlechtsorgane, dem Zyklus und der Wirkung der Pille auf ebendieses würde auch folgendes immer wieder thematisiert:
Nein heißt nicht vielleicht. Es ist in Ordnung, das eigene Geschlecht oder beide zu begehren. Was beide wollen und keinem schadet, ist nicht pervers. Das erste und jedes weitere Mal muss wirklich nicht bis zur Ehe warten, aber man sollte es nicht bereuen. Verhütung geht beide an. Zu Anfang immer Kondome, auch wenn Frau die Pille nimmt. Die Anwendung von Kondomen in der Praxis auch am Holzpenis. Frauen sollen Männer nicht "bedienen" und dann leer ausgehen, er soll sich gefälligst Mühe geben und auch sie befriedigen. An der Stelle ist ein Penis nicht alles. Selbstbefriedigung hilft zu entdecken, was man mag. Da hätten Loverboys nun auch noch Platz gehabt.
@ Täubchen: Ich finde auch, dass es wichtig ist, welchen pädagogischen Ansatz man verfolgt, sprich ob es gerade bei sensiblen Themen wirklich besser ist, das Ganze emotional zu verpacken und irgendwelche angeblich wahren Horrorstorys erzählen zu lassen oder eher die nackten Fakten sprechen zu lassen. Und Lehrer, die etwas taugen (was ich immer als Idealfall voraussetze) können auch Themen altersgerecht und sinnvoll vermitteln, die nicht unmittelbar Teil ihrer Lebenswirklichkeit sind. Sollten sie zumindest.
Ich erinnere mich noch an meine Jugend, als man versucht hat, uns von Drogen aller Art fernzuhalten und einen Ex-Junkie verpflichtet hat, der uns anschaulich seine ganze Karriere von der ersten Kippe bis zur Haftentlassung geschildert hat. Das war zwar menschlich interessant und hat auch meine jugendliche Neugier beflügelt, aber ich dachte mir eben damals schon: Einzelschicksale kann man nicht verallgemeinern, und der Typ war nicht der Hellste und aus einer miesen Familie (leider), während meine ganze Klasse aus braven Mittelschichts-Gymnasiasten bestand. Da ist es einfacher, sich innerlich zu distanzieren und als Fiktion zu betrachten.
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