Wann hattet ihr schon Selbstzweifel?

vom 23.06.2019, 22:09 Uhr

Jeder Mensch hat sicherlich auch mal Selbstzweifel. Vielleicht, dass er etwas nicht gut meistern wird oder auch vor neuen Aufgaben und Tätigkeiten. Es ist in meinen Augen nur menschlich, wenn man auch mal an sich selbst zweifelt. Bei dem einen kommt das sicherlich öfter als beim anderen. Sicherlich spielt auch das Selbstbewusstsein dabei eine Rolle und wie ausgeprägt dies eben ist und ob man schon weiß, ob einem etwas liegen wird oder nicht.

Wann hattet ihr schon Selbstzweifel? In welcher Situation kam es dazu? Habt ihr da Mittel, um euch Mut zu machen? Hat euch Selbstzweifel schon mal negativ oder sogar positiv beeinflusst? Kommt es häufiger mal vor, dass unter Selbstzweifeln leidet? Oder ist das ganz selten mal der Fall?

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Nicht jeder Selbstzweifel ist auch automatisch ungerechtfertigt. Wenn ich heute jemanden sehe, der einen Spagat auf dem Schwebebalken hinlegt, weiß ich, dass ich auch mit sehr viel Übung nicht mehr ansatzweise an diese Leistung heran käme. Und hätte mir jemand vor zwanzig Jahren eine dicke Mappe mit dreißig Seiten zum Auswendiglernen hingelegt, hätte ich gesagt: In einigen Tagen sitzt es. Heute weiß ich, dass ich für ein einfaches Gedicht schon eine Woche bräuchte.

Dann ist der Zweifel an sich selbst einfach eine realistische Einschätzung der Limitierung eigener Grenzen. Nicht jeder kann alles mit nur genügend Lob und Unterstützung auch schaffen. Das ist das Wort, was Selbstzweifel bei vielen oft impliziert: Nur ein Hirngespinst, weil es einem an Selbstbewusstsein mangelt. In der Vergangenheit waren Zweifel an mir selbst auch meistens mit einem tatsächlichen Mangel oder Problem verbunden.

So kann ich mich an ein Fach erinnern, was mich in die Verzweiflung trieb, weil es so weit von meinen Denkmustern, meinen Interessen und meiner Vorerfahrung entfernt war. Ich hatte massive Zweifel an mir selbst, das jemals zu schaffen oder zu bestehen. Interessanterweise hat mir die Beobachtung anderer geholfen und die Frage, ob diese Menschen mir wirklich soviel klüger vorkommen, als ich selbst. Mit viel Lernen konnte ich dann die Probleme überwinden und noch sehr gute Leistungen erbringen. Aber am Anfang dachte ich wirklich, es niemals zu schaffen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich verstehe schon lange nicht mehr, was daran so falsch sein soll, auch mal Selbstzweifel zu haben bzw. dass jeder Hauch von Selbstkritik gleich ungesund oder ein Zeichen von Schwäche sei. Selbstzweifel helfen bei der realistischen Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten, können durchaus motivierend wirken und halten dich auch vom Ego her auf dem Boden.

Und Leute, die nach außen hin so tun, als hätten sie keinerlei Selbstzweifel, sind entweder unerträglich borniert oder kompensieren ihre Unsicherheiten derartig aggressiv, dass sie schon ins Gegenteil überkippen. Beides ist im alltäglichen Umgang weder sympathisch noch dauerhaft aufrecht zu erhalten.

Für mich sind ausgeprägte Selbstzweifel ein ganz natürliches Symptom einer unausgereiften Persönlichkeit. Wenn ich in der Pubertät wegen einer mikroskopischen Hautunreinheit verzweifelt vor dem Spiegel stehe, gehört das ganz normal dazu. Aber im Laufe des Lebens sollte einem dämmern, dass ein bisschen Demut vor den eigenen Fehlern und Schwächen absolut nicht schadet, aber dass man nicht immer auseinanderzufallen braucht, wenn man nicht perfekt ist.

» Gerbera » Beiträge: 11310 » Talkpoints: 47,17 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Kommt es nicht eher darauf an, worum es geht? Dass man vielleicht an sich selbst zweifelt nach einem Vorstellungsgespräch, da man den Job haben möchte und man weiß nicht, ob man genügt und überzeugt hat oder nicht. Oder vor Prüfungen. Ich finde es normal, wenn man Selbstzweifel hat, wenn man nicht abschätzen kann, ob die eigenen Leistungen den Ansprüchen der anderen genügen,

Besonders dann, wenn einem das sehr wichtig ist, wie beispielsweise gute Noten um später einen guten Abschluss und guten Job zu bekommen oder aber ein guter Eindruck beim Vorstellungsgespräch. Bei so etwas weiß man ja auch nie, worauf das Gegenüber besonderen Wert legt und es hängt ja auch einiges davon ab, ob man einen Job bekommt und man damit finanziell unabhängig wird oder eben nicht.

Wenn man sich allerdings wegen seinem Aussehen im Alltag aufregt und wegen jedem Pickel ausflippt, sich ständig fragt, was die Nachbarn darüber denken könnten, wenn man so viele Pakete bekommt, sich darüber aufregt, dass die Farbe der Handtasche minimal von der Farbe der Schuhe abweicht oder wenn man zwei Outfits vorbereitet und zu einem Anlass mitnimmt, da man extrem unsicher ist, was man anziehen soll, finde ich das total krank, bescheuert und alles andere als normal.

Ich finde es generell unnormal, wenn man sein Selbstbewusstsein von der Reaktion anderer Menschen abhängig macht und wenn man von diesen Menschen nicht mal abhängig ist, ist das doch noch bescheuerter. Man kriegt doch auch nicht mehr Geld vom Chef, wenn die Nachbarn (die mit dem Chef nix zu tun haben) einen positiven Eindruck von einem haben. :wall:

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich hatte früher ständig Selbstzweifel, habe mich nicht wertvoll gefühlt, sondern eher so als ob ich nie etwas schaffen kann und einfach nichts wert bin, ein Produkt meiner Kindheit, in der mir meine Eltern dies vermittelt haben. Später hatte ich weniger Selbstzweifel, habe an meinem Selbstbewusstsein gearbeitet und meine Zweifel an meiner Person überwunden, auch weil ich immer mehr geschafft habe ohne zu ständig zu scheitern, meinen Weg gefunden habe und mich dann andere Menschen in meiner Person bestärkt haben.

Natürlich bin ich auch nicht perfekt und kleinere Zweifel kommen immer mal wieder, aber ich traue mir mehr zu und habe gelernt, dass ich einen Wert habe, dass ich nicht umsonst da bin und das ich auch etwas erreichen kann. Ich mache mich nicht mehr von der Meinung anderer Menschen abhängig und das ist sicherlich auch ein sehr wichtiger Punkt.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^