Ist "Rothaut" in Karl-May-Festspielen nicht zeitgemäß?
Die Karl-May-Festspiele müssen überdacht werden, das habe ich heute gelesen. Denn beispielsweise das Wort "Rothaut" wäre nicht mehr zeitgemäß. Denkt ihr, dass es übertrieben ist? Es ist doch ein Klassiker und denkt ihr, dass man alles umschreiben sollte, damit diese Festspiele zeitgemäßer werden? Was denkt ihr, ist an den Karl-May-Festspielen nicht mehr alles zeitgemäß?
Ich muss zugeben, dass ich so etwas grundsätzlich zwar schon verstehe, warum die Debatten geführt werden, aber so richtig eben auch nicht. Das sind zwar Begrifflichkeiten, die aus heutiger Sicht nicht mehr wirklich angebracht sind, aber ich finde trotzdem, dass sie bleiben sollten. Immerhin ist es eben ein Klassiker und für alle, die damit aufgewachsen sind, gehört dieser Begriff eben zu der Geschichte dazu und mir würde schon etwas fehlen, wenn das Wort ersetzt wird.
Nur weil etwas ein "Klassiker" ist, egal ob Buch, Film oder sonst ein Medium, heißt das nicht, dass man sich damit nicht kritisch auseinandersetzen darf. Ich finde sogar, dass Machwerke, die bei genauerem Hinsehen und Hinterfragen auseinanderzufallen drohen, den Begriff "Klassiker" gar nicht verdient haben. Dass ein Werk zeitlose Fragen anspricht und zeitgebundene Antworten gibt, liegt schließlich in der Natur der Sache, und selbstverständlich muss man sich auch mit den Klassikern immer neu auseinandersetzen.
Die Frage ist nur, ob Karl May wirklich als Klassiker im engeren Sinne gelten kann, nur weil viele Leute seine Bücher und Figuren mochten und mögen. Eine große Fangemeinde macht noch keine heilige Kuh, an der nicht mehr herumgedeutelt werden darf. Und dass der Krempel schon immer klischeebeladenen trivialen Kitsch umfasst hat, ist ja auch kein Geheimnis und tut der Unterhaltung offensichtlich keinen Abbruch. Dass Westernschmonzetten aus dem 19. Jahrhundert, verfasst von einem Hochstapler, nicht gerade in zeitgemäßer Weise sensibel mit anderen Kulturen und Darstellungen indigener Völker umgehen, ist ja sonnenklar, ebenso, dass nicht mehr viel übrigbleibt, wenn man die "Indianer" abzieht.
Ich denke daher, dass die diversen Festspiele so lange überleben werden, wie sich Zuschauer finden, die es nicht zum Fremdschämen peinlich finden, wenn ein deutscher Schauspieler mit Langhaarperücke und Fransenweste von sich in der dritten Person spricht und "Hau" sagt. Ein großer Verlust für die deutsche Kulturlandschaft entstünde dadurch in jedem Fall nicht.
Der Witz ist doch, dass es den eigentlich Betroffenen nahezu egal ist und dass sich in Wahrheit nur die darüber aufregen, denen es sowieso nie passt. In den USA gab es eine Umfrage ob sich Indianer über Namen wie die Washington Redskins aufregen würden. 90 Prozent verneinten dies. Wer bestimmt eigentlich, wann etwas Rassismus ist?
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