Sollte das Containern legalisiert werden?
Bisher ist die gesetzliche Lage in Deutschland so, dass das Containern - also das Einsammeln von weggeworfenen Lebensmitteln aus Abfallcontainern - zur Zeit illegal ist und wie Diebstahl behandelt wird. Nun will sich Hamburgs Justizsenator Till Steffen dafür einsammeln, dass das Containern in Zukunft straffrei ist. Wie denkt ihr darüber? Meint ihr, dass das Containern legalisiert werden sollte? Ist das für euch auch Diebstahl oder könnt ihr die derzeitige Gesetzeslage so gar nicht nachvollziehen?
Selbstverständlich kann ich die derzeitige Gesetzeslage nachvollziehen. Gesetz ist für mich eben Gesetz und ich weiß, dass ich mich strafbar mache, wenn ich Abfall stehle, wo auch immer. Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Abfalltonnen für weggeworfene Lebensmittel auf dem Grundstück des Marktes stehen, wo man nicht so einfach hinkommt. Und wenn man dann über eine Mauer klettern muss und somit Hausfriedensbruch begeht, ist auch das schon eine Straftat.
Mir ist es egal, ob das sogenannte Containern bald nicht mehr unter Strafe steht oder ob der Straftatbestand bestehen bleiben wird. Ich werde mich auch künftig nicht an solchen Aktionen beteiligen. Und Menschen, die sich mit einer Verurteilung eventuell ihre Zukunft versauen, tun mir schon leid. Aber sie wussten doch, was sie taten. Und unbefugt auf ein Grundstück zu gehen, ist eben auch schon ein Straftatbestand. Ich finde solche Äußerung eines Justizsenators nicht gut. Gesetz ist nun mal Gesetz und sollte nicht mit Ausnahmen um die Ecke kommen.
In jedem Fall. Bevor Lebensmittel nur in den Müll landen und der Konsum weiter so bleibt, statt man damit Leuten hilft, die es nötig haben, die es essen würden und woanders Kinder verhungern, sollte man es legalisieren. Ich weiß nicht, wieso sich Deutschland dem Beispiel Frankreich nicht widmet, um weniger wegzuwerfen?
Immer wird gezeigt, dass andere Länder bitter arm sind, aber dort wirft von den Armen Menschen garantiert niemand die noch gute Banane und Tomate weg. Die wären dankbar für jedes Obst und Gemüse und hier echauffiert man sich über Container-Menschen? Die Leute halten doch nur den Spiegel vor die Fressen all derer, die Lebensmittel lieber wegwerfen, als dann z.B für 75% noch rauszuhauen, womit sie ja auch noch mehr bekämen, als es wegzuwerfen!
Da ich jemanden bei der Tafel kenne, weiß ich allerdings auch, dass die Tafel ganz schöne Extrawünsche hat. Das darf nicht sein, das ist zu kaputt, die Banane ist zu braun usw. Also mal eben abends alles für die Tafel machen, geht da leider wirklich nicht, die sind nämlich ganz schön zimperlich, was auch schon die Höhe schlecht hin ist.
Doch wenn man Lebensmittel wegwirft, dann sind sie weggeworfen. Dann lasst die Leute doch das Essen, was sie daraus essen würden, nehmen. Ein Witz ist das in meinen Augen und es ist eine Frechheit sondergleichen, dass Lebensmittel weggeworfen werden.
Wie schon an anderer Stelle erwähnt, stehe ich der Idee, Lebensmittel aus dem Müll zu fischen nicht unter Strafe zu stellen, skeptisch gegenüber, und zwar nicht, weil ich in Deutschland hungernde Kinder und Rentner sehen will! Das mal ganz klar gesagt.
Aber ich empfinde es als menschenunwürdig und erbärmlich, dass sich auf diese Art eins der reichsten Länder der Welt nicht scheut, den weniger privilegierten Mitmenschen quasi die Aufgabe zuzuschieben, als "gutes Gewissen" der Nation zu agieren, indem sie die Lebensmittelverschwendung, die ja an ganz anderer Stelle entsteht, abfangen helfen, weil sie so sehr darauf angewiesen sind, dass sie sogar im Abfall noch herumstochern. Diese Vorstellung tut mir in der Seele weh.
Deswegen betrachte ich legales Containern als wirklich den aller-aller-untersten gemeinsamen Nenner, wenn es darum geht, Lebensmittel gerecht zu verteilen und sinnlose Verschwendung einzudämmen. Das sollten wir als Gesellschaft besser können, aber wenn die billigste und simpelste Methode "Rein in die Tonne und die Bedürftigen sortieren lassen" akzeptiert ist, besteht ja kaum noch ein Anreiz, nach menschenwürdigeren und appetitlicheren Alternativen zu suchen.
Kätzchen, nicht nur wettern, auch mal länger denken. Natürlich haben die Tafeln Ansprüche und das ist gut so! Erstens ist die Müllentsorgung teuer und die Tafeln sind bestimmt nicht dazu da, jeden Mist ehrenamtlich einzusammeln und dann teuer zu entsorgen. Aber darauf liefe es hinaus, wenn der "edle" Spender nur den richtigen Mix an brauchbar und Müll anbieten würde. Die Helfer würden sich die Mühe machen, um das gute Zeug zu sichern und zu verteilen und das Geld für den Müll irgendwie zusammenkratzen.
Zweitens finde ich die Idee unsäglich, dass sozial benachteiligte Menschen Dinge dankbar konsumieren sollen, die grenzwertig oder gar problematisch sind. Bleiben wir bei deinen Bananen. Braune Bananen sind voll- bis überreif und beginnen zu gären. Braune Stellen in Bananen sind in der Regel von Schimmelpilzen oder Fäulnisbakterien befallen.
Es ist vollkommen in Ordnung, sich selbst zu entscheiden, so etwas zu verwerten. Es ist nicht in Ordnung, das für Arme als ausreichend gut zu befinden und Dankbarkeit zu erwarten. Beulige Dosen korrodieren schnell und geben Schadstoffe an den Inhalt ab. Aber das ist bei der Unterschicht oder Rentnern egal?
Und nein, Containern sollte nicht erlaubt werden. Es kann doch nicht drin Ernst sein, dass arme Leute dann eben im Müll wühlen sollen. Heute sagt das Jobcenter, gegen die zur Tafel. Dann heißt es bald, gehen sie zum Container? Und für den Supermarkt entfallen Entsorgungskosten? Tolle Sache!
Die beulige Dose und die braune Banane ändert nichts daran, dass anderswo Kinder verhungern. Und natürlich sollten noch gute Lebensmittel nicht im Müll landen. Das erreicht man aber nicht, wenn man die ärmsten der Armen zu den Containern lässt. Das sind Zustände wie zu Zeiten von Charles Dickens.
Ich wollte das keineswegs so pauschalisiert schreiben, aber es kam wohl so rüber. Natürlich soll das nicht heißen, dass die Tafel alles nehmen muss, weil nach dem Motto „fresst arme Menschen, was ihr kriegt“. Doch wenn ich höre, aus erster Hand eben, dass in dieser Kekspackung mit 12 Kekse 6 Kekse zu bröselig sind, die nehmen wir nicht, dann flippe ich da nun einmal aus. Denn es gibt genug Tafel-Geher, denen das Kack egal ist, ob in einer kostenlosen Kekspackung nur 9 Kekse ganz sind und der Rest etwas kaputt.
Bei braunen Bananen meine ich nicht die komplett braunen im Inneren, sondern die Schale ist leicht gebräunt gewesen. Klar, wenn das wirklich so ist, dass das bald zum gären kommt, ergibt das Sinn. Wobei ich die letztens süßer fand, aber okay, dann verstehe ich das natürlich.
Ich möchte auch nicht, dass arme Menschen genötigt sind, im Müll zu wühlen. Aber es machen ja eben nicht nur arme Menschen, sondern Menschen, die aufzeigen wollen, wie viel weggeworfen wird, was absolut genießbar ist, teilweise noch haltbar ist usw. Das ist das, was ich daran so ärgerlich finde und denen möchte ich es nicht nehmen, dies auch zu essen, bevor es weggeworfen wird.
Keine arme Person sollte im Müll nach Essen wühlen müssen. Logisch. Keine arme Person sollte „Dreck“ fressen müssen, den andere nicht mal für 10 Cent kaufen würden. Verständlich, aber es wird zu viel weggeworfen, was eben sehr gut ist und das kann es doch echt nicht sein.
Kätzchen14 hat geschrieben:Keine arme Person sollte im Müll nach Essen wühlen müssen. Logisch. Keine arme Person sollte „Dreck“ fressen müssen, den andere nicht mal für 10 Cent kaufen würden. Verständlich, aber es wird zu viel weggeworfen, was eben sehr gut ist und das kann es doch echt nicht sein.
Da werde ich dir auch mit keiner Silbe widersprechen! Ich finde nur, dass die Legalisierung von Containern genau am entgegengesetzten Ende ansetzt und deswegen die meiner Meinung nach schlechtestmögliche Lösung des Verschwendungsproblems darstellt. Wenn Nahrungsmittel, obwohl noch einwandfrei genießbar, in der Tonne landen, muss doch schon vorher in der Kette einiges schiefgelaufen sein. Ich finde es absurd, dass man auf diese Art erst da ansetzt, wenn das Kind sprichwörtlich schon in den Brunnen gefallen ist und arme Leute Schadensbegrenzung betreiben lässt.
Lebensmittelverschwendung ist schließlich kein Naturgesetz, sondern es sind unzählige Planungen, Entscheidungen und Abläufe im Spiel, und man könnte quasi jeden einzelnen Schritt unter die Lupe nehmen. Aber das ist natürlich kompliziert und teuer, und ich habe auch keine Patentlösung parat.
Aber vielleicht liegt es ja auch an der Überproduktion, oder man müsste die Regelung der Mindesthaltbarkeit unter die Lupe nehmen oder sich fragen, ob die Kunden wirklich immer übervolle Regale im Supermarkt und 50 Sorten Vollmilch brauchen. All diese Fragen werden jedoch von Vornherein ausgeblendet, wenn quasi als gottgegeben hingenommen wird, dass das Zeug in der Tonne landet und Containern als Lösung dargestellt wird.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust? 1179mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Carmili · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust?
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank 1652mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank