Kinder kranker Eltern zu wenig unterstützt?

vom 22.06.2019, 08:57 Uhr

Wenn ein Elternteil an einer schweren Krankheit erkrankt, ist das etwas, das für die ganze Familie sehr belastend und erschütternd sein kann. Zum einen, weil man sich natürlich große Sorgen macht und zum anderen, weil vielleicht die ganze Lebensplanung nicht mehr wie vorher möglich ist. Für den betroffenen Partner gibt es, um mit solchen Schicksalen und Situationen umzugehen, natürlich die Möglichkeit einer Therapie, das Besuchen einer Selbsthilfegruppe um sich mit Menschen in ähnlichen Lagen auszutauschen, oder andere Beratungsstellen. Aber für Kinder gibt es ja keine so "einfach zugängliche" Anlaufstellen. Und gerade die Kleinsten leiden vielleicht besonders darunter, wenn so vieles plötzlich aus dem Gleichgewicht gerät. Meint ihr, das Kinder in solchen Situationen zu wenig Unterstützung erhalten? Tendenziell wird sich in solchen Situationen ja erst mal um die erkrankte Person gekümmert.

Meint ihr, dass eine (körperliche) Behandlung von schweren Krankheiten auch stärker auf die psychische Komponente eingehen sollte, insbesondere auf die Eltern-Kind-Beziehung? Oder sollte man dafür spezielle Angebote in Anspruch nehmen, wie eine Kinder- und Jugendpsychotherapie? Habt ihr da persönliche Erfahrungen?

» Viktoria_ » Beiträge: 398 » Talkpoints: 32,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Als ich 9 oder 10 Jahre alt war wurde mein Vater schwer krank. Mir war das aber ziemlich egal. Es gab zwar keine Unterstützung, aber ich hätte auch keine gebraucht. Ganz sicher hätte ich keine Lust auf irgendeinen Psychoheini gehabt.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Vor ein paar Jahren war die Frau eines Arbeitskollegen schwer erkrankt, psychisch bedingt. Bei uns bieten Organisationen wie die Caritas oder die Diakonie Anlaufstellen für davon betroffene Kinder. Mein Kollege hat das genutzt und die Tochter hat das auch sehr gut angenommen. Das war so eine Art Gruppentreffen für mehrere Kinder.

Benutzeravatar

» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne jemanden dessen Mutter schwer krank wurde als er noch ein Kind war. Und dieser Junge, der nun bereits ein erwachsener Mann ist, hätte meiner Meinung nach damals definitiv eine psychische Betreuung gebraucht bzw. jemanden mit dem er sich über den Zustand seiner Mutter austauschen kann.

Gerade kleine Kinder merken selber gar nicht wie sehr Sie unter so einer Situation leiden. Zwar sind Sie traurig das ein Elternteil krank ist, aber oft stecken viel stärkere Gefühle in Ihnen die Sie gar nicht einordnen können. Gerade Jungs/Männer tun sich noch schwerer damit schließlich „dürfen“ Sie keine Gefühle zeigen bzw. weinen. Viele merken erste viele Jahre später wie sehr Sie diese Zeit geprägt hat. Oftmals leider in einer sehr negativen Weise.

Deshalb finde ich es wichtig das Kindern in solchen Situationen geholfen wird. Das es dafür keine Anlaufstellen gibt kann ich aber so nicht unterstreichen. Es gibt gerade für Kinder sehr viele Anlaufstellen und Angebote die man wahrnehmen kann. Und das in jeder größeren Stadt. Diese Angebote hat man als Außenstehender nur nicht so auf dem Schirm weil man eben nicht betroffen ist. Aber Betroffene werden oft schon im Krankenhaus oder beim Allgemeinarzt auf diese Angebote aufmerksam gemacht sobald es eine Diagnose gibt.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^