Ein Leben in einem Selbstversorgerdorf denkbar?
Das alltägliche Zusammenleben, diverse Abläufe und Vorgänge... alles ist schnelllebig und hektisch geworden. Viele sehnen sich nach einem einfachen und entschleunigten sowie gesünderen Leben. Das dies in einem Land wie Deutschland nicht konsequent lebbar und realisierbar ist, sollte klar sein.
Könntet ihr euch vorstellen, irgendwo im Ausland abgeschieden in einem Selbstversorgerdorf zu leben, eigene Dinge anzubauen, vom Tausch mit anderen Dorfbewohnern und der eigenen Produktion zu leben und euch beispielsweise der Schmiedekunst, Musik, Viehzucht oder einfachen Handwerks zu widmen? Oder könntet ihr nicht ohne High-Tech, Unterhaltungsmedien, Elektrik und Co. leben?
Für mich persönlich käme so ein Leben niemals in Frage. Mich würde das einfach nicht ausreichend fördern und fordern und damit auch nicht erfüllen. Ich bin ein Denker und brauche das im Alltag einfach, dass mein Gehirn durch neue Herausforderungen gefordert wird. Das habe ich in der Subsistenzwirtschaft nicht, weil das ziemlich schnell zur Routine wird und keine wirkliche Herausforderung darstellt. Da meine Eltern Subsistenzwirtschaft seit 20 Jahren betreiben und ich damit aufgewachsen bin, weiß ich wovon ich rede.
Wieso sollte das in Deutschland nicht "lebbar" sein? Man kann ja ein einfaches Leben auf dem Lande führen und dennoch nicht 6 Stunden zu Fuß zum nächsten Arzt latschen wollen, wie in vielen Entwicklungsländern (wenn es nicht gerade die einzige Straße wegspült). Es gibt doch wohl einen Kompromiss zwischen 24/7 Instagram und "jede Infrastruktur nach 1850 ist von Übel"?
Ich finde die Beschreibung überhaupt völlig weltfremd und absurd. Auch Hippies müssen von irgend etwas leben, und "Schmiedekunst und einfaches Handwerk" hat dich vielleicht im Mittelalter gerade so über Wasser gehalten. Sollen die Leute das Wasser auch noch mit Eimern aus dem gleichen Fluss schöpfen, in den sie kacken, wie damals in der "guten, alten Zeit?"
Aber auch die realistische, moderne Version der Selbstversorgung, also romantisch verklärte Bio-Landwirtschaft, reizt mich nicht im mindesten. Ich bin viel zu egozentrisch und grätzig, um mich wirklich in eine Gemeinschaft einzufinden, und ich glaube auch nicht, dass das Leben dort für mich stressfreier und entschleunigter wäre, sondern eher von körperlicher Arbeit und den ganzen Zickereien geprägt, die in jeder Gemeinschaft ganz normal sind.
Nur dass ich in diesem Fall nicht einfach kündigen könnte, sondern gezwungen wäre, mich mit den Leuten zu arrangieren, weil die Kartoffelernte nur eingebracht werden kann, wenn alle mithelfen. Wo andere Romantik sehen, sehe ich also vor allem Sachzwänge und kleinliche Rangeleien. Und ich bin auch nicht fit genug für Schmiedekunst oder um einen Eber zu kastrieren oder einen Ochsen anzuschirren.
Selbstversorgend zu leben hat sicherlich seine Vorteile und was in meinem Rahmen ist mache ich dahingehend auch. Das heißt ich habe ein bisschen etwas angepflanzt und dennoch möchte ich mich nicht komplett selber versorgen und erst recht nicht in einem eigenen Dorf. Da hat man dann auch sicherlich einen Haufen Probleme. Immerhin ist es ja auch eine Frage, ob man dann die Arbeit des anderen Menschen anerkennt, sich selber vielleicht irgendwann ungerecht behandelt fühlt und so weiter.
Generell finde ich es gut, wenn man ein bisschen weg von dem ganzen System kommt und auch ein bisschen selber etwas für sein Essen macht, aber so ganz ohne alles würde ich nun auch nicht leben wollen. Beispielsweise finde ich es vollkommen schön, wenn man sich mal einfach und schnell etwas über das Internet bestellen kann, wenn man etwas braucht. Außerdem gibt es einige Annehmlichkeiten, die man dann nicht mehr hat, beispielsweise eine ordentliche Toilette.
In einem reinen Selbstversorgerdorf zu leben käme für mich nicht infrage und das würde ich auch nicht lange durchhalten, schätze ich. Aber trotzdem finde ich es wichtig, dass man sich im Alltag immer mal die Möglichkeit zur Entschleunigung gibt und das auch bewusst umsetzt. Gleichzeitig finde ich es auch sinnvoll, sich mit dem Thema Selbstversorgung auseinanderzusetzen.
Alles muss es dabei nicht für mich sein und wenn ich nur im Tauschgeschäft leben würde, wäre das eben nicht meines. Aber trotzdem habe ich einige Dinge selber angepflanzt und finde es einfach toll, wenn ich meinen Salat oder meine Erdbeeren essen kann.
Das gibt mir ein gutes Gefühl und das hat man in so einem Selbstversorgerdorf sicher auch. Aber trotzdem reicht es mir einfach auch, im Alltag die Entschleunigung zu suchen und sie bei der Arbeit mit den Pflanzen auch zu finden.
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