Als Klassenfahrt eine Kriegsgräberpflegefahrt machen

vom 08.01.2017, 00:08 Uhr

Die Klasse von dem Sohn meiner Freundin fährt in diesem Frühjahr nach Bethel. Dort sind Kriegsgräber und diese muss die Klasse dann pflegen. Die Grabsteine müssen vom Moos entfernt werden und die Gräber sollen auch bepflanzt werden. Das machen alle 8. Klassen in jedem Jahr. Die Eltern müssen dann die Fahrt und die Unterkunft in einem nahegelegenen Kloster bezahlen.

Einige Eltern finden das nicht in Ordnung, dass sie dafür bezahlen müssen, dass die Kinder (alle mindestens 14) dann dort arbeiten. Sie finden, dass die Schule diese Fahrt und die Unterkunft dann zahlen müsste, wenn sie schon die Kinder zum Arbeiten schicken.

Was haltet ihr davon? Die Lehrerin meinte, dass sich in jedem Jahr einige Eltern aufregen es aber nichts nutzt und die Fahrt gemacht wird. Und da man ja wohl kaum die Kinder ausschließen will, sollten die Eltern diese pädagogische Maßnahme nicht stören. Denkt ihr, dass es richtig ist? Würdet ihr euch als Eltern auch aufregen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Richtig finde ich es nicht, die Kinder dazu zu zwingen und warum ist das pädagogisch? Was ist am Gräbern, die geputzt werden sollen, pädagogisch? Ich würde mich da auch aufregen und wenn es nicht möglich ist, das Kind da zu befreien, würde ich wohl den Weg einer Krankschreibung gehen.

Zum einen finde ich es falsch, Kinder zu zwingen, das zu machen. Ich hatte als Kind eine gewisse Angst vor Friedhöfen usw. und das hätte mich belastet, Gräber putzen zu müssen. Zum anderen sollten Eltern das wirklich nicht bezahlen müssen. Wenn die Schule das machen will, soll sie es selbst zahlen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Mich würde das nicht aufregen und auch Kinder sollen mit dem Thema beschäftigt werden, immerhin gehört es zur Geschichte mit dazu. Wenn Eltern damit ein Problem haben, warum verweigern sie dann nicht die Fahrt? Es ist niemand gezwungen mitzufahren, allerdings dürfen ihre Kinder dann in dieser Zeit auch nicht einfach Zuhause sitzen sondern werden in den Unterricht einer anderen Klasse mit geschickt.

Schlimm finde ich das wie gesagt nicht, gehört mit dazu und es ist auch nicht so, dass die Kinder von morgens um 6 bis abends 20 Uhr dann dort stehen und die Gräber pflegen müssen. Kann ich mir nicht vorstellen und solche Aktionen machen durchaus auch Spaß, denn es muss auch nicht mit ernster und versteinerte Mine da gestanden werden, kein Wort gesprochen und nur still vor sich hin gearbeitet werden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Solche Aktionen habe ich noch nicht mitbekommen, aber schlecht finde ich es nicht. Sicher ist es Arbeit für die Schüler, aber trotzdem ist es doch eine Klassenfahrt und auch in der Schule wird doch gearbeitet, wenn auch anders als dort. Ich kann es mir schon vorstellen, dass sich Eltern darüber aufregen, aber wenn das einfach eine Tradition der Schule ist, dann ist das eben so.

Es ist ja sicher auch nicht so, dass die Schüler dann wie in einem Vollzeitjob den ganzen Tag dort stehen und Grabsteine vom Moos befreien und Gräber bepflanzen. So setzen sie sich mit der Geschichte auseinander und das live und nicht nur über Bücher, wie es im Klassenzimmer ist. Das finde ich sehr wichtig und richtig und ich kann nur hoffen, dass die Schule die Tradition beibehält, auch wenn immer wieder Eltern schimpfen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Also mein Freund hat mehrere Kriegsgräberpflegefahrten mitgemacht und das seit seiner Jugend bis ins heutige Alter. Es ist ja nicht so, dass man nur die Gräber pflegt, dann in eine Kammer eingepfercht wird und erst am nächsten Tag wieder rausgelassen wird.

Ich denke, dass die Kinder sensibilisiert werden sollen und das Geschehene so für sich realisieren können. Ist doch ähnlich wie die Fahrten nach Ausschwitz oder Dachau, wenn man genau hinschaut, nur dass man sich halt mit der Thematik auseinandersetzt. Zudem lernt man das Leben im Ort, in dem man verweilt kennen und vielleicht lernt man noch die ein oder andere Fähigkeit an sich kennen, die man zuvor noch nicht kannte.

Klassenfahrten sind halt nicht immer nur Spaß und Fun und Party pur. Ich finde es gut, wenn auch ernste Themen behandelt werden und die Kinder auch damit konfrontiert werden. Wir sind damals nach Dachau gefahren. Ich würde mich nicht aufregen und den Kindern die positiven Dinge daran darlegen. Gut, ich denke, dass meine Kinder damit eh schon konfrontiert werden, weil mein Partner schon jährlich hier bei der Kriegsgräberpflege mitmacht und daran nichts Schlimmes finden werden. Vielleicht werden sie sogar für einen solchen Ausflug einstehen und darüber berichten, wenn es zu Diskussionen kommen sollte.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich würde an so einer Klassenfahrt nicht teilnehmen und zwingen kann man ja niemanden. Nein, ich habe nichts gegen ehrenamtliche Arbeit. In meiner Schulzeit haben wir an mehreren Müllsammelaktionen teilgenommen und ich hatte viel Spaß dabei, obwohl es für einen Tag Arbeit nur belegte Brötchen und kalte Getränke gab.

Aber Kriegsgräber? Da sind ja zum großen Teil keine unschuldigen, zivilen Opfer begraben sondern Leute, die an Kriegen aktiv teilgenommen haben und da werden auch einige dabei sein, die von der Sache überzeugt gewesen sind. Mit anderen Worten - nein, ich würde nicht die Grabsteine von Nazis schrubben. Nicht mal wenn ich dafür gut bezahlt werden würde.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wie schon meine Oma bin auch ich Mitglied im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. und befürworte das ausdrücklich. Ein großer Teil meiner Familie ist im Krieg geblieben und bis heute vermisst. Zwar bezweifle ich, dass man das in dem Alter versteht und glaube nicht an einen pädagogischen Effekt. Aber wenn die Kinder erwachsen werden und möglicherweise selbst Wehrdienst leisten, werden sie das anders sehen. Mit 14 hätte ich das auch nicht wirklich verstanden, aber nur kurze Zeit später, mit 17, war ich selbst Soldat und hatte eine ganz andere Perspektive.

Die Kriegsgräber von damals ermahnen uns nun mal daran, dass all dies jederzeit wieder geschehen kann und auch wird. Es gibt keinen ewigen Frieden. Für den Soldaten ist wenig relevant, unter wessen Flagge er da kämpft, es geht erst mal nur darum, seinen eigenen Arsch zu retten. Und die Wehrmacht war genauso wenig Hitlers Armee, wie die Bundeswehr Merkels Armee oder die Armee der SPD oder der Grünen ist. Die Leute machen ihren Job und im Gefecht interessiert Politik nicht. Da zählt nur seine Leute heraus und wieder heim zubringen.

Kann schon sein, dass handfeste Nazis dabei waren, aber im Tod sollte man vergeben können. Soldatisch hat diese Generation jedenfalls Unfassbares geleistet, was bis heute auch bei den damaligen Gegnern höchste Anerkennung findet. Diese Generation wurde missbraucht und verheizt, aber ein Vergessen haben diese Menschen nicht verdient.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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