Welcher Ratschlag hat euch das Leben nur schwer gemacht?
Wenn ich mir Ratschläge von anderen Menschen einhole, dann verlasse ich mich nicht hundertprozentig darauf. Ich setze diese Ratschläge in der Regel nicht direkt um, sondern mache mir erst einmal meine Gedanken darüber und gehe die Sache mehrmals durch.
Wenn es nötig ist, dann hole ich mir auch von mehreren verschiedenen Leuten Ratschläge, wodurch ich mir dann eben meine eigene Meinung bilde. Von daher ist es bisher noch nicht vorgekommen, dass ich mich quasi blind auf den Ratschlag von jemandem verlassen habe, der sich dann im Endeffekt aber als totaler Mist entpuppt hat.
War es bei euch schon einmal so, dass ihr euch auf einen Ratschlag von jemandem verlassen habt, der sich zunächst gut angehört hat, euch im Endeffekt aber nur das Leben schwer gemacht oder sich als unsinnig entpuppt hat? Um was für einen Ratschlag handelte es sich dabei?
Meine Eltern haben mir immer mal zu Dingen geraten, die nicht gut für mich waren. Unser Verhältnis ist im Allgemeinen nicht perfekt und meine Kindheit war nicht so toll, aber als Kind hört man ja doch auf die Eltern und das hat mir alles schon ein bisschen schwerer gemacht als es nötig gewesen wäre. Am Ende habe ich aber dadurch auch viel gelernt für mein Leben und es hat mich stärker gemacht.
Mein Vater sagte öfters zu mir folgenden Spruch: "So schnell stirbt man nicht". Nun ist er ganz plötzlich und unerwartet verstorben, zwei Stunden vor seinem Tod war er mit meiner Mutter noch bei der Großmutter zum Essen eingeladen. Ich bin wahnsinnig geschockt und der Ratschlag macht mir im Moment das Leben schwer, da ich das auch nicht ganz verarbeitet habe und nicht akzeptieren kann.
soulofsorrow hat geschrieben:Mein Vater sagte öfters zu mir folgenden Spruch: "So schnell stirbt man nicht".
Bei allem Respekt, das ist für mich kein Ratschlag, sondern einfach nur eine Aussage und persönliche Meinung, nicht mehr und nicht weniger. Bei einem echten Ratschlag hat man doch gar keinen Grund, sich irgendwie mies oder zwiegespalten zu fühlen. Ich sehe in Ratschlägen eher eine Empfehlung an, sodass ich mich nicht daran halten muss, wenn ich damit nicht einverstanden bin und etwas anderes tun möchte. Warum sollte mir ein Ratschlag das Leben also schwer machen? Warum sollte man dies freiwillig zulassen?
Eigentlich bin ich vom Charakter her eher experimentierfreudig und würde mein Leben gern abwechslungsreich gestalten. Mein familiäres soziales Umfeld war hingegen eher auf Sicherheit und Stabilität bedacht und hatte eher ängstliche Tendenzen, aus denen sich auch Ratschläge ergeben haben, die mir letztlich wahrscheinlich eher geschadet haben. Von beruflichen Veränderungswünschen war mir beispielsweise grundsätzlich abgeraten worden, obwohl ich vielleicht davon profitiert hätte. Aber insbesondere meine Mutter war und ist eine sehr ängstliche Person, die immer versucht hat, mich mit Ratschlägen von "gefährlichen" Veränderungen abzubringen.
Ich hole eigentlich nie Ratschläge ein. Eher bitte ich vertrauensvolle Menschen um ihre Meinung zu einem bestimmten Thema Wenn ich das aber tue, nehme ich die Meinung meines Gegenübers aber auch ernst. Ich hatte mal eine Kollegin, die sich stets raten ließ, es aber dann immer komplett anders umsetzte. Diese Frau nahm dann irgendwann niemand mehr ernst. Schließlich investiert der andere ja auch seine Zeit, um zu helfen das Problem der Kollegin zu lösen. Lässt seine Arbeit für sie ruhen und sie macht dann das Gegenteil davon
Vor vielen Jahren waren wir mal in einer großen Hotelanlage in der Türkei im Urlaub. Die Umgebung war eher dörflich und landwirtschaftlich. Wir schrieben gerade am Pool Urlaubskarten und redeten darüber, wo wir die denn abgeben könnten. Das hörte ein anderer Urlauber und gab uns den ungefragten Ratschlag, diese doch an der Rezeption abzugeben. Die würden sich dann um alles weitere kümmern. Den Rat befolgten wir und mussten dann für ein paar Urlaubskarten fast 20 Euro berappen. Das war für uns Lehrgeld und wir ließen uns dann nie wieder von einem Fremden reinreden.
Mir ging es ähnlich wie lascar. Es waren zwar keine konkreten Ratschläge, die mir das Leben bis heute hin und wieder schwer machen, sondern eher die generelle Atmosphäre und Lebenseinstellung, die mir von meinem Elternhaus vermittelt wurde, aber ein paar dieser Grundsätze hängen mir bis heute nach.
Bescheidenheit ist zwar eine schöne Sache, aber mir wurde von klein auf quasi nur eingeredet, dass ich gefälligst keinen Wirbel machen soll und dass all meine Leistungen und Ziele nichts sind, worauf ich stolz sein kann, sondern dass immer alle anderen alles besser wüssten und könnten und ich mich mit dem bescheiden soll, was mir in den Schoß fällt oder gnadenhalber zugesteckt wird.
Seine Kinder zu arroganten Angebern zu erziehen ist natürlich auch keine gute Idee, aber ich hätte es im Leben definitiv einfacher gehabt, wenn man mich in jüngeren Jahren auch mal ermutigt hätte, etwas auszuprobieren und mir vermittelt hätte, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen. Aber es hieß leider sinngemäß nur: Halt dich zurück, lass anderen den Vortritt und such dir aus den Resten etwas zusammen!
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