Werden Ehefrauen in Drama-Serien oft zu negativ dargestellt?
Es gibt ein Phänomen, was mir in Serien aus dem Drama-Genre immer wieder auffällt: Die Ehefrau des männlichen Helden wird, mal früher, mal später, mal mehr, mal weniger, aber überproportional häufig als nervige, unangenehme Person charakterisiert. Wenn dies nicht schon von Beginn an so ist, passiert es irgendwann im Verlauf der Serie ganz sicher.
Betty Draper, die zarte und betrogene Blondine aus Mad Men mutierte im Verlauf der Serien zunehmend zu einer zänkischen und ichbezogenen Megäre, Skylar White war von Beginn an eine Nervensäge, auch wenn ich mit jeder Staffel ihre Ansichten mehr verstehen konnte. Ungeachtet dessen war sie eine der meist gehassten Serienfiguren aller Zeiten und die Schauspielerin wurde sogar bedroht.
Und auch Masters of Sex bedient sich in der zweiten Staffel der Technik die Ehefrau Libby, die in der ersten Staffel einfach nur ruhig, passiv und naiv war, in eine rassistische, anspruchsvolle Xanthippe zu verwandeln. Manchmal kommt es mir vor, als würde die Ehefrau der männlichen Helden im Verlauf, manchmal auch zu Beginn einer Serie, bewusst negativ dargestellt werden, um den kriminellen oder amourösen Machenschaften des Protagonisten eine Legitimation zu geben.
Die Frau wird betrogen? Der Mann ist kriminell? Der Mann wird sie verlassen? Sie muss es bei ihrem gezeigten Verhalten auch verdient haben und der Partner hatte kaum eine Chance! Mir gefällt so eine Konstellation nicht. Was wäre, wenn die Frauen weiter so nett dargestellt würden, wie zu Anfang? Würde der Zuschauer sich dann enttäuscht vom Helden abwenden, weil man ihn in dem Fall als unsympathisch und fies empfände?
Ist uns Rezipienten wirklich so wenig Differenzierungsvermögen zuschreibbar? Oder würde ein noch komplexeres Beziehungsgeflecht die Sache nicht vielleicht interessanter machen? Ist euch dieses Phänomen auch schon aufgefallen und wenn ja, bei welchen Serien noch? Gibt es positive Gegenbeispiele?
Mir kommt es eigentlich auch immer so vor, dass Frauen komisch dargestellt werden, aber auch Männer werden immer komisch hingestellt. Beispielsweise sind die Männer oftmals dumm, was ihre Frauen angeht, wissen nie was die wollen und so weiter. Das dürfte ja im Leben auch nicht immer der Fall sein. Aber letztendlich fragt man sich auch, was die sonst zeigen sollen. 90 Minuten Friede Freude Eierkuchen will ja auch keiner sehen.
Für mich klingt das ehrlich gesagt eher nach kognitiver Verzerrung und dem so genannten confirmation bias. Wenn man bestimmte Erwartungen hat, dann neigt man dazu, die vorhandenen Informationen so auszuwählen, dass diese Erwartungen erfüllt werden. Wenn man also erwartet, dass die Ehefrauen in Drama-Serien irgendwie komisch dargestellt werden, wird man auch alles so interpretieren, dass man sich bestätigt fühlt in seinen Erwartungen.
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