Sich für eigene Herkunft schämen nachvollziehbar?

Menschen sind so unterschiedlich wie zahlreich, wobei das nicht nur auf Aussehen, Einstellungen, Charaktere und Lebenswandel zutrifft, sondern auch auf die (soziale und ethnische) Herkunft. Ich bin durchaus schon Menschen begegnet, die sich offensichtlich für ihre Herkunft geschämt haben und diese so weit es geht verleugnet und den Kontakt zu "ihren Leuten" abgebrochen haben, da mit die Herkunft nicht aufgedeckt wird. Könnt ihr nachvollziehen, dass man sich für die eigene Herkunft schämt? Erging es euch auch schon mal so?

Wenn man den Kontakt zur Familie abbricht, hat das ja nicht immer damit zu tun, dass man sich für die Familie schämt. Es kann sicherlich auch einen Streit gegeben haben oder etwas vorgefallen sein, was dazu geführt hat. Aber ich denke, dass auch das Verhalten der Eltern ein Grund sein kann, warum man sich eben für seine Herkunft schämt.

Ich habe mich für meine Herkunft noch nie geschämt, aber ich denke, dass es sicherlich Familien gibt, für die man sich schämen muss. Ich habe eine Freundin, die in gutem Hause aufgewachsen ist und sich auch etwas schämt. Ihre Mutter war eine richtige Glucke und hat meine Freundin immer zu Höchstleistungen getrieben und war immer der Meinung, dass sich meine Freundin auch nur mit Ihresgleichen abgeben soll. Meine Freundin ist da ganz anderer Meinung und schämt sich daher auch öfter mal für ihre Herkunft.

Ich kann es schon verstehen, wenn man "von der Straße kommt" und das verbergen möchte. Genauso kann ich es nachvollziehen, wenn man in einem Messie-Haushalt aufgewachsen ist, sich dafür schämt und diese Herkunft auch verstecken möchte. Alkohol- und Drogenmissbrauch, (häusliche) Gewalt und Mißbrauch gehören für mich ebenfalls dazu.

Auch gut integrierte Ausländer haben hier und dort mal mit Vorurteilen zu kämpfen und das tut weh. Muss man sich für seine Herkunft schämen? Eigentlich nicht. Aber wenn man selbst "westlich" denkt und man eine konversative Familie im Hintergrund hat, die Stress schiebt, dann kann das durchaus beschämend sein, vor allem wenn man mit seiner Kultur und Religion nichts anzufangen weiß.

Eine damalige Lehrerin von mir erzählte, dass sie sich im Urlaub als Schweizerin ausgegeben hat, da die Deutschen sich so daneben benommen haben, so dass sie sich davon einfach distanzieren wollte. Ich selbst weiß nicht wie sich der "Durchschnittsdeutsche" im Urlaub verhält. Verstehe ich auch nicht so ganz und ich kenne keine Einzelheiten zu dieser Geschichte.