Aussprachen meiden, da sie meist erfolglos sind?

Eine Freundin von mir hat sich über etwas geärgert, dass ihre Eltern gemacht haben. Sie meint aber, dass es da nichts nützen würde das Gespräch zu suchen. Denn ihre Eltern würden sich doch nur herausreden oder alles abtun oder sie würde keine konkrete Antwort bekommen.

Ich denke aber, dass es nicht gesund sein kann, wenn man so etwas stillschweigend hinnimmt und mit sich alleine ausmacht. So kann sich ja auch nur schwerlich etwas verändern.

Meidet ihr Aussprachen, wenn diese meist erfolglos sind? Oder lasst ihr euch davon nicht unterkriegen und versucht es immer wieder? Meint ihr, dass es auf die Dauer nicht gut ist, wenn man so etwas schluckt und nicht anspricht, weil man keine Hoffnung auf Erfolg hat?

Ich bin kein Freund von einfach auf sich beruhen lassen und möchte mich immer aussprechen. Selbst meint zu wissen wie jemand reagiert, heißt das ja auch nicht, dass der Mensch dann auch genauso reagiert. Deswegen würde ich es auch immer wieder ansprechen. Man kann das ja auch nur so klären und wenn man alles immer nur für sich behält kann man auch nichts klären und frisst es dann letztendlich in sich hinein, was ja absolut schädlich für die eigene Seele ist. Da spreche ich es lieber an und habe dann keine Lösung, als alles in mich hinein zu fressen.

Ich halte es für naiv zu glauben, dass man alle zwischenmenschlichen Probleme und Konflikte durch "Aussprachen" lösen kann. Manchmal sind die Probleme einfach zu verfahren, oder beide Parteien glauben felsenfest im Recht zu sein oder blocken aus unterschiedlichen Gründen ab. Wie soll man beispielsweise länger zurückliegende Konflikte lösen, wenn es nur heißt: "Daran kann ich mich ja gar nicht mehr erinnern" oder "Das ist ja schon so lange her", oder "Das hast du wohl missverstanden!"?

Da kannst du dir im Einzelfall den Mund fusselig reden und hinterher geht es dir schlechter als vorher, weil die werte Sippschaft oder die Bagage, die sich mal Freunde geschimpft hat, einfach keine Lust auf eine Aussprache hatten oder gar nicht begreifen, was das Gerede soll. Da muss nicht mal böser Wille dahinter sein. Aber man kann eben niemanden dazu zwingen, die Dinge auf eine bestimmte Art zu sehen. Fehler einzugestehen oder auf Versöhnungsangebote einzugehen. Von daher verstehe ich vollkommen, wenn die Leute einfach irgendwann aufgeben und sich damit abfinden, dass Reden in diesem Fall auch nichts bringt.

Ich halte es für ziemlich naiv, wenn man davon ausgeht, dass sich jedes Problem durch "reden" lösen lässt und kann so eine Einstellung nicht wirklich nachvollziehen. Wenn man eine gewisse Menschenkenntnis hat und nicht auf den Kopf gefallen ist, merkt man doch, ob seine Mitmenschen in einem aufnahmefähigen Modus sind oder eben nicht.

Es gibt nun einmal Menschen - und dazu gehört leider meiner Chefin - die sind nicht offen für konstruktive Kritik und wenn man denen nicht das sagt, was sie hören wollen, ist man schnell unten durch und wird dann eben aus dem Weg geräumt und ignoriert. Was soll Reden da bitteschön helfen?

Wenn deine Freundin es aus Erfahrung schon weiß, dass Aussprachen mit ihren Eltern nicht von Erfolg gekrönt sind, dann muss ich sagen, dass ich es schon verstehen kann, dass sie sich die Energie lieber spart. Allgemein finde ich es schon wichtig, dass man die Aussprache sucht und nicht alles in sich hinein frisst. Aber nicht bei jedem Thema oder auch jeder Person ist dies möglich. Darum würde ich eine Aussprache auch meiden, wenn ich recht sicher weiß, dass sie erfolglos sein wird.