Mit Chef über private Weiterbildung sprechen?
Ein Bekannter von mir überlegt, sich beruflich weiterzubilden, wobei er da einen bestimmten Weiterbildungsstudiengang im Auge hat. Er wägt noch ab, ob er dies wirklich wagen sollte, weil das Studium wohl ziemlich teuer sein soll. Er ist aber der Ansicht, dass er das auf Arbeit erst erzählen möchte, wenn alles in Stein gemeißelt ist und er sogar die Zulassung für das Studium hat. Das Studium würde dann neben dem Beruf laufen, sodass sein Chef keine Kündigung befürchten müsste.
Seine Partnerin ist aber der Ansicht, dass er das ruhig offen ansprechen sollte vor Kollegen und vor dem Chef. Da der Chef denselben Studiengang bereits erfolgreich abgeschlossen hat und in dieser Hinsicht spezialisiert ist, würde er ihrer Meinung nach durch den Chef nur Unterstützung und Hilfestellung erfahren. Mein Bekannter ist aber der Ansicht, dass man berufliches und privates trennen sollte und dass es auf Arbeit eben niemanden etwas angeht, was er machen möchte. Wie seht ihr das? Würdet ihr auf Arbeit von euren Weiterbildungsüberlegungen erzählen oder sollte man das lieber für sich behalten?
Ich würde das schon erwähnen. Immerhin kann es ja auch sein, dass es einem eben doch mal nicht so leicht fällt später und da kann man vielleicht schon mal vorher mit dem Chef darüber sprechen, damit dieser dann besseres Verständnis hat. Generell muss man sicherlich nicht alles mit dem Chef besprechen, wenn man sich privat weiterbildet, aber das betrifft ja auch irgendwie den Job.
Täubchen hat geschrieben:Mein Bekannter ist aber der Ansicht, dass man berufliches und privates trennen sollte und dass es auf Arbeit eben niemanden etwas angeht, was er machen möchte.
Wofür macht er denn die Weiterbildung? Nur zum Spaß oder um diese später auch in seinen beruflichen Zukunftsplänen nutzen zu wollen? Wenn es letzteres ist, dann ist die Weiterbildung kein rein privates Vergnügen mehr, denn sie hat ja Auswirkungen auf seine zukünftigen beruflichen Möglichkeiten. Also frage ich mich, warum man das dann noch trennen will und muss.
Ich würde selbstverständlich meinem Chef davon erzählen, denn ein nebenberufliches Studium kostet extrem viel Nerven und Energie und wenn man dafür die Unterstützung vom Chef hat und sei es nur um mal ein paar Urlaubstage vor den Prüfungen zu bekommen, dann kann das schon eine deutliche Entlastung sein. Genauso wie ein pünktlicher Feierabend an bestimmten Tagen, wenn zum Beispiel auch unter der Woche am Abend noch Seminare anstehen. Wenn man dafür nicht die Unterstützung vom Chef hat, dann wird das schon fast automatisch ein Spießrutenlauf. Wenn man das vorher schon angesprochen hat und geklärt hat, dann kann man sich auch mit ein wenig mehr Ruhe überhaupt für den Studiengang entscheiden.
Davon abgesehen fände ich es als Chef auch nicht gut, wenn mein Mitarbeiter mir gar nichts von den Plänen erzählen würde, ob man das jetzt dann wirklich umsetzt oder nicht. Als Chef würde ich mich da nämlich fragen, ob der Mitarbeiter mir so gar nicht vertraut und ob da vielleicht noch andere Gedanken mitspielen, als nur das reine Studium. Einfach, was ist vielleicht nach dem Studium?
Hier musst du nun wirklich differenzieren. Ein Studium muss man nicht machen damit man beruflich weiter kommt, manche machen das auch nur für sich selbst und wenn es mit dem eigentlichen Beruf nichts zu tun hat, warum sollte sich der Chef für die Privatsachen seines Angestellten interessieren?
Wenn man es geschickt angehen möchte, dann lässt man beim Chef ohnehin anklingen das man an einer Weiterbildung interessiert ist und kann ihm dann auch schon ein paar Dinge nennen die einen interessieren. Besteht daran Bedarf im Unternehmen, dann ist ein Chef dazu anderes eingestimmt als wenn es das gar nicht braucht und der Mitarbeiter das nur aus Spaß an der Freunde machen möchte. Solch ein Engagement kann gefördert werden z.B. mit Beteiligung an den Kosten oder auch bezahlte Freistellungen. Ebenfalls steigt dann auch das Ansehen beim Chef wenn man sich Leistungswillig zeigt.
Ein Chef kann dennoch kündigen auch wenn es in Stein gemeißelt ist mit der Zulassung. Bringt der Mitarbeiter seine Leistung nicht mehr, ist unkonzentriert und unausgeschlafen wegen seiner Weiterbildung, dann hat das den Chef zu interessieren und das kann auch zu einer Kündigung gehen. Daher sollte man schon vorher solche Dinge anklingen lassen, dass solche Dinge im Vorfeld vermieden werden können.
Ich bin selbst Chef und ich ermutige meine Mitarbeiter auch zu mir zu kommen wenn sie solche Gedankengänge haben. Kommen sie von alleine zu mir und bitten mich um Weiterbildung in bestimmten Bereichen, dann kann man auch gemeinsam schauen was realisierbar ist und was nicht. Wird der Mitarbeiter damit wertvoller für mich, dann bin ich auch bereit die Kosten dafür zu tragen und sichere mich auch ab das dieser bei mir bleibt und nicht hinterher nach der Weiterbildung direkt zur Konkurrenz rennt.
Somit gibt es Verträge die geschrieben werden, die die Mitarbeiter im Anschluss auch für Zeit X an mein Unternehmen bindet, alternativ wenn sie daraus entlassen werden wollen müssten dann die Kosten erstattet werden für die Weiterbildung. Freistellungen, spätere Anfangszeit mit Arbeiten usw. alles machbar wenn man darüber spricht und das wüsste ich gerne vorher, bevor derjenige auf eigene Faust etwas anfängt und dann nicht schafft wegen der Doppelbelastung oder aus finanzieller Sicht es nicht weiter geht und sie dann erst auf meiner Matte stehen und fragen.
Das hat einen richtig faden Beigeschmack für mich als wenn man direkt mit offenen Karten spielt. Sicherlich zahle ich einem auch keinen Voodookurs für Anfänger, aber wenn sich jemand im passenden Bereich weiterbilden möchte, warum sollte ich ihn das alleine tragen lassen wenn es für mich auch ein Gewinn bedeutet?
Sorae hat geschrieben:Besteht daran Bedarf im Unternehmen, dann ist ein Chef dazu anderes eingestimmt als wenn es das gar nicht braucht und der Mitarbeiter das nur aus Spaß an der Freunde machen möchte.
Es soll wohl beides sein. Mein Bekannter interessiert sich nicht nur aus purer Lebensfreude an dem Studium, sondern zufälligerweise ist es auch ein Studium bzw. ein Abschluss, der dort in der Abteilung sehr gefragt ist. So hat mein Bekannter sich auch schon bei einem Kollegen erkundigt, der denselben Abschluss nur an einer anderen Uni gemacht hat und wollte eben wissen, welche Literatur zu empfehlen ist und was man generell beachten sollte, wenn man sich für ein Studium in diesem Bereich interessiert.
Nicht nur der Chef hat einen Abschluss in diesem Studienfach, sondern wie gesagt auch schon ein Kollege. Mein Bekannter hat schon mehrere Stellenanzeigen aus dem Betrieb mitbekommen, wo ausdrücklich ein Masterabschluss in diesem Studiengang gefordert wurde. Meiner Meinung nach würde mein Bekannter also schon sehr gut dastehen, wenn er mit seinem Chef offen über diese Pläne und Wünsche spricht, weil der Chef - meiner Meinung nach - davon profitieren würde.
Erst vor einigen Tagen hatte sich eine Mitarbeiterin gemeldet, dass sie eben wegziehen wird, weil ihr Mann eine andere Stelle gefunden hat. Der Bedarf an Fachkräften ist da. Mein Bekannter ist nur so stur und meint, dass das eben seine Privatsphäre ist und niemanden etwas angehen würde auf Arbeit.
Jetzt wird es ja langsam schon etwas merkwürdig, auf der einen Seite sagt er, dass das Studium seine Privatangelegenheit ist und dann erkundigt er sich aber beim Kollegen nach Literatur etc. Da hat er doch schon das berufliche mit dem privaten gemischt. So ganz stringent ist er da in seiner Meinung und der Umsetzung dann aber auch nicht.
Nur weil der Chef das gleiche Studium absolviert hat, bedeutet dies nicht, dass er es auch unterstützen muss. Wenn dein Bekannter wartet und nicht mal ansatzweise mit seinem Chef darüber redet und am Ende alles in trockenen Tüchern hat, dann sollte er vielleicht auch darauf achten, dass das Studium, welches er beginnt, ggf. als sein reines Freizeitvergnügen angesehen wird und er keine Unterstützung bekommen könnte.
Dann darf dein Bekannter sich gegebenenfalls selbst darum kümmern, dass er pünktlich Feierabend macht, um zum Beispiel zu einem Seminar zu gelangen und er bekommt halt nicht so einfach eine Freistellung, als wenn es offiziell geklärt wurde. Wenn der Chef dann sagt, dass er es nicht wünscht, dass sein Mitarbeiter einen Studiengang absolviert und er es dann trotzdem macht, dann ist es sein privates Vergnügen, gelernt wird dann am Abend oder am Wochenende. und Seminare oder Ähnliches geht halt auf den eigenen Urlaub.
Wenn es ein Studiengang ist, der einen dienstlich weiterbringt, dann sollte er mit seinem Chef reden. Ich bearbeite ja nebenberuflich das Abitur, das ist nicht so gern gesehen, aber ich komme damit recht gut klar, trotz Doppelbelastung Arbeit und Lernerei. Aber ich habe keine Unterstützung und muss alles so regeln, dass es trotzdem funktioniert und das ist ein Bärenaufwand an Organisation, damit alles nebenberuflich läuft. Ich habe meinen Abend teilweise im Halbstundentakt organisiert.
Ich rede ganz offen darüber, dass ich das Abitur mache, aber es ist meine Privatsache. Sprich ich wiederhole meine Aufgaben ganz strikt nur in der Mittagspause und nach der Arbeit. Lektüren beschaffe ich mir privat und arbeite sie nach der Arbeit durch. Muss ich zu Seminaren, nehme ich mir früher frei oder ich muss sie verschieben lassen. Man kann sich dann auch mal mit Kollegen darüber austauschen, aber am Ende bleibt es das eigene Privatvergnügen.
Da es sich um einen dienstlich relevanten Studiengang hier geht, sollte der Bekannte sich zumindest mal vortasten und nicht gleich auf eigene Art und Weise lospreschen. Wird sein Wunsch abgelehnt, kann er immer noch sagen, dass er den Studiengang unbedingt absolvieren will, aber dann muss er halt damit rechnen, dass alles auf eigene Faust abläuft. Aber er muss dann seine gewohnte Arbeitsleistung noch erbringen können.
Es ist schwierig zu sagen und ich kann deinen Bekannten schon verstehen, dass er das Studium nicht erwähnt, weil er es privat machen möchte. Vielleicht geht es ihm auch darum, dass es eben nicht auffällt, wenn er bei dem Studium scheitern sollte. Dann kann er einfach bei seiner Arbeit bleiben und niemand würde etwas mitbekommen.
Aber wenn es dem Beruf förderlich ist und der Bedarf auch da ist, dann muss ich sagen, dass es sicher nicht schlecht ist, das Studium beim Chef zu erwähnen. Immerhin macht er ja schon etwas, das ihn im gewählten Beruf weiterbringen würde und nichts in einer vollkommen anderen Richtung. Und vielleicht würde er neben der Unterstützung beim Thema auch eine finanzielle Unterstützung vom Chef bekommen, wenn dieser meint, dass das für den Betrieb nützlich ist.
Alleine schon deswegen muss ich sagen, dass ich es wohl ansprechen würde. Sicher ist es dann noch unangenehmer, wenn man das Studium tatsächlich nicht schaffen sollte, aber darüber kann man sich ja dann Gedanken machen, wenn es soweit ist. Deswegen würde ich es durchaus schon mal erwähnen und kann mir vorstellen, dass das hilfreich ist, wenn man eben auch mal etwas fragen kann, was man während des Studiums nicht verstanden hat.
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