Längere Betriebszugehörigkeit - Grund für Unzufriedenheit?

vom 06.06.2013, 21:49 Uhr

In meiner aktuellen Projektarbeit für die Universität befasse ich mit dem Thema der Arbeitszufriedenheit von Mitarbeitern. In meinem gewählten Beispielunternehmen fällt auf, dass vor allem Mitarbeiter mit einer längeren Betriebszugehörigkeit im Vergleich zu neuen Kollegen unzufrieden sind. Alle bekommen in dem Unternehmen die gleichen Möglichkeiten geboten.

Von einem kostenlosem Frühstück über den Dienstwagen mit Privatnutzung und Übernahme der Tankkosten bis hin zu einem hohen Gehalt, alle Mitarbeiter arbeiten zu denselben Bedingungen. Dennoch ist eine Unzufriedenheit der langjährigen Arbeitnehmer deutlich erkennbar. Welche theoretischen Erklärungen findet ihr für dieses Ergebnis? Habt ihr selber schon einmal Erfahrungen mit einer solchen Erkenntnis gemacht oder seid ihr sogar selbst ein langjähriger aber unzufriedener Mitarbeiter in eurem Unternehmen?

» Jaacc » Beiträge: 66 » Talkpoints: 34,20 »



Ich denke, dass liegt daran, dass so eine Belohnung wie ein Firmenwagen oder das Frühstück sich abnutzen. An dem Tag, an dem man diese Vergünstigung zugesprochen bekommt und je nachdem noch eine Woche, einen Monat oder ein Jahr lang freut man sich sehr und fühlt seine Arbeit entsprechend gewürdigt. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich eben daran, es wird zur Selbstverständlichkeit und das Belohnungszentrum im Gehirn schüttet auch nichts mehr aus. Dann ist man wieder auf Normalzustand. Und mit der Zeit kann man dann auch wieder in einen negativen Bereich abrutschen, in dem man sich dann nicht genügend anerkannt fühlt. Und dann ist man unzufrieden.

Das ist nicht wirklich rational gedacht. Aber davon kann man bei Gefühlen ja nicht ausgehen. Sinnvoller wäre es, diese Vergünstigungen mit größeren Abständen, aber dafür über einen sehr langen Zeitraum auszugeben. Aber das ist nicht wirklich machbar. Gerade ein Auto bekommt man nun mal auf einen Schlag und nicht Reifen für Reifen. Aber bei Gehaltserhöhungen kann man mehr darauf achten. Aber ich glaube, die nutzen sich sehr schnell ab.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Es gibt ja ständig irgendwelche Veränderungen und ich könnte mir eben vorstellen, dass man unzufriedener ist, wenn man den Eindruck hat, dass vieles eben verschlimmbessert worden ist anstatt es zu verbessern. Ich merke das zum Beispiel auch bei uns auf Arbeit. Der Betrieb existiert seit nicht ganz 10 Jahren und seit knapp über einem Jahr haben wir eine neue Chefin, die sich im Führungsstil komplett vorm Vorgänger unterscheidet. Da sind dann eben auch viele unzufrieden, die noch wissen, wie das Arbeitsklima und die Prozesse vor dem Regime-Change gewesen sind.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass es eine ganz normale menschliche Eigenheit darstellt, sich entwickeln zu wollen und nach mehr zu streben. Und einer der Nachteile davon ist eben, dass man sich auch an Privilegien und Vorteile gewöhnt und sobald der Reiz des Neuen weg ist, empfindet man die eigentlich supertollen Jobbedingungen nicht mehr als Glücksfall oder Geschenk sondern nur noch als das, was einem zusteht. Das sieht man ja an sich jeden Tag: Wer von uns freut sich schon tagtäglich über sauberes Leitungswasser, die Demokratie oder dass wir nicht 6 Stunden zum nächsten Arzt laufen müssen?

Ich denke daher, dass es vor allem der Gewöhnungseffekt ist, der dazu führt, dass die Menschen im Job immer wieder unzufrieden werden, auch wenn die Bedingungen nach außen hin geradezu ideal sind. Außerdem kann man mit Obstkörben, Dienstwagen und einem guten Gehalt auch nicht jeden Nachteil abfangen, den ein Job so mit sich bringt, von miesem Arbeitsklima und Mobbing über mangelnde Mitsprache bis hin zu Stagnation. Viele Arbeitnehmer suchen sich dann einen Job ohne Gratisfrühstück, aber mit einem Chef, der dich nicht je nach Tageslaune vormittags oder nachmittags runterputzt.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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